Westafrika: Kleine Wälder, grosse Wirkung

Im Forschungsprojekt SUSTAINFORESTS haben Forschende der Universität Bern in Tog
Im Forschungsprojekt SUSTAINFORESTS haben Forschende der Universität Bern in Togo, Benin, Nigeria und Kamerun untersucht, welche Rolle kleinflächige Wälder in den stark fragmentierten Agrarlandschaften der Regenwald- und Savannenzonen dieser Länder spielen. Bild: Samuel Hepner
Geänderte Landnutzungen setzen tropische Wälder weltweit unter Druck. Dabei wird das Potenzial von kleineren Waldflächen für Biodiversität und Klimaschutz meist unterschätzt - auch in den stark fragmentierten Agrarlandschaften Westafrikas. Ein Forschungsprojekt des Geographischen Instituts der Universität Bern zeigt jetzt deren Bedeutung auf und präsentiert im Rahmen einer Konferenz am 14. Februar 2024 neue Forschungsergebnisse.

Kleine Waldfragmente von 0,5 bis 1000 Hektar sind in den Ländern Westafrikas weit verbreitet. Zusammengenommen weisen sie eine beachtliche Ausdehnung auf. Doch sie sind von der Umnutzung in Agrarland bedroht, das unter anderem für den Anbau von Nahrungsmitteln, aber auch für die Produktion von Kakao, Ölpalmen, Kaffee und Kautschuk genutzt wird.

Im Forschungsprojekt SUSTAINFORESTS haben Forschende der Universität Bern in Togo, Benin, Nigeria und Kamerun untersucht, welche Rolle kleinflächige Wälder in den stark fragmentierten Agrarlandschaften der Regenwaldund Savannenzonen dieser Länder spielen. ’Das innovative Potenzial dieser Gebiete als Lebensraum für die biologische Vielfalt, für die Anpassung an den Klimawandel und dessen Minderung wird nach wie vor vernachlässigt’, sagt Projektleiterin Chinwe Ifejika Speranza, Professorin für Landsysteme und Nachhaltige Ressourcennutzung am Geographischen Institut der Universität Bern.

Einzigartige Lebensräume für Baumarten

Detaillierte Feldstudien von neun Tropenwald-Fragmenten, die die Forschenden in diesen Regionen durchgeführt haben, zeigen nun: Kleine Wälder ausserhalb von Schutzgebieten stellen einzigartige Lebensräume für den Erhalt von Baumarten dar und können potenziell wichtig für die klimapolitischen Rahmenbedingungen der einzelnen Länder sein. Allerdings hat sich die Waldstruktur in sieben der neun Untersuchungsgebiete verschlechtert, während zwei davon weitgehend frei von menschlichem Einfluss geblieben sind.

Während also viele Waldfragmente unter dem Druck von der Produktion von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Holzschlag verschwinden oder degradieren, behaupten sich andere gegen die Landnutzungsänderung; einige wenige wachsen auf natürliche Weise sogar nach.

Synergien zwischen Naturschutz und dem Wohlergehen der Bevölkerung schaffen

Die Forschenden untersuchten daher auch die Bedingungen, unter denen die Waldfragmente eine nachhaltige Zukunft haben können. Sie stiessen dabei auf einen interessanten Zusammenhang: Die beiden Wälder, die sich nicht verändert haben, weisen einen kulturellen Vorteil auf. Dieser beruht auf traditionellem Glauben und Brauchtum.

Um die Zielkonflikte zwischen dem Schutz der Biodiversität und dem Wohlergehen der lokalen Gemeinschaften anzugehen, wie dies auch die Agenda 2030 fordert, sei es laut den Forschenden unerlässlich, einen mehrdimensionalen Ansatz zu verfolgen. ’So lassen sich Synergien zwischen dem Schutz der Wälder und der Erhaltung der lokalen Lebensgrundlagen aufbauen, sowie die Interessen und Kultur der lokalen Gemeinschaften berücksichtigen’, so Chinwe Ifejika Speranza. Es sei wahrscheinlicher, dass lokale Landnutzende und Gemeinschaften die Wälder erhalten, wenn sie für ihre Lebensgrundlagen wichtig sind.

Schlüssel zu erfolgreichen Strategien

Dabei kommt den Regeln, die die Waldnutzung und -bewirtschaftung bestimmen, eine äusserst wichtige Rolle zu. ’Sie können den Zustand der Wälder und die lokalen Lebensgrundlagen positiv beeinflussen.’ Vier Wirkungspfade stechen gemäss den Untersuchungen dabei besonders hervor: das kollektive Handeln, eine anpassungsfähige Zusammenarbeit, Dezentralisierung sowie die Anerkennung der lokalen Bewirtschaftung und des kulturellen Schutzes. ’Ein Rahmen, der diese vier Wirkungspfade unterstützt, ist wahrscheinlich der Schlüssel, um erfolgreiche Strategien für eine nachhaltige Bewirtschaftung, Erhaltung und Wiederherstellung der Wälder zu fördern’, erklärt Chinwe Ifejika Speranza.

Dieses Projekt ist vom Europäischen Forschungsrat (ERC) im Rahmen des Forschungsund Innovationsprogramms ’Horizon 2020’ der Europäischen Union finanziert. (Finanzhilfevereinbarung Nr. 101001200)

Konferenz: Sustaining Forests in Agricultural Landscapes of West and Central Africa

Medienschaffende sind herzlich zur Stakeholder-Konferenz eingeladen:

An der Konferenz
  • werden die neuen Forschungsergebnisse präsentiert
  • Einblicke in die nachhaltige Waldbewirtschaftung gegeben
  • Politische Strategien für nachhaltige Lebensgrundlagen und die Zukunft der Wälder erörtert

  • https://www.sustainforests.giub­.unibe.ch/

    Medienschaffende sind gebeten, sich unter dem folgenden Link unter Angabe des Namens und Mediums anzumelden: https://form.jotform.com/23333­1879613056

    Kontakt und weitere Fragen zur Konferenz: sustainforests.giub@unibe.ch