Der Treibhausgas-Ausstoss in der Schweiz belief sich 2022 auf 41,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Das sind 3,5 Millionen Tonnen weniger als 2021. Insgesamt lagen die Emissionen 24 Prozent tiefer als im Jahr 1990. Dies geht aus dem jährlichen Treibhausgasinventar des BAFU hervor. Der Treibhausgas-Ausstoss ist vor allem im Gebäudesektor stark gesunken. Dies, weil wegen des ausserordentlich milden Winters weniger Gas und Heizöl verbrannt wurde. Die Emissionen der Industrie sind ebenfalls gesunken. Die Emissionen des Verkehrs und der Landwirtschaft sind nur leicht zurückgegangen.
Das BAFU reicht im April 2024 das Schweizer Treibhausgasinventar beim UNO-Klimasekretariat (UNFCCC) ein. Das Inventar liefert ein umfassendes Bild des Treibhausgas-Ausstosses der Schweiz, wie dies im Übereinkommen von Paris geregelt ist.
Gebäudesektor: Ausstoss 44 Prozent unter 1990
Der Treibhausgas-Ausstoss der Schweizer Gebäude betrug 2022 9,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2-eq). Er lag damit 44 Prozent unter dem Wert von 1990. Wegen des ausserordentlich milden Winters wurden im Vergleich zum Vorjahr weniger Heizöl und Gas für die Beheizung der Gebäude verbrannt. Im Trend sinkt der Ausstoss der Gebäude, obwohl die beheizten Flächen seit 1990 um über 50% zugenommen haben. Dies vor allem wegen Verbesserungen bei der Energieeffizienz und weil in den letzten Jahren der Einbau von Wärmepumpen insbesondere auch bei Gebäudesanierungen deutlich zugenommen hat.
Industriesektor: Ausstoss 27 Prozent unter 1990
Die Industrie stiess im Jahr 2022 9,6 Millionen Tonnen CO2-eq aus, rund 27 Prozent weniger als im 1990. Der Ausstoss sank gegenüber dem Vorjahr um 0.9 Millionen Tonnen. Hauptursachen der Verminderung sind der Einbau eines Katalysators am Sitz der Arxada AG (ehemals Lonza AG) in Visp und andererseits die für den Winter 2022/2023 vom Bundesrat empfohlenen Gassparmassnahmen. Im Zuge der Sparmassnahmen wurde vom Bundesrat auch die Umstellung von Gas auf Heizöl empfohlen, was aber nur zu geringen Mehremissionen von 9400 Tonnen CO2-eq. geführt hat.
Verkehrssektor: Ausstoss 8 Prozent unter 1990
Im Jahr 2022 betrug der Ausstoss aus dem Verkehrssektor rund 13,7 Millionen Tonnen CO2-eq, lediglich 0,16 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr. Der Ausstoss des Verkehrs lag damit 8 Prozent unter dem Wert von 1990. Die Emissionen des Verkehrs werden im CO2-Gesetz mit der Kompensationspflicht der Treibstoffimporteure teilweise ausgeglichen. Diese Emissionsverminderungen sind im Treibhausgasinventar dort berücksichtigt, wo die Emissionsreduktion erzielt wurde. Im Sektor Verkehr wurden die Emissionen dadurch im Jahr 2022 um geschätzte 0,7 Millionen Tonnen CO2-eq vermindert. Durch verschiedene Kompensationsprojekte wurden auch rund 0,2 Millionen Tonnen CO2-eq in anderen Sektoren reduziert (z.B. durch Abwärmenutzung oder durch Förderung von Fernwärmeverbünden).
Ãœbrige Emissionen: Landwirtschaft, synthetische Treibhausgase und Abfall
Der Ausstoss der Landwirtschaft ist leicht zurückgegangen und betrug 2022 6,4 Millionen Tonnen CO2-eq. Eine geringfügige Abnahme konnte auch beim Ausstoss synthetischer Treibhausgase, wie zum Beispiel Kältemittel, sowie bei den Emissionen aus der Abfallbewirtschaftung verzeichnet werden. Gesamthaft lagen die übrigen Emissionen 2022 mit 8,9 Millionen Tonnen knapp 13 Prozent unter dem Wert von 1990.
Kasten 1: Wie Methanemissionen im Treibhausgasinventar berücksichtigt werden
Die Klimawirkung von Treibhausgasemissionen hängt davon ab, wie stark sie die Wärme in der Atmosphäre zurückhalten (sog. Strahlungswirkung) und wie rasch sich das Treibhausgas in der Atmosphäre abbaut. Aufgrund der höheren Strahlungswirkung ist Methan im Vergleich zu CO2 ein viel stärkeres Treibhausgas. Methan wird aber in der Atmosphäre schneller wieder abgebaut als CO2, so dass die Klimawirkung innert weniger Jahrzehnte abklingt. Unter dem Pariser Übereinkommen muss im Treibhausgasinventar der Beitrag von Methan zum Treibhauseffekt gemittelt über den Zeitraum von 100 Jahren angegeben werden (sog. GWP100-Metrik). Diese Methode unterschätzt, wie stark sich Methan kurzfristig auf das Klima auswirkt, und Überschätzt die langfristige Klimawirkung von Methan. Der Weltklimarat (IPCC) wird in seinem nächsten Arbeitszyklus einen Methodenbericht erarbeiten, wie kurzlebige Treibhausgase im Vergleich zu langlebigen bewertet werden sollen. Bis auf weiteres wird die Schweiz, wie alle Länder unter dem Pariser Übereinkommen, mit GWP100 arbeiten.
Kasten 2: Ende der Kyoto-Periode: Überschüssige Zertifikate werden stillgelegt
Im Oktober 2023 hat die Schweiz ihren Bericht zum Abschluss der zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls beim UNFCCC eingereicht. Ein Expertenteam der UNO hat diesen im Februar 2024 geprüft und bestätigt, dass die Schweiz die Verpflichtung erfüllt hat. Sie hat ihre Emissionen im Durchschnitt der Jahre 2013-2020 um 15,8% gegenüber 1990 reduziert. Zur Zielerreichung hat sie auch Zertifikate aus Klimaschutzprojekten im Ausland nach den Regeln des Kyoto Protokolls genutzt. Diese Zertifikate wurden von der Stiftung Klimarappen an den Bund Übergeben. Die Schweiz hat jedoch nicht alle Zertifikate benötigt, um das Ziel unter dem Kyoto-Protokoll zu erreichen. Die rund 10 Millionen Überschüssigen Zertifikate wird sie freiwillig löschen. Damit reduziert die Schweiz das weltweite Überangebot an Zertifikaten aus der Periode des Kyoto Protokolls.
Bundesamt für Umwelt BAFU
https://www.bafu.admin.ch
Treibhausgasinventar 2022: Emissionen im Gebäudesektor stark gesunken
Anzeige