2050: 10 Milliarden Menschen müssen ernährt werden

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 (Bild: Pixabay CC0)
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Zwischen Bevölkerungswachstum, Kriegen und klimatischen Umwälzungen muss sich die menschliche Nahrungskette "vom Feld bis zum Teller" unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit neu erfinden. Ein riesiges Untersuchungsgebiet, das für Wissenschaftler aus allen Bereichen besonders herausfordernd ist. Unser Dossier beleuchtet einen Teil dessen, was in den Labors und auf den Feldern köchelt.

Bis 2050 10 Milliarden Menschen ernähren? Das ist eine gewaltige Herausforderung, wenn man bedenkt, dass bereits heute einer von zehn Menschen Hunger leidet und fast einer von drei sich nicht ausreichend ernähren kann. Um das Ziel der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDG) Nr. 2 "Kein Hunger bis 2050" zu erreichen, müssen 3 Milliarden Menschen mehr ernährt und der Zugang zu Nahrung für weitere 2 Milliarden verbessert werden. Dies alles vor dem Hintergrund, dass Kriege und Klimawandel das landwirtschaftliche Potenzial riesiger Flächen, die heute als Ackerland genutzt werden, gefährden.

Viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt lassen sich davon nicht entmutigen und arbeiten an Innovationen, die das Blatt wenden könnten. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass die Lösung nicht in einem Wettlauf um die Intensivierung des Anbaus liegt - ganz im Gegenteil.

Außerdem "erkennt man heute, dass die meisten modernen Getreidesorten, die durch künstliche Züchtung entstanden sind, einen weitaus geringeren Nährwert haben als die ursprünglichen Sorten", stellt Ismahane Elouafi, Chefwissenschaftlerin der FAO, des Ernährungsprogramms der Vereinten Nationen, fest. "Die Landwirtschaft ist heute für ein Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen verantwortlich - dabei könnten bestimmte Anbautechniken enorme Mengen an Kohlenstoff in den Böden binden und gleichzeitig die Produktion verbessern", erklärt Sara Bonetti, Leiterin des Labors für Hydrologie und Geomorphologie an der EPFL und Bodenspezialistin.

Technologische Anstöße

Auch wenn es illusorisch wäre, sich darauf zu verlassen, dass die Technologie alle gegenwärtigen und zukünftigen Ernährungsprobleme lösen wird, stellen sich Forscherinnen und Forscher aus allen Bereichen dieser spannenden Herausforderung und bieten bereits innovative Lösungen an. Diese gelten für die gesamte Nahrungskette, von der Auswahl, Veränderung und Keimung von Saatgut über den Anbau - im Freiland, im Gewächshaus, oberirdisch oder sogar an Gebäudefassaden - bis hin zur chemischen, robotergestützten oder natürlichen Pflege der Pflanzen, der Ernte, dem Transport, der Verpackung und der Verarbeitung von Lebensmitteln. Oder die Herstellung von Lebensmitteln im Labor, die rein synthetisch sind oder auf traditionellen, aber neu erfundenen biologischen Prozessen beruhen, wie z. B. der Trockenfermentation.

Rund um das Technion in Israel gibt es eine ganze Konstellation von Start-ups, die sich mit Ernährungsfragen beschäftigen (siehe heidi.news-Bericht). In Europa gibt es Organisationen, die Forscher und Landwirte zusammenbringen, um innovative Technologien oder neue Anbautechniken zu testen - so zum Beispiel der Agropôle de Molondin im Kanton Waadt, bei dem die EPFL Partnerin ist, oder das Swiss Food & Nutrition Valley, bei dem die EPFL Gründungsmitglied ist.

Besser konsumieren

Auch die Konsumgewohnheiten stehen im Mittelpunkt des Interesses, denn während viele Menschen an Hunger sterben, sind Milliarden von Menschen übergewichtig und konsumieren unter anderem zu viel Fleisch, das eine hohe CO2-Bilanz aufweist. Und oft sind es dieselben Menschen, die die größte Verschwendung verursachen: Zusammen mit den Produktionsverlusten beläuft sich die Verschwendung weltweit auf ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Produktion. Ein Experiment in den Cafeterien der EPFL hat gezeigt, dass es Wege gibt, die Verschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren - bis hin zum Teller.

Diese Zahlen veranlassen die FAO zu der Aussage, dass die Herausforderung in unserer Reichweite liegt, aber nicht ohne Anstrengungen. Die Analysen der UNO-Organisation stellen nicht nur die Fakten fest, sondern schlagen auch konkrete Verbesserungen vor, die manchmal an den Klippen der industriellen und politischen Interessen oder an einem gewissen Konservatismus in der Landwirtschaft scheitern. In Verbindung mit der Arbeit von Wissenschaftlern und mit viel Dialog und Zusammenarbeit muss alles getan werden, damit sich diese Bemühungen letztendlich auszahlen. Für Milliarden von Menschen ist dies eine lebenswichtige Frage.