Repression und Heroinbehandlungen beeinflussen Zahl der Drogentoten

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Zurich - University of Zurich

Die polizeiliche Repression gegen Heroinkonsumenten war in den neunziger Jahren besonders hoch. Damals wurden etwa 30 Prozent mehr Drogentote registriert. Das Behandlungsangebot mit Methadon und Heroin führte dagegen dazu, dass die Drogenmortalität auf einen Viertel sank. Diesen Zusammenhang haben Forscher der Universität Zürich in einer neuen Studie festgestellt.  

Carlos Nordt und Rudolf Stohler von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich untersuchten in einer in «Drug and Alcohol Review» publizierten Studie den Zusammenhang zwischen Polizeirepression gegen Heroinkonsumenten, der Verfügbarkeit von Methadon- und Heroinbehandlungen und der Anzahl Drogentoter in der Schweiz in den Jahren 1975 bis 2007. Bekanntlich ist Heroin, allein oder in Kombination mit anderen Substanzen, für die überwiegende Mehrheit der Drogentodesfälle verantwortlich. Die Anzahl Drogentoter lag 1975 bei 35 Fällen, stieg dann stark an und erreichte 1992 mit 419 Drogentoten ihren Höhepunkt. Seit 1998 schwankt diese Zahl nun um jährlich ca. 190 Fälle.

Das Ausmass polizeilicher Repression gegen Heroinkonsumenten berechneten die Autoren anhand der jährlichen Anzahl polizeilicher Verzeigungen wegen Heroinkonsums, bezogen auf die jeweilige geschätzte Anzahl von Heroinkonsumenten. Dabei berücksichtigten sie, dass die Verzeigungswahrscheinlichkeit für Heroinabhängige in Methadon- und Heroinbehandlungen tiefer ist. So berechnet war die polizeiliche Repression gegen Heroinkonsumenten in den 90er-Jahren doppelt so intensiv wie in der Zeit davor und danach. In den 90er-Jahren war aber ebenfalls die Anzahl der Drogentoten – wiederum unter Berücksichtigung der jeweiligen Anzahl Heroinabhängiger – um 30 Prozent höher.

Die Autoren bezogen in ihre Berechnungen zudem den Einfluss verschiedener anderer Faktoren auf die Mortalität mit ein. So reduzierte die Einführung niederschwelliger Methadonbehandlungen und heroingestützter Behandlungen die Anzahl der Drogentoten um rund einen Faktor 4. Auch in anderen Ländern konnten solche Substitutionsbehandlungen die Drogenmortalität im gleichen Ausmass reduzieren, wie Ergebnissen verschiedener anderer Studien aus Europa zeigen.

Carlos Nordt und Rudolf Stohler interpretieren ihre Ergebnisse als Hinweis darauf, dass die Beziehung zwischen Polizeirepression und Drogenmortalität zumindest zum Teil kausal sein könnte.

Wie die Autoren zudem überzeugend nachweisen, wird die Zahl der Verzeigungen wegen Heroinkonsums eines jeweiligen Jahres wesentlich durch die Zahl der Drogentoten zwei Jahre zuvor bestimmt. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Zahl der Drogentoten entscheidend ist für den Grad des gesellschaftlichen und politischen Drucks auf die Polizei, «etwas gegen das Drogenproblem zu unternehmen».

Die polizeiliche Repression mag dazu geführt haben, dass es keine offenen Drogenszenen mehr gibt. Andere Ziele der Repression – etwa dass weniger Heroin verfügbar war oder der Heroinpreis hoch blieb – sind jedoch nicht erreicht worden, wie Nordt und Stohler in einer vorgängigen Studie zeigten.

Carlos Nordt, Rudolf Stohler: Combined effects of law enforcement and substitution treatment on heroin mortality, Drug and Alcohol Review (2010), doi:10.1111/j.1465-3362.2009.00167.x

Carlos Nordt, Rudolf Stohler: Low-threshold methadone treatment, heroin price, police activity and incidence of heroin use: The Zurich experience, International Journal of Drug Policy (2009) 20: 497–501, doi:10.1016/j.drugpo.2009.02.009

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