Humor und Religion schliessen sich nicht aus, sagt der Theologe Pierre Bühler von der Universität Zürich. Bis ins 18. Jahrhundert war der Brauch des «Osterlachens» in Mitteleuropa verbreitet. Seit neuestem gibt es Bestrebungen, diese Tradition wieder aufleben zu lassen.
Humor und Religion haben die gleiche Einstellung. Sie erlauben uns, vom Alltag Abstand zu nehmen und das normale Leben kreativ aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Daraus gehen wir gestärkt hervor.
Aus dem Mittelalter kennen wir den Brauch des «Osterlachens». Der Pfarrer brachte im Ostergottesdienst die Gemeinde zum Lachen, um auszudrücken, dass das Leben über den Tod und über den Satan gesiegt hatte.
In einigen Gegenden Mitteleuropas blieb dieser Brauch bis ins 18. Jahrhundert bestehen, geriet dann aber leider in Vergessenheit. Nicht zuletzt deshalb, weil Osterpredigten ausarteten und zu einer Zoten-Drescherei verkamen.
Seit neuestem jedoch gibt es, in Deutschland etwa, wieder Bestrebungen, das «Osterlachen» zum Leben zu erwecken. Ich hoffe, dass diese Botschaft auch in der Schweiz in die eine oder andere Osterpredigt einfliesst.
Religiöser Ernst und Humor stehen also nicht im Widerspruch zueinander?
Wer Umberto Ecos Roman «Der Name der Rose» gelesen hat, weiss, was ich meine: Jorge von Burgos, der Bibliothekar in einer mittelalterlichen Benediktinerabtei irgendwo in Italien, ist überzeugt, dass das Lachen die Furcht tötet. Und weil es für Burgos ohne Furcht keinen Glauben geben kann, ist für ihn das Lachen des Teufels.
In den Evangelien sitzt Jesus zusammen mit Zöllnern am selben Tisch. Sie essen und trinken Wein. Man kann sich gut vorstellen, dass es lustig zu und her ging. So sehr, dass gar geschrieben steht, Jesus sei «ein Fresser und Säufer» (Matthäus 11, 19).
Warum nicht einen Ausflug nach Freiburg im Breisgau, nach Strassburg oder gar nach Paris in die Kathedrale Notre Dame machen und dort die unzähligen in Stein gehauenen grotesk-humoresken Umsetzungen biblischer Motive bestaunen?