Neueste Generation von Frühwarnsystemen

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Die Gerberngasse im Mattequartier in Bern während des Hochwassers im September 2
Die Gerberngasse im Mattequartier in Bern während des Hochwassers im September 2005. © Mobiliar Lab für Naturrisiken / Andrea Campiche / CC BY-NC-ND 3.0

Der Sommer 2024 hat gezeigt, wie exponiert und verletzlich Siedlungen und Infrastruktur in der Schweiz gegenüber Naturgefahren sind - und wie wichtig zuverlässige Frühwarnsysteme sind. Eine vom Mobiliar Lab für Naturrisiken der Universität Bern organisierte internationale Konferenz widmet sich der nächsten Generation von Frühwarnsystemen. Sie findet vom 28. bis 31. Januar in Bern statt. An einem Anlass für Medienschaffende am Dienstag, 28. Januar werden neueste Entwicklungen und Forschungsresultate vorgestellt.

In einem dicht besiedelten Land wie der Schweiz ist der Rückzug aus Naturgefahrengebieten nicht möglich. Deshalb sind gefährdete Siedlungen und Infrastrukturen auf Frühwarnsysteme angewiesen. Mit deren Hilfe können im Katastrophenfall frühzeitig Schutzmassnahmen oder Evakuierungen veranlasst werden. Neue Computermodelle erlauben es nun, die Folgen von Extremereignissen bereits aus der Wettervorhersage abzuleiten. Künftig lässt sich deshalb nicht nur das Wetter vorhersagen, sondern auch seine Folgen. Mit anderen Worten: Die Wettervorhersage soll in eine Schadenvorhersage ’übersetzt’ werden. Diese Entwicklung wird es den Einsatzorganisationen erleichtern, Entscheidungen zu möglichen Schutzmassnahmen zu treffen.

’Um eine Wettervorhersage mit Blick auf mögliche Schäden zu interpretieren, braucht es viel Fachwissen, Simulationsmodelle und Informationsmanagement, die vor Ort in einem potenziellen Katastrophengebiet oft fehlen’, sagt Andreas Zischg, Leiter der Gruppe Modellierung von Mensch-Umwelt-Systemen am Geographischen Institut der Universität Bern und Organisator der Tagung ’RIMMA2025 - Vorhersage, Warnung, Vorbereitung und Katastrophenmanagement’. In so einer Situation, so der Hochwasserexperte, wären deshalb Vorhersagen zu überfluteten Flächen gefragt - und nicht bloss die zu erwartenden Niederschlagsmengen.

Erste Durchbrüche in der Entwicklung von schadenbasierten Frühwarnsystemen

Wie sich Vorhersagen zu möglichen Schäden anstellen lassen, ist eines der Themen an der vom Mobiliar Lab und vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern organisierten Tagung. Die Konferenz betritt Neuland: Erstmals kommen Forschende aus den Bereichen Naturgefahren, Visualisierung und Kommunikation mit Vorhersagediensten und Zivilschutzorganisationen zusammen, um neue Entwicklungen bei den Frühwarnsystemen zu diskutieren und anzuregen. Zu den Ko-Organisatoren des Anlasses zählen der ’Lenkungsausschuss Intervention Naturgefahren des Bundes’ (LAINAT), die Risikoinformationsmanagement-Experten-Community RIMMA, sowie die ETH Zürich. An der Konferenz werden Forschende aus allen Regionen der Welt die neuesten Entwicklungen von Frühwarnsystemen zeigen, die in der Lage sind, Folgen von Wetterund Naturgefahrenereignissen auf die Gesellschaft vorherzusagen. Ziel der Tagung ist es, den Weg zur Entwicklung einer neuen Generation von Vorhersageund Frühwarnsystemen vorzuspuren und so in Zukunft verheerende Folgen von extremen Niederschlägen wie im Sommer 2024 in der Schweiz zu vermeiden.