Biodiversitätskonferenz: Die Schweiz engagiert sich für ambitionierte Ziele

Die Biodiversität nimmt seit Jahrzehnten weltweit ab. Die Schweiz nimmt diese Entwicklung ernst. Sie wird sich auf der 15. Biodiversitätskonferenz (CBD COP15), die vom 7. bis am 19. Dezember 2022 in Montreal (Kanada) stattfindet, für ambitionierte Ziele und klare Regeln für die Umsetzung von Massnahmen engagieren. Im Zentrum des Treffens steht die Verabschiedung eines neuen globalen Zielrahmens. Damit verpflichten sich die Staaten, dem Verlust an biologischer Vielfalt entgegenzuwirken. Bis 2030 sollen weltweit insgesamt 30 Prozent der Flächen für die Biodiversität gesichert werden («30 by 30»). Die Schweizer Delegation wird von BAFU-Direktorin Katrin Schneeberger geleitet.

In Montreal (Kanada) beginnt am Dienstag, 7. Dezember, der Weltnaturkonferenz COP15. Wichtiges Thema des Gipfels ist die Verabschiedung eines neuen globalen Zielrahmens für die Zeit nach 2020. Dieser soll den 2010 beschlossenen strategischen Plan für Biodiversität und die darin enthaltenen Aichi-Ziele ablösen (siehe Kasten).

Position der Schweiz: Mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Gemäss dem vom Bundesrat erteilten Verhandlungsmandat wird sich die Schweizer Delegation für ambitionierte und messbare Ziele einsetzen. Bis 2030 sollen weltweit insgesamt 30 Prozent der Landesund Meeresflächen für die Biodiversität gesichert werden («30 by 30»). Dazu ist neben der Einrichtung von Schutzgebieten zum Beispiel auch die Revitalisierung von Flüssen sowie die Erhaltung und Schaffung von Gebieten, die der Vernetzung der Lebensräume von Wildtieren dienen, notwendig.

Die Biodiversität kann jedoch nicht allein mit Naturschutzmassnahmen erhalten werden. Wichtige Ursachen des Rückgangs der Artenvielfalt sind der Verlust an Lebensraum, die intensive Nutzung des Bodens, die Umweltverschmutzung, der Klimawandel sowie die Ausbreitung von invasiven fremden Arten. Aus diesem Grund wird sich die Schweiz dafür einsetzen, dass bei Entscheidungen in allen Politikund Wirtschaftsbereichen die Auswirkungen auf die Biodiversität transparent dargelegt und berücksichtigt werden. Sie fördert weiter eine Ausrichtung der Finanzströme auf nicht umweltschädliche Investitionen. Zudem soll zusammen mit dem Zielrahmen neu ein Monitoring-Mechanismus verabschiedet werden, der es erlaubt, den Erfolg der Massnahmen abzuschätzen. Die Vertragsparteien sollen regelmässig anhand verbindlicher Leitindikatoren über die Umsetzung berichten.

Diskutiert werden an der Konferenz auch Massnahmen zur Reduktion von Pestiziden und Plastikabfall sowie zur Förderung eines nachhaltigen Konsumund Produktionsverhaltens. Parallel zur COP werden die Vertragsparteien Fragen im Zusammenhang mit dem grenzüberschreitenden Transport und dem Umgang mit gentechnisch veränderten Organismen erörtern. Zudem wird die Anwendung eines Mechanismus diskutiert, der den Zugang zu genetischen Ressourcen und den mit der Nutzung verknüpften Vorteilsausgleich zugunsten der Herkunftsländer regelt.

Die Biodiversitätskonvention

Gemäss einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) sind aktuell eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Dem Verlust an Biodiversität will das internationale Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) entgegenwirken. Das Abkommen wurde 1992 anlässlich der Rio-Umweltkonferenz angenommen, und mittlerweile haben 196 Staaten und die Europäische Union die Konvention ratifiziert (die Schweiz im September 1994). Es handelt sich um das erste globale Abkommen, das den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt umfassend behandelt. Die Konvention ist ein Rahmenabkommen, das Strategien und Ziele formuliert. Der Bundesrat hat auf dieser Grundlage eine nationale Strategie und einen Aktionsplan Biodiversität verabschiedet.

Die Aichi-Ziele

An der Konferenz der Vertragsparteien der CBD in Nagoya (Japan) im Oktober 2010 wurden der globale strategische Plan für die Biodiversität 2011-2020 und neue Ziele, die 20 «Aichi Biodiversity Targets», für die Dekade bis 2020 festgelegt. So sollten beispielsweise Fehlanreize beseitigt, Schutzgebiete vergrössert und die wirtschaftliche Nutzung von Gebieten nachhaltig erfolgen. Die Bilanz des «Global Biodiversity Outlooks» von 2020, in dem die Erfolge in Hinblick auf die Aichi-Ziele analysiert wurden, ist enttäuschend: Auf globaler Ebene wurde keines der 20 Ziele vollständig und nur sechs wurden teilweise erreicht. Der neue globale Rahmen für die Biodiversität nach 2020 soll darum neue, quantifizierbare Ziele festlegen und einen Monitoring-Prozess beschliessen, in welchem die Erfolge im Kampf gegen das Artensterben laufend evaluiert werden.