Archäologie und Bauingenieurwesen nützen der Wirtschaft

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Foto: Office du patrimoine et de l’archéologie du canton de Neuchâtel (Amt
Foto: Office du patrimoine et de l’archéologie du canton de Neuchâtel (Amt für Kulturerbe und Archäologie des Kantons Neuenburg)

In seiner an der Universität Neuenburg verteidigten Doktorarbeit zeigt Paul Jobin die komplexen und fruchtbaren Beziehungen zwischen Archäologie und Bauingenieurwesen auf. Oder wie alte Überreste den Zeitplan und die Ausführung von Erschließungen für die zukünftige Wirtschaft in der Schweiz beeinflussen.

Paul Jobin meint: ’Die moderne Archäologie hat sich seit Jahrzehnten verändert. Sie ist nicht nur die Wissenschaft der Vergangenheit und alter Gegenstände, sondern eine Disziplin, die verschiedene Akteure des Territoriums dazu bringt, einen echten Dialog zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu führen. Die verschiedenen Personen, die an der Entwicklung des Gebiets beteiligt sind, sollten daher eine Haltung der Kooperation statt der Opposition einnehmen.

Präventive Archäologie

In ihrer Doktorarbeit beleuchten Archäologinnen und Archäologen die Beziehungen und die manchmal schwierige, aber notwendige Zusammenarbeit zwischen der Vielzahl von Akteuren, die von wirtschaftlichen Entwicklungsprojekten betroffen sind, die das Gebiet einbeziehen. Das kulturelle Erbe und die archäologischen Funde dienen dazu, aktuelle und zukünftige Entwicklungen in einem Gebiet zu planen, und nicht dazu, sie zu verhindern. Diese Ansicht stützt sich auf die Präventivarchäologie, die es ermöglicht, den Schutz des archäologischen Erbes und die territoriale Entwicklung miteinander in Einklang zu bringen.

In diesem Rahmen werden Projekte für neue Erschließungen oder Bauten anhand der archäologischen Karte geprüft, die von den kantonalen archäologischen Diensten verwaltet wird. Dieser Ansatz der präventiven Archäologie ermöglicht es, das archäologische Risiko und die potenziell durch neue Bauten (Gebäude, Infrastrukturen, Ausrüstungen usw.) gefährdeten Überreste zu bewerten. ’Die Lösungen, die die Bauingenieure finden, tragen zum archäologischen Wissen bei und ermöglichen es, neue archäologische Fakten im Gelände zu beobachten. Das nennt man Win-Win-Situation’, erklärt Paul Jobin weiter.

Erforschen, aufwerten, gestalten

Konkret kann man vor Ort feststellen, dass Archäologen bereits im Vorfeld von Baustellen tätig werden, indem sie diagnostische Sondierungen mit Hilfe von Schaufeln durchführen oder die Erdarbeiten verfolgen. Je nach den Funden können diese beiden Arten von Maßnahmen zur Durchführung einer archäologischen Ausgrabung führen. In diesem Prozess gilt es, für alle Beteiligten, die sich aus einer Vielzahl von Akteuren zusammensetzen, den besten zeitlichen und finanziellen Kompromiss zu erzielen.

Wenn diese Vielzahl von Akteuren gemeinsam Projekte entwickelt, kann man sicher sein, dass die Projekte das Kulturerbe nicht beeinträchtigen. Denn wenn alte Gegenstände gefunden werden, kann man nicht nur diese Gegenstände untersuchen und aufwerten, sondern auch Planungen ins Auge fassen, die den historischen Anteil des Geländes mit einbeziehen’. Diese Ansätze wirken sich auf die Verhandlungen über die Raumplanung aus, da die Interpretationen Vorstellungen über das betroffene Gebiet liefern werden.

Bibliografische Referenz:

Paul Jobin, Entre patrimoine culturel et génie civil: l’intégration de l’archéologie au sein de la construction des routes nationales (1958-2012), l’exemple de la Suisse occidentale, Thèse de doctorat, Faculté des lettres et sciences humaines, Institut d’archéologie et des sciences de l’antiquité.