«Ambizione»-Projekt zu queerer Elternschaft

Beitragsempfängerin  Carole Ammann
Beitragsempfängerin Carole Ammann
Dr. Carole Ammann untersucht, wie Personen ihre Elternschaft erleben, die nicht in das vorherrschende Familienbild passt. Die Realisierung der Studie wird durch den Schweizerischen Nationalfonds gefördert.

Eltern kommen regelmässig mit Institutionen wie Kitas, Schulen, Ämtern und Spitälern in Kontakt. Gerade jene, die nicht in das vorherrschende Elternbild eines heterosexuellen Paares von zwei Cis-Personen (Menschen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht identifizieren) passen, sind dabei oft mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert. Carole Ammann untersucht in ihrem Projekt am Ethnologischen Seminar die Erfahrungen und das Familienbild von Eltern, die sich nicht als Frauen verstehen. Im Fokus der Studie stehen GBTIQ+-Eltern (schwul, bisexuell, trans, intersex, queer und weitere) sowie alleinerziehende Männer. Im Rahmen des «Ambizione»-Programms (siehe Box) fördert der Schweizerische Nationalfonds (SNF) das Projekt «GBTIQ+ Parents and Single Fathers in Switzerland. Parenting Outside Hegemonic Family Norms» mit 875’000 Franken.

Ähnliche Herausforderungen

Ammann fokussiert sich auf die Frage, wie Personen, die sich nicht als Frauen verstehen, ihren Alltag als Eltern in einem Kontext (er)leben, der nach wie vor auf heterosexuelle und Cis-Personen ausgerichtet ist. Neben queeren Personen sind auch alleinerziehende Männer Teil ihrer Untersuchung. Dies, weil beide Gruppen in ihrer Rolle als Eltern oft mit rechtlichen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen sowie Stigmatisierungen konfrontiert sind. Ammanns Projekt soll auch aufzeigen, welchen Einfluss Alter, Klassenzugehörigkeit, Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität auf die Erfahrungen der untersuchten Eltern haben. Vor allem Erfahrungen mit staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen wie Kitas, Schulen oder Gesundheitseinrichtungen stehen im Mittelpunkt der Studie.

Luzerner Verwandtschaftsforschung

Zur Universität Luzern bestehen verschiedene Anknüpfungspunkte: So führte Ammann hier einerseits ein ähnliches Projekt über Elternschaft in den Niederlanden und der Schweiz durch ( frühere Newsmeldung ), welches sie nun vertiefen wird. Andererseits entschied sich Ammann für Luzern, um vom grossen Erfahrungsschatz an Forschung über verwandtschaftliche und soziale Beziehungen profitieren zu können. So war zur Thematik unter anderem der Universitäre Forschungsschwerpunktes «FaMiGlia» durchgeführt worden. Konkret ergänzt ihre Studie die noch laufende Forschung von Bettina Beer zu Kontaktabbrüchen ( frühere Newsmeldung ). Das nun geförderte Projekt umfasst neben ihrer eine Doktorandinnenoder Doktorandenstelle; auf vier Jahre angelegt, wird es im September 2024 starten. Bis dahin ist Carole Ammann an der ETH Zürich als Mitarbeiterin in einem im Rahmen eines Nationalen Forschungsprogramms des SNF durchgeführten Projekts tätig.

Leitung eines eigenen Forschungsprojekts

Mit Ambizione-Beiträgen des Schweizerischen Nationalfonds können aussichtsreiche Postdoc-Forschende ein selbstständig geplantes Projekt an einer Schweizer Hochschule ihrer Wahl durchführen, verwalten und leiten.

Bis jetzt gab es an der Universität Luzern sieben Ambizione-Stipendiatinnen und -Stipendiaten. Fünf der Projekte sind abgeschlossen (chronologisch, mit aktuellen Titeln: PD Dr. Michael Jucker, Dr. Leon Wansleben, Nenad Stojanovic, Dr. Nicola Diviani und Ass.- Diego Garzia). Noch am Laufen ist das Projekt «Visions of the Social. The Transformation of State Planning in Postcolonial India» von Ass.- Sandra Bärnreuther sowie «Visualpedia. und die Visual Science and Technology Studies» von des. Sarine Waltenspül.

Newsmeldung des SNF zur aktuellen Vergabe