Anfang November startete in Kopenhagen das neue europäische Forschungsprojekt «TIMBERHAUS», das den Holzbau in Europa fördern soll. Ziel ist es, die CO2-Emissionen im Bausektor durch die Entwicklung innovativer Holzbautechnologien und Konstruktionslösungen deutlich zu senken. Das paneuropäische Konsortium besteht aus 19 Partnern aus zehn Ländern, darunter auch die Empa.
Der Bausektor ist für 40% der weltweiten CO2-Emissionen, 50% aller entnommenen Materialien und 35% der erzeugten Abfälle verantwortlich. Trotz zahlreicher Vorteile für das Klima und die Kohlenstoffentnahme aus der Atmosphäre verbreiten sich Holzmaterialien im Bausektor nach wie vor nur langsam. Das europäische «TIMBERHAUS»-Projekt, das von der EU und dem Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) für vier Jahre kofinanziert wird, will den Einsatz von Holz im Bauwesen beschleunigen, indem es das Potenzial von derzeit nicht ausreichend genutzten Laubholzarten und Altholz ausschöpft, um nachhaltige, leistungsstarke Bauprodukte und Konstruktionen zu schaffen und Waldressourcen effizienter einzusetzen.
«Wir nutzen die Waldressourcen bei der Herstellung von Bauprodukten sehr ineffizient. Etwa 50% der europäischen Wälder bestehen aus Laubholzarten, die jedoch weniger als 5% der kommerziellen Holzbauprodukte ausmachen. Die Wertschöpfungskette im Holzbau basiert auf einigen wenigen Nadelholzarten, was sie ineffizient und anfällig macht. Mit TIMBERHAUS versuchen wir, diese Herausforderung zu bewältigen, um die nachhaltige Nutzung von Holz im Bauwesen zu erhöhen», sagt Projektkoordinator Anders Kjellow vom Dänischen Technologischen Institut (DTI).
Forschende werden digitale Werkzeuge wie maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, um innovative Prototypen zu entwickeln, die das Potenzial von zu wenig genutzten Holzressourcen im Bauwesen aufzeigen. Dazu gehören Holzwerkstoffe für tragende Strukturen in mehrstöckigen Gebäuden sowie Bodenbelagslösungen, bei denen Laubholz und Altholz zum Einsatz kommen. «Die Prototypen werden als praktische Beispiele dafür dienen, wie wir eine breitere Palette von Holzressourcen effektiv nutzen können. Unser Ziel ist es, dem Bausektor praktikable und leistungsfähige Produkte zur Verfügung zu stellen, die den aktuellen Baustandards entsprechen und gleichzeitig die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft fördern und die europäischen Klimaziele unterstützen», erklärt der Forscher Mark Schubert.
«TIMBERHAUS» steht in enger Verbindung mit der «New European Bauhaus»-Initiative, die Nachhaltigkeit mit ästhetischen und sozialen Werten verbindet. Im Rahmen des Projekts werden Blaupausen für den Holzbau entwickelt, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen fördern und gleichzeitig lokale kulturelle Traditionen und Designsprachen einbeziehen. Diese Entwürfe werden in Zusammenarbeit mit Interessengruppen in den Partnerstädten Berlin, Baia Mare in Rumänien und Siena erstellt, um sicherzustellen, dass sie den lokalen Bedürfnissen und Vorlieben entsprechen.
«Unser Ansatz im TIMBERHAUS geht Über die Verwendung von Holz als nachhaltigem Material hinaus. Wir entwerfen Lebensräume, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen verbessern. Indem wir traditionelle Holzverarbeitungstechniken mit modernen Designprinzipien kombinieren, schaffen wir Gebäude, die nicht nur die Kohlenstoffemissionen reduzieren, sondern auch komfortable, gesunde und kulturell reichhaltige Umgebungen für Menschen zum Leben und Arbeiten bieten», sagt Kirsten Haggart von «Waugh Thistleton Architects», einem in London ansässigen Architekturbüro, das sich auf Holzbau spezialisiert hat und als Pionier auf dem Gebiet der hohen Holzgebäude gilt.