Mit Spielsperre gegen Sucht und Überschuldung

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 (Bild: Pixabay CC0)
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Seit dem Jahr 2000 gibt es in der Schweiz eine gesetzlich verankerte Spielsperre. Diese kann durch die Betroffenen freiwillig beantragt oder von Spielbanken und Lotterien angeordnet werden, um eine Überschuldung zu verhindern. Eine Studie der Hochschule Luzern hat untersucht, ob diese Spielsperre eine wirkungsvolle Massnahme zum Schutz der Spielerinnen und Spieler ist und wie sie sich auf Spielverhalten und Lebensqualität der Betroffenen auswirkt. Die Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.

Casinos und die Betreiber von online durchgeführten Geldspielen sind in der Schweiz dazu verpflichtet, jene Spielerinnen und Spieler auszuschliessen, die Überschuldet sind, ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen oder im Verhältnis zum Einkommen zu hohe Spieleinsätze riskieren. Neben dieser durch Anbieter angeordnete Spielsperre können Betroffene auch eine freiwillige Sperre beantragen. Nun haben Forschende der Hochschule Luzern (HSLU) diese Schutzmassnahme auf ihre Wirkung untersucht und konnten feststellen, dass die Spielsperre die negativen Konsequenzen eines problematischen Spielverhaltens reduzieren kann.

Langzeitbefragung von Betroffenen

Um die Wirkung der Sperre zu untersuchen, hat das Team rund 240 Studienteilnehmende insgesamt drei Mal im Abstand von sechs Monaten befragt. Darunter waren sowohl gesperrte als auch nicht-gesperrte Spielerinnen und Spieler sowohl aus dem land-basiertenwie auch aus dem online-Casinobereich. Bei den Spielsperren der Studienteilnehmenden handelte es sich ausserdem sowohl um freiwillige als auch um angeordnete Spielsperren.

Weniger Sucht und weniger Schulden

Die Erstbefragung der gesperrten Studienteilnehmenden geschah unmittelbar nach Inkrafttreten der Spielsperre und zeigte: Sie hatten im Durchschnitt deutlich tieferes Einkommen und wiesen eher ein Suchtverhalten auf als die nicht-gesperrten Studienteilnehmenden. Nach sechs Monaten machten sich bei den gesperrten Spielerinnen und Spieler Veränderungen bemerkbar. Die Spielhäufigkeit verringerte sich, die finanzielle Situation stabilisierte sich und es konnte eine Reduktion der Spielsucht-Symptome beobachtet werden. Bei nicht-gesperrten Spielenden traten hingegen keine namhaften Veränderungen im Spielverhalten auf.

«Dies bedeutet, dass eine Spielsperre bei den Betroffenen Wirkung zeigte, sowohl hinsichtlich der Sucht als auch der Überschuldung», sagt die Studienleiterin Suzanne Lischer. Diese Verbesserungen würden sich allerdings erst ab einer Sperrdauer von sechs Monaten zeigen. Je länger die Dauer der Sperre, umso grösser war der positive Effekt. «Eine kürzere Sperrdauer scheint nicht auszureichen, um ein problematisches Spielverhältnis positiv zu beeinflussen», schlussfolgert die Expertin für Prävention und Gesundheitsförderung. Eine Aufhebung der freiwilligen Sperre könne von Betroffenen aber bereits nach drei Monaten beantragt werden. Die Spielsperre habe zudem ein weiterer positiver Effekt: Das subjektive Wohlbefinden derjenigen Studienteilnehmenden, die durchgängig gesperrt waren, nahm signifikant zu.

Schadensminderung wichtiger

Die Studie zeigte aber auch, dass ein Teil der gesperrten Spielerinnen und Spieler auf Geldspiele auswich, die nicht Teil des Übergreifenden Sperrsystems sind; wie beispielsweise Online-Geldspiele von Anbietern mit Sitz im Ausland. Trotz dieser Abwanderung Überwiegt der positive Effekt der Spielsperre. Suzanne Lischer weiss: «Schadensmindernde Massnahmen zielen nicht auf Abstinenz ab, sondern bieten einen Rahmen für betroffene Menschen, ihr problematisches Verhalten zu verbessern.» Dass die Spielsperre hierfür ein wirkungsvolles Instrument sein kann, konnte die HSLU-Studie nun erstmals auch für die Schweiz belegen.