«Was gits z‘Ässe’»: Ein Spiel für Menschen mit Demenz gewinnt Wettbewerb

Viviane Bendjus (links) und Souzan Alhenawi (rechts) haben das Spiel konzipiert
Viviane Bendjus (links) und Souzan Alhenawi (rechts) haben das Spiel konzipiert und programmiert (Bild: Marco Soldati).

Zwei Informatik-Studentinnen der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW haben ein Computerspiel speziell für Menschen mit Demenz und ihre Ange-hörigen entwickelt. Ihre Arbeit gewann den diesjäh-rigen Wettbewerb der Walder-Stiftung.

«Spielen mit betagten Menschen, das gemeinsame Spiel als gelingende Kommunikationsform und als Selbstzweck, das ist, was an diesem Vorschlag fasziniert», begründet die Wettbewerbs-Jury der Walder-Stiftung ihre Wahl. Die beiden Informatik-Studentinnen Souzan Alhenawi und Viviane Bendjus haben das Spiel «Was gits z‘Ässe’» als Bachelor-Arbeit für ihr Informatik-Studium konzipiert und umgesetzt. Auf einem Tablet-Computer können die Teilnehmenden ein Rezept auswählen. In einem virtuellen Labyrinth suchen sie anschliessend gemeinsam die Zutaten. Vordergründiges Ziel ist es, sämtliche Zutaten für ein Rezept zusammenzutragen. Die wahre Absicht besteht aber darin, dass sich die Spielenden über verschiedene Lebensmittel unterhalten.

Spiel soll zum Gespräch anregen
«Was gits z‘Ässe’» ist Teil der geplanten Plattform Myosotis. Ziel des Projekts ist es, die Kommunikation zwischen betagten Menschen und ihren Angehörigen zu fördern. «Aufgrund von Unwissenheit und Ängsten in Bezug auf Demenz, gibt es zwischen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu Beginn häufig Annäherungsprobleme», sagt Informatikerin Viviane Bendjus, «die Plattform soll mit vielen kleinen Computerspielen die Interaktion zwischen den betroffenen Personen erhöhen», fügt Informatikerin Souzan Alhenawi hinzu. So kann im Spiel der beiden Informatikerinnen die Suche nach den Zutaten für Älplermagronen zum Gespräch zwischen dem Grosskind und seiner betagten Grossmutter führen: Gehört Apfelmus zum Menü? Wie nennt man Zwiebeln im Dialekt? Welchen Käse mischt man unter die Magronen?

Mehr als eine Bachelor-Arbeit
Die beiden Bachelor-Studentinnen freuen sich sehr über die Würdigung ihrer Arbeit. «Für uns als Informatikerinnen war es spannend und herausfordernd, den technischen und gestalterischen Anforderungen dieser besonderen Nutzergruppe gerecht zu werden», meint Viviane Bendjus. Auch deswegen wollten die beiden Frauen das Spiel umsetzen. Die Schnittstelle zwischen User und Software-Entwicklung ist ein Schwerpunkt der Informatik-Profilierung iCompetence an der Hochschule für Technik FHNW. «Bereits beim Testen konnten wir feststellen, dass sich die Spielenden über Rezepte unterhalten, Erinnerungen austauschen und miteinander interagieren», ergänzt Souzan Alhenawi. «Das Projekt war für uns mehr als eine Bachelor-Thesis», geben die Informatikerinnen zu. Die Freude der Menschen beim Spiel zu sehen, sei schliesslich für beide der Lohn für die einjährige Arbeit.

Plattform wird weiterentwickelt
Die Bachelor-Arbeit ist Teil eines grösseren Projektes, welches eine ganze Reihe von Spielen für betagte Menschen umfasst. Das Konzept für eine solche Plattform stammt von der freischaffenden Theaterund Game-Autorin Bettina Wegenast, die mit ihrer dementen Schwiegermutter oft mit einem iPad gespielt hat. «Dabei habe ich aber nur wenige geeignete Spiele gefunden», meint Wegenast. Mit dem Institut für 4D-Technologien FHNW hat sie einen Partner gefunden, der sie beim Aufbau einer Plattform unterstützt, um die Spiele für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gegenwärtig laufen Arbeiten an verschiedenen Spielen sowie einem zentralen Familienarchiv. «Individuelle Inhalte wie persönliche Rezepte, Fotos oder Audiodateien sollen in Zukunft auf einen Familien-Account hochgeladen und in die Spiele integriert werden», erklärt Projektbetreuer Marco Soldati, «so entsteht ein gemeinsames Familienarchiv.» Die Plattform Myosotis soll frühestens in einem Jahr für die Öffentlichkeit verfügbar sein.

Der Wettbewerb der Walder-Stiftung
Die Walder Stiftung beschäftigt sich mit dem Wohlbefinden des älter werdenden und des alten Menschen. Mit unserem Wettbewerb versuchen wir diejenigen Ideen zu unterstützen, die für alte Menschen einen Mehrwert und einen Beitrag zur Selbständigkeit bringen. Der aktuelle Wettbewerb steht ganz im Zeichen von Projekten, die sich mit zukunftsweisenden Wohnformen und Ideen zur Steigerung der Lebensqualität von alten Menschen beschäftigen. Entsprechend wurden fünf Projekte im Bereich «Bau-, Siedlungsund Quartiervorhaben» und zwei Projekte im Bereich «Lebenshilfen» ausgezeichnet.
http://www.walder-stiftung.ch/w­ettbewerb/

 

 

Viviane Bendjus (links) und Souzan Alhenawi (rechts) haben das Spiel konzipiert und programmiert (Bild: Marco Soldati).

 

 

Beim Tablet-Game «Was gits z‘Ässe’» sammelt man die Zutaten für ein traditionelles Menü (Screenshot: Marco Soldati).