Wie seit nunmehr acht Jahren hat das internationale Forscherteam SCORE (Sewage analysis CORe group Europe), das Christoph Ort von der Eawag mitgegründet hat, auch in diesem Frühjahr das Abwasser von europäischen Metropolen auf Spuren von vier illegalen Drogen untersucht, nämlich Amphetamin, Kokain, MDMA (Ecstasy) und Methamphetamin. Erstmals präsentieren sie die Daten als Summe von typischen täglichen Dosen in Kreisdiagrammen auf einer Karte. Somit lässt sich auf den ersten Blick klar erkennen: Drogen werden überall konsumiert. Aber je nach Ort unterscheidet sich die Vorliebe für gewisse Substanzen: Während die Forschenden im Osten vor allem Spuren von Metamphetaminen im Abwasser detektierten, fanden sich in den Abwasserkanälen Nordosteuropas vorranging Amphetamine, in Mittelund Südeuropa vorwiegend Kokain. Die Ergebnisse 2011-2017 werden heute im Fachjournal «Addiction» publiziert.
Die Grafik zeigt typische Tagesdosen von Drogen in Europa. Rot = Kokain. Violett: MDMA. Blau: Amphetamin. Grün = Methamphetamin.
(Quelle: Iria Gonzalez-Marino et al.)
Seit 2011 wird im Rahmen eines von EMCDDA https://www.eawag.ch/typo3/#_msocom_1 (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) unterstützten Projekts jeweils im Frühjahr das Abwasser während einer Woche in mehreren Städten analysiert. Seither haben Forschende Proben Abwasser von rund 60 Millionen Leuten in 120 Städten im Einzugsgebiet von insgesamt 143 Kläranlagen gesammelt. Für die Schweiz führten die Universität Lausanne und die Eawag die Analysen und Auswertungen des Abwassers durch.
Xenius: Drogenrückstände im Abwasser
Das deutsch-französische Wissenschaftsmagazin Xenius von Arte begleitete unseren Abwasseringenieur Christoph Ort während einem Tag bei der Probennahme im Kanal und der folgenden Analyse im Labor. Er erklärt unter anderem wieso für ihn vor allem der Biofilm aus dem Kanal und nicht das Abwasser von Bedeutung ist (Video verfügbar bis 15.12.2019).
Spatio-temporal assessment of illicit drug use at large scale: evidence from 7 years of international wastewater monitoring. Doi: 10.1111/add.14767