


Engagiert für interdisziplinäre Lehre und Forschung
Einzelne Auseinandersetzungen waren aufreibend. Aber der Wissenschaftler und Gewässerschützer Wehrli konnte sich immer wieder an Erfolgen freuen. Ein Beispiel ist das interdisziplinäre Projekt «Ökostrom» (1997-2000). Darin hat die Eawag die bis heute gültigen Grundsätze für die Zertifizierung von nachhaltig aus Wasserkraft produziertem Strom erarbeitet. Teile des Projektes, so die aufgezeigte Schwall-Sunk-Problematik unterhalb von Kraftwerken, haben später sogar die Gesetzgebung beeinflusst. Das freut ihn - genauso wie der Dank von Studierenden aus den Umweltsystemwissenschaften oder der erfolgreiche Aufbau von interdisziplinären Gefässen an der ETH wie das Systempraktikum oder die ETH-Woche.
Bernhard Wehrli am Infotag 2002 zum Thema «Alpine Gewässer - fragile Vielfalt in Bedrängnis». Das Thema ist 20 Jahre später aktueller denn je.
Forschung ist ritualisiert
Wehrli weiss, dass Erfolg in der Forschung relativ ist. «Wer den Kopf zu weit aus dem Fenster hält, wird von den Reviewern zurückgepfiffen», sagt er, «wirklich neue Ideen sind selten.» Oft werde das Gleiche mit neuen Methoden und neuer Technik lediglich noch genauer erforscht. Das ist nicht falsch, aber auf Dauer langweilig. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die Forschung in den Augen des phantasievollen Chemikers stark ritualisiert sei, «fast wie die Kirche».So richtig zufrieden kann man erst sein, wenn die eigenen Forschungsresultate dazu zwingen, die Lehrbuchkonzepte neu zu schreiben. Als Beispiel nennt Wehrli die Erkenntnis, dass die künstliche Belüftung von Seen die Rücklösung von Phosphor aus dem Sediment nicht verhindern kann - «es vergingen Jahre, bis wir diesen Prozess besser verstanden haben». Oder der Überraschende Befund, wie grössere Mengen Methan aus Stauseen via Blasen an die Oberfläche steigen und so direkt in die Atmosphäre gelangen.