Haben Museen, Theater und Kulturinstitutionen eine gute Bilanz in Bezug auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit - Forscher/innen der Universität Lausanne haben eine internationale Umfrage unter mehr als 200 wichtigen Institutionen durchgeführt. Das Ergebnis: Es gibt viel Raum für Verbesserungen und vor allem die angelsächsischen Länder sind am weitesten fortgeschritten.
Angesichts ihres Einflusses, des Publikums, das sie anziehen, und ihrer Fähigkeit, Narrative in verschiedenen Formen an ein breites Publikum zu vermitteln, kommt kulturellen Einrichtungen eine große Rolle bei der Förderung von Nachhaltigkeitsthemen zu und sie müssen mit ehrgeizigen Aktionsplänen mit gutem Beispiel vorangehen. Spezialisten der Fakultät für Geowissenschaften und Umwelt der Universität Lausanne (UNIL) haben eine breit angelegte internationale Umfrage gestartet, um eine Bestandsaufnahme ihrer Fortschritte im Bereich der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit zu machen.
Die Umfrage wurde in Form eines Fragebogens unter rund 206 führenden Museen, Theatern und Opernhäusern auf allen Kontinenten durchgeführt. Die Befragten wurden anhand von Kriterien bewertet, die von der Inklusivität und dem Wohlbefinden der MitarbeiterInnen (soziale Aspekte) bis hin zum Abfall- und Energiemanagement, der Verpflegung oder der CO2-Belastung (Umwelt) reichten.
Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Sustainability: Science, Practice and Policy veröffentlicht wurden, zeigten, dass 60% der Befragten erst in den letzten fünf Jahren oder weniger Nachhaltigkeitsthemen in ihre Strategie aufgenommen hatten. Im Durchschnitt erreichten kulturelle Organisationen 37 von 100 möglichen Punkten im Nachhaltigkeitsscore, wobei sie bei der sozialen Nachhaltigkeit besser abschnitten als bei der ökologischen Nachhaltigkeit. Insgesamt gesehen befindet sich der Sektor in diesem Bereich also in einem relativ frühen Stadium. Martin Müller, Professor an der Universität Lausanne, der die Untersuchung leitete, stellt fest: "Es gibt zwar viele Erklärungen, aber die Umsetzung folgt nicht.
Nachhaltigkeitschampions: eine globale Strategie, ein engagiertes Team und Querverbindungen
Die Studie hat immerhin einige Nachhaltigkeits-Champions ermittelt, insgesamt 14 an der Zahl. Darüber hinaus gibt es eine Korrelation zwischen den Ebenen ’ sozial ’ und ’ umweltbezogen ’. Wenn die Akteure also in einem Bereich gut sind, werden sie auch in dem anderen gut sein. Unter den Top 14 finden sich mehrere angelsächsische Akteure wie die National Galleries of Scotland und das Opernhaus in Sydney, aber auch Universcience in Paris, das den Palais de la Découverte und die Cité des sciences et de l’Industrie umfasst. In der Schweiz wurden sechs Institutionen analysiert, die im Mittelfeld lagen. Die Studie garantierte die Anonymität der teilnehmenden Institutionen, so dass nur die besten Performer, die ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben haben, erwähnt werden.
Die Top-Institutionen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie Nachhaltigkeitsthemen in ihrer Gesamtstrategie verankert haben und eine spezielle interne Gruppe eingestellt haben, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt und Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit koordiniert. Auch der nationale Kontext und politische Entscheidungen scheinen eine Rolle zu spielen. In England beispielsweise sind Institutionen, die über den Arts Council Öffentliche Gelder erhalten, verpflichtet, einen Bericht über Nachhaltigkeitsthemen vorzulegen", kommentiert Julie Grieshaber, Mitautorin der Studie.
Wir sind sehr stolz auf dieses Ergebnis", freut sich Anne Lyden, Generaldirektorin der National Galleries of Scotland, die laut der Studie das nachhaltigste Museum sind. Wir unterstützen aktiv das Ziel Schottlands, bis 2045 eine Netto-Null-Bilanz zu erreichen, und haben unseren CO2-Fußabdruck zwischen 2008 und 2022 um 60% reduziert. ’, fügte sie hinzu. ’ Wir verstehen, dass es wichtig ist, dass wir eine Rolle dabei spielen, die Zukunft nachhaltiger zu gestalten, nicht nur für Schottland, sondern für die ganze Welt’.
Louise Herron, CEO des Sydney Opera House (erste Institution in der Analyse), fügt hinzu: ’’Nachhaltigkeit war von Anfang an Teil der DNA des Opernhauses, und in den letzten Jahren haben wir sie in unsere Organisationsstrategie integriert, sodass sie Teil des täglichen Lebens jedes Einzelnen wird. Dies sind dringende Herausforderungen, vor denen wir stehen, die nur durch koordiniertes Handeln bewältigt werden können, und als kulturelle Organisationen haben wir eine großartige Gelegenheit, andere zu inspirieren und gemeinsam Veränderungen herbeizuführen ’.
Etablierung eines Modells zur Nachahmung
In der Zukunft werden die Wissenschaftler der Universität Lausanne ihre Analysearbeit fortsetzen. Die Idee ist unter anderem, eine weltweite Allianz von Kulturinstitutionen zu gründen, die sich der Nachhaltigkeit widmet, sowie ein Label, um die Bemühungen um Nachhaltigkeit besser zu strukturieren. Zu diesem Zweck hat Prof. Dr. Martin Müller. Martin Müller hat gerade eine wichtige Finanzierung für ein Programm erhalten, das praktische Innovationen auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung fördert.
Methodologie der Umfrage
Fragebögen wurden von 206 Institutionen aus allen Kontinenten ausgefüllt. Die Daten wurden anhand eines Modells mit drei Sphären analysiert: der Governance-Sphäre (Engagement, Strategie, Umsetzung, Transparenz); der sozialen Sphäre (Integrität, Partnerschaften, urbane Integration, Gemeinschaft, Zugang, Vielfalt & Inklusion, Wohlbefinden der Mitarbeiter/innen, Lernen & Inspiration) und der Umwelt-Sphäre (Klima, Biodiversität, Wasser, Abfall, Energie, Mobilität & Transport, Getränke & Lebensmittel, Lieferkette).
Die an der Umfrage teilnehmenden Akteure wurden anhand von Kriterien wie ihrer Bedeutung für den Sektor (nach einem Korpus von Literatur), ihrer Attraktivität (Anzahl der Besucher) oder auch der in ihre Entwicklung investierten Kosten ausgewählt. Die Idee war, bewusst große Institutionen auszuwählen, d. h. die wichtigsten Akteure des Bereichs.