Kinder mit Verbrennungen sollen künftig Ersatzhaut aus dem Labor erhalten. Dafür sorgt die Forschungsabteilung für molekulare Gewebebiologie der Chirurgischen Klinik am Kinderspital in Zürich.
Allein die Bilder der brandverletzten Kinder schmerzen einem. Rund hundert Mal pro Jahr bekommen die Ärztinnen und Ärzte der Universitäts-Kinderkliniken Zürich Patientinnen und Patienten zu sehen, die schwerste Verbrennungen erlitten haben oder von anderen grossflächigen Hautproblemen geplagt sind.
Die heutige Behandlung am «Zentrum für brandverletzte Kinder, plastische und rekonstruktive Chirurgie» des Kinderspitals besteht darin, dass die verletzte Haut entfernt und mittels Hauttransplantationen gedeckt wird. Dabei bleiben lebenslange, unschöne Narben zurück und gerade bei sehr grossflächigen Verbrennungen kann nicht allen Kindern das Leben gerettet werden.
«Skingineering» macht Fortschritte
Die Forschungsabteilung für molekulare Gewebebiologie («Tissue Biology Reserach Unit») des Zentrums ist deshalb seit dem Jahr 2000 auf der Suche nach Alternativen zur gängigen Hauttransplantation. Beim so genannten «Skingineering» (von Engineering of Skin) wird im Labor aus Zellen der Patienten Haut gezüchtet, die der natürlichen Haut sehr nahe kommt und keine schlimme Vernarbung verursacht.
«Wir sind gut unterwegs», berichtete Prof. Martin Meuli, Direktor der Chirurgischen Klinik am Kinderspital, an einer Medienkonferenz über den Stand der Forschung. Es sei inzwischen gelungen, verschiedene Typen von Hautzellen und Hautschichten im Labor zu züchten.
Komponenten zusammenfügen
Eine besondere Herausforderung sei es, die für die Haut notwendigen Blutgefässe im Labor herzustellen, erläuterte PD Dr. Ernst Reichmann, Leiter der Forschungsabteilung der Chirurgischen Klinik. Sein Team hat in vitro solche Kapillargefässe herstellen können und beschäftigt sich derzeit damit, offene Fragen betreffend der Verbindung der Blutgefässe zum umliegenden Gewebe zu klären.
Die einzelnen Komponenten für den Hautersatz sind vorhanden, so das Fazit von Prof. Meuli: «Jetzt geht es darum, sie zu einem neuen Organ, im Labor hergestellter Haut, zusammen zu setzen.»
Hautersatz als erstes Projekt
Umso erfreuter zeigten sich die Forschenden, in dieser entscheidenden Phase ihrer Arbeit auf zusätzliche Unterstützung zählen zu können. Die im Juli 2008 gegründete Fondation Gaydoul hat es sich zur Aufgabe gemacht, kranken und verletzten Kindern in der Schweiz durch Beiträge an Forschung und Behandlung zu helfen.
«Als erstes Projekt haben wir die Hautersatzforschung an der Chirurgischen Klinik des Kinderspitals ausgewählt», sagte Philipp Dreyer, Geschäftsführer der Fondation Gaydoul. In den kommenden Jahren wolle man die dortige Forschung mit einem namhaften Beitrag fördern, wobei die Stifterfamilie zur Höhe des Betrages keine Angaben machen möchte.
Die Unterstützung erlaubt es dem Team um Dr. Reichmann, sich voll auf die Forschung in den im August neu bezogenen Labors an der August Forel-Strasse zu konzentrieren. Die Forschung werde in den kommenden Jahren damit beschäftigt sein, die Fläche der im Labor erzeugten Haut schrittweise zu vergrössern, was zusätzliche Herausforderungen etwa an die Stabilität des Materials mit sich bringe. Reichmann rechnet damit, dass in rund fünf Jahren erste klinische Anwendungen an Patientinnen und Patienten möglich sein werden.