E-Bike-Sharing boomt in der Schweiz!

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Doch welche Rolle spielen diese Systeme für die Verkehrswende’ Unser BFE Forschungsprojekt POTEBS untersucht ihre Nachhaltigkeit und Integration in multimodale Mobilität. Bleibt dran!

Das E-Bike boomt! Fast jedes zweite in der Schweiz verkaufte Velo ist inzwischen elektrisch. Auch E-Bike Sharing ist zunehmend nicht mehr aus dem Stadtbild vieler urbaner Räume der Schweiz und anderenorts in Europa wegzudenken. Doch was bringt E-Bike Sharing eigentlich unseren Städten und Agglomerationen punkto Verkehrswende und Nachhaltigkeit’ Nachrichten wie von swissinfo.ch im Januar 2022, ’Shared e-bikes and e-scooters ’do climate more harm than good’ mit Verweis auf die ETHZ-Studie von Reck et al. (2022) haben sicher den ein oder anderen Über die Nachhaltigkeitsbedeutung von Shared Micromobility grübeln lassen. Insbesondere wurde damals herausgefunden, dass Shared E-Bikes häufig als Substitut für das Zufussgehen oder die öV-Nutzung, nicht aber so häufig das Auto, genutzt werden. Doch wie immer bedarf es nicht nur einer, sondern vieler Studien und wir können auch jetzt an dieser Stelle schon sagen: Trotz etlicher weiteren Studien verschiedenster methodischer Ansätze in den letzten paar Jahren zeichnet sich in der Akademie noch keine klare Antwort ab. Mit Steuergeldern subventionierte E-Bike Sharing Systeme, die oftmals nicht profitabel sind und deren Wirkung für die nachhaltige Verkehrswende nicht klar belegt ist’ Daraus leiten sich nicht nur politisches und öffentliches Diskussionsinteresse, sondern auch dringender Forschungsbedarf ab.

Im Dezember 2023 haben wir unser vom BFE gefördertes Forschungsprojekt ’POTEBS - Investigating the Potential of E-Bike-Sharing Systems for Sustainable Mobility in Different Spatial Types’ gestartet, das bis 2027 läuft und sich auf den Metropolraum Basel fokussiert. Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Rolle verschiedener Typen (stationsbasiert und free-floating) von E-Bike-Sharing-Systemen (EBSS) in der nachhaltigen Mobilitätswende. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Integration dieser Systeme mit anderen Verkehrsmodi, insbesondere dem öV. Das Projekt wird von der HSLU in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel sowie den Partnern Pick-e-Bike AG und velospot (PubliBike AG) durchgeführt. Aktuell befindet sich das zweite Arbeitspaket des Projektes in der Abschlussphase - eine datengetriebene Analyse von mehr als 1.2 mio. geocodierten Fahrten (Zeitraum 2018-2024) und mehr als 80’000 Nutzer:innen der beiden Systeme.

Bis jetzt zeigen sich Trends, die oft stark mit den Befunden anderer Studien überlappen. Zum Beispiel ist die grosse Mehrheit der registrierten Nutzer:innen inaktiv, was bedeutet, dass sie entweder nur einmal oder gar nie gefahren sind - man könnte fast von ’Karteileichen’ sprechen. Zudem lässt sich die Nutzungsverteilung der Nutzer gut mit dem Pareto-Prinzip, resp. der 80:20-Regel, erklären: Rund 20 % der Nutzer:innen generieren etwa 80 % der Leihminuten im System. Weiterhin sind deutlich weniger als 10 % der Nutzer als regelmässige Nutzer solcher Systeme zu erkennen. Zusätzlich stellen starke saisonale Einflüsse die Anbieter vor wirtschaftliche Herausforderungen. Es zeigt sich, dass Fahrten unter der Woche, besonders zu regulären Pendelzeiten, die Statistik dominieren. Wir hypothetisieren, dass EBSS eher für berufliche und ausbildungsbezogene Pendelzwecke genutzt werden, weniger für Freizeitzwecke. Im Gegensatz zu einigen anderen Studien konnten wir in unserem Fall keine signifikanten Abweichungen in den Nachfragespitzen und Nutzungszeiten identifizieren. Darüber hinaus haben unsere Analysen ergeben, dass die meisten Fahrten in unmittelbarer Nähe zu öV-Haltestellen starten und enden, was darauf hinweist, dass EBSS häufig als Teil von öV-Mikromobilitäts-Reiseketten eingesetzt werden könnten - allerdings herrscht auch hier Unsicherheit, da die öV Haltestellendichte Basels sehr hoch ist. Ein weiterer wesentlicher Aspekt unserer Forschung ist der Einfluss von Wetterbedingungen auf die Nutzung. Unsere Analyse hat gezeigt, dass Regen sowie sehr hohe und sehr niedrige Temperaturen die Anzahl der Ausleihen signifikant reduzieren. An Tagen mit mehr als 1 mm Niederschlag nehmen die Leihzahlen drastisch ab, während die Monate August und September die aktivsten Zeiten für E-Bike-Ausleihen darstellen. In beiden Fällen zeigen sich höhere Schwankungen in der Nutzung von EBSS im Vergleich zum regulären Veloverkehr in Basel, basierend auf der Auswertung von öffentlichen Zählstellendaten. Diese saisonalen Nutzungsmuster sollten bei der Planung von Marketingstrategien und Infrastrukturentwicklungen berücksichtigt werden.

Auf Basis dieser und vieler weiterer Analyseergebnisse, welche zum Beispiel im Konferenzpapier von der Swiss Transport Research Conference 2024 nachzulesen sind, wird das POTEBS-Projekt bald in die nächste Phase übergehen, in der empirische Forschung in Form von Nutzerumfragen und Interviews wertvolle zusätzliche Erkenntnisse bringen wird.