Hervorragender Arbeitsmarkt für PhDs

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Hervorragender Arbeitsmarkt für PhDs

Eine Analyse der Arbeitsmarktsituation für Hochschulabgänger-innen zeigt, dass die Bedingungen für Promovierte in der Schweiz sehr gut sind: Fünf Jahre nach dem Doktorat beträgt die Erwerbslosenquote nur gerade 0.9%. 47% der Inhaber/innen eines Doktorats üben zu diesem Zeitpunkt eine Führungsfunktion aus. Der Median des jährlichen Bruttoeinkommens bei Promovierten liegt fünf Jahre nach Abschluss bei 107’500 CHF, wobei es allerdings grosse Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.

Das Bundesamt für Statistik (BFS) führt regelmässig Befragungen über die berufliche Entwicklung der Hochschulabsolvent/innen von Schweizer Hochschulen durch. Kürzlich sind nun die Resultate der Abgänger/innen des Abschlussjahrgangs 2004 erschienen, die ein Jahr (2005) und fünf Jahre (2009) nach Abschluss (Bachelor, Master oder Doktorat) an einer Befragung zu ihrem beruflichen Werdegang teilgenommen haben.

Hohe Erwerbsquote

Es erweist sich oft als schwierig, nach dem Master oder Doktorat eine erste Stelle zu finden. Je nach Fachbereich nimmt die Stellensuche mehrere Monate in Anspruch. Diese Schwierigkeiten sind jedoch fünf Jahre nach Abschluss mehrheitlich überwunden. 2009, fünf Jahre nach Abschluss, betrug die Erwerbslosenquote für Inhaber/innen eines Doktorats nur gerade 0,9%. Zwar gibt es Unterschiede je nach Fachbereich: Medizin oder technische Wissenschaften weisen eine tiefere Erwerbslosenquote auf als etwa Sozial- und Geisteswissenschaften. Doch in allen Fachbereichen liegt die Erwerbslosenquote unter 2% und damit deutlich unter dem landesweiten Mittel, das 2009 bei 4,3% lag.

Dass den allermeisten jungen Akademiker/innen der Schritt ins Arbeitsleben gelingt, zeigt auch die hohe Erwerbsquote: Fünf Jahre nach Abschluss beträgt die Erwerbsquote bei den Absolvent/innen der Stufe Master 96%, bei jenen mit Doktorat 97%. Ein Vergleich der Erwerbsquote nach Wohnort zeigt, dass die in der Schweiz wohnhaften Absolvent/innen stärker auf dem Arbeitsmarkt vertreten sind als ihre im Ausland wohnhaften Kolleg/innen. Diese Beobachtung gilt sowohl ein Jahr als auch fünf Jahre nach Abschluss; allerdings ist der Unterschied gering. Er hängt zum Teil damit zusammen, dass sich im Ausland lebende Personen häufiger in einer weiterführenden Ausbildung befinden als ihre in der Schweiz wohnhaften Kolleg/innen. Insgesamt gelingt auch den Ausländer/innen der Schritt von der Hochschule in den Schweizer Arbeitsmarkt sehr gut.

Berufliche Stellung verbessert sich mit Arbeitserfahrung

Der Karriereverlauf zwischen 2005 und 2009 zeigt, dass der Anteil der Personen, die eine Führungsposition ausüben, mit fünf Jahren Arbeitserfahrung stark angestiegen ist. Bei den Inhaber/innen eines Doktorats erhöhte sich dieser Anteil im betrachteten Zeitraum von 25% auf 47%. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die als Assistent/in (2005: 26%; 2009: 14%) oder als Angestellte ohne Führungsfunktion arbeiten (2005: 43%; 2009: 31%), kleiner geworden. Frauen sind generell weniger stark in Kaderpositionen vertreten als Männer und arbeiten häufiger als Angestellte ohne Führungsfunktion. 2009 betrug der Kaderanteil von promovierten Männern 52%, von promovierten Frauen nur 39%.

Anstellungsbedingungen unterschiedlich

Die Hälfte der Absolvent/innen der Abschlusskohorte 2004 hat ein Jahr nach Hochschulabschluss eine befristete Anstellung inne. Dieser Anteil sinkt mit zunehmender Verweildauer auf dem Arbeitsmarkt: Fünf Jahre nach Abschluss sind Absolvent/innen der Stufe Master nur noch zu 26%, Promovierte noch zu 34,7% befristet angestellt. Auf den ersten Blick überrascht dieser nach wie vor hohe Anteil befristeter Anstellungen von Promovierten. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Promovierte, welche weiterhin an Universitäten tätig sind, überwiegend befristet angestellt sind. Dieser Anteil sinkt bei Promovierten im ausserhochschulischen Arbeitsmarkt auf das mit den anderen Absolvent/innen vergleichbare Niveau.

Voll- oder Teilzeitarbeit?

Fünf Jahre nach Studienabschluss arbeiten 25% der PhDs Teilzeit. Allgemein sind Absolvent/innen mit Kindern eher teilzeitbeschäftigt als diejenigen ohne Kinder. Dieser Effekt ist bei den Frauen stärker ausgeprägt als bei den Männern. Auch Absolvent/innen der Geistes- und Sozialwissenschaften haben mehr Teilzeitanstellungen als Absolvent/innen der anderen Fachbereichsgruppen.

Die Gründe für Teilzeitarbeit sind unterschiedlich. Kinder gehören zu den wichtigsten Gründen für die Wahl einer Teilzeitanstellung. Fünf Jahre nach Abschluss geben 65% der teilzeitarbeitenden, promovierten Frauen die Betreuung von Kindern oder das Führen des Haushalts als Grund an. Auch bei den Männern ist dieser Grund verbreitet (37% bei Promovierten). Weitere Gründe für Teilzeitarbeit sind aber auch persönliche Interessen oder der Besuch einer Weiterbildung. Und nicht zuletzt ist davon auszugehen, dass Doktorierende und Assistierende an Universitäten oft nur Teilzeitstellen erhalten. Der tiefste Anteil an vollzeitbeschäftigter Absolventinnen ist denn auch bei der Kategorie Doktorierende und Assistierende zu beobachten.

Einkommen hängt vom Fachbereich und vom Geschlecht ab

Die Studie des BFS hat auch das mittlere, auf 100 Stellenprozente hochgerechnete Bruttojahreseinkommen der Hochschulabsolvent/innen untersucht. Für die Abschlusskohorte 2004 liegt der Median des jährlichen Bruttoeinkommens fünf Jahre nach Abschluss bei 92’300 CH für Absolvent/innen auf Stufe Master und 107’500 CHF für Promovierte. Damit verdienen Promovierte gut 15’000 CHF mehr im Jahr. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass Inhaber/innen eines Doktorats im Durchschnitt fünf Jahre älter sind als Master-Absolvent/innen. Während dieser Zeit konnten sie sich sowohl zusätzliche Fachkompetenzen als auch Arbeitserfahrung aneignen. Es wäre deshalb zu kurz gegriffen, die Einkommensunterschiede allein durch den erworbenen Titel (Doktorat) zu begründen. Bei einem Vergleich muss auch das meist sehr tiefe Einkommen während des Doktorats berücksichtigt werden, das einem mehrjährigen Einkommensausfall gleichkommt.

Die Löhne hängen vom Fachbereich, dem Geschlecht und der Grossregion ab. Die höchsten Einkommen erzielen Promovierte in den Fachbereichsgruppen Recht (136’500 CHF) und Wirtschaftswissenschaften (130’000 CHF). Die exakten und Naturwissenschaften (100’000 CHF) liegen hingegen am unteren Rand des Spektrums, zusammen mit der Fachbereichsgruppe Medizin und Pharmazie. Ob dies darauf zurückzuführen ist, dass sich fünf Jahre nach dem Doktorat nach wie vor viele Mediziner/innen und Naturwissenschaftler/innen in schlecht bezahlten akademischen Forschungsstellen befinden, ist nicht bekannt.

Unterschiede zwischen Frauen und Männern treten besonders stark bei den Promovierten auf: Fünf Jahre nach dem Doktorat verdienen Männer mit 111’000 CHF über 12’000 CHF mehr als Frauen. Die Unterschiede bleiben auch innerhalb der Fachbereichsgruppen bestehen.

Die Einkommensanalyse zeigt auch, dass sich ein Karriereschritt lohnt: PhDs verdienen in einer Position mit Führungsfunktion beinahe 20’000 CHF mehr als in einer Position ohne Führungsfunktion. Dass Männer fünf Jahre nach Studienabschluss eher Führungsfunktionen wahrnehmen als Frauen, könnte ein Grund für die beobachteten Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sein. Tatsächlich verringert sich dieser aber nur geringfügig, wenn die berufliche Stellung und das Geschlecht zusammen betrachtet werden.

Während die Löhne bei Master-Absolvent/innen je nach Region relativ stark variieren, sind solche regionale Einkommensunterschiede bei den Promovierten nicht zu beobachten.

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