
Die Folgen des gehäuften Auftretens von Stürmen, von immer intensiveren Dürreperioden und der starken Vermehrung des Borkenkäfers sowie von Kombinationen dieser drei Phänomene sind besonders seit 2018 sichtbar und haben mancherorts stark auf den Wald eingewirkt. Auch die Waldbrandgefahr ist gestiegen.
«Das Tempo des Klimawandels Übersteigt die natürliche Fähigkeit des Waldökosystems, sich den Änderungen anzupassen. Es ist deshalb die Aufgabe von uns Menschen, einzuschreiten und dem Wald zu helfen, diese Fähigkeit zu verbessern», sagte BAFU-Direktorin Katrin Schneeberger. «Zum Beispiel zeigt sich, dass Fichtenwälder im Mittelland keine Zukunft haben, aber auch die Schutzwälder sind bedroht. Deshalb müssen wir Massnahmen ergreifen, in unserem eigenen Interesse.» Der vom Bundesrat verabschiedete Bericht «Anpassung des Waldes an den Klimawandel» erläutert die Handlungsfelder (siehe Kasten).
Umsetzung in den Kantonen
«Die gute Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen war wegweisend bei der Erstellung des Berichts», betonte Landeshauptmann Stefan Müller, Vorsteher des Landund Forstwirtschaftsdepartementes des Kantons Appenzell-Innerrhoden und Vorstandsmitglied der KWL. «Die Kantone haben zusammen mit dem Bund drei prioritäre Handlungsfelder identifiziert. Es geht darum, auf allen Waldstandorten eine zukunftsfähige Waldverjüngung zu ermöglichen, die klimasensitiven Waldbestände über die Jahre stabil zu halten und die Sicherheit in Erholungswäldern zu gewährleisten.»
«Einzelne Sofortmassnahmen werden bereits im Schweizer Wald umgesetzt. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage bei allen Kantonen ergab, dass sich diese Massnahmen bewährt haben und dass der Finanzbedarf auch in den nächsten Jahren sehr hoch sein wird», sagte Stefan Müller.
Im Jura ein Phänomen von grosser Tragweite
Das gehäufte Auftreten extremer Wetterereignisse hat im Kanton Jura ein nahezu katastrophales Ausmass angenommen. Im Jahr 2019 vertrockneten hunderte Hektar Buchenwald und die Bäume starben ab. Seitdem wurden umfangreiche Arbeiten zur Sicherung der Strassen und zur Wiederaufforstung der geschädigten Wälder durchgeführt. Indessen gibt es immer noch Orte, an denen vertrocknete Wälder stehen - wie jener, der am 4. Mai vorgestellt wurde.
«Diese forstwirtschaftliche Katastrophe hat viele der bisher als selbstverständlich angenommenen Verfahren und Erkenntnisse über den Haufen geworfen», betonte David Eray, jurassischer Umweltminister und Vorstandsmitglied des KWL. «Nach dem Notfallund Krisenmanagement besteht die Herausforderung nun darin, den Übergang zu klimaangepassten Wäldern zu bewältigen. Das gelingt nur mit einer modernen Waldbewirtschaftung, zielgerichteten waldbaulichen Massnahmen sowie dem langfristigen Einsatz der Waldeigentümerinnen und -eigentümer sowie der Fachleute, deren Anstrengungen weiterhin unterstützt werden müssen. Es ist das Handwerk unserer Försterinnen und Förster, strukturreiche, resiliente Wälder von morgen zu entwickeln.»
Kasten
Der Wald ist besonders vom Klimawandel betroffen. Er soll als vielfältiges Ökosystem erhalten bleiben und seine Funktionen auch unter geänderten Bedingungen erfüllen. Der Bundesrat verabschiedete letzten Dezember den Bericht «Anpassung des Waldes an den Klimawandel», der in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen und mit Einbezug des Verbands der Schweizer Waldeigentümerinnen und -eigentümer erarbeitet wurde. Der Bericht definiert 19 kurz-, mittelund langfristige Massnahmen, die der Schutzwirkung und der Nutzung der Waldund Holzressourcen Rechnung tragen. 13 dieser Massnahmen können direkt umgesetzt werden. Die anderen sechs Massnahmen werden bezüglich rechtlicher Grundlagen und Finanzen noch geprüft.
Thomas Abt, Generalsekretär KWL, 31 320 16 40, thomas.abt@kwl-cfp.ch