Die Karten neu mischen

Fachhochschule Nordwestschweiz, Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik

FHNW-Absolventin Selina Walther bringt die Schweizer Landkarte ins digitale Zeitalter.

Von der Mediamatikerin zur Geomatikerin ist es sprachlich nicht weit. Doch obwohl die Wörter gleich enden: Hinter den zwei Begriffen verbergen sich völlig verschiedene Berufe. Selina Walther kennt beide - nach einer Lehre als Mediamatikerin studierte sie Geomatik an der FHNW. «Karten haben mich schon immer fasziniert», erzählt sie. «Zudem reizte mich ich die Aussicht auf einen Beruf, bei dem man viel draussen arbeitet.»

Selina Walther bearbeitet die Schweizer Landeskarte, Bild: FHNW Die Faszination hielt auch einem ersten Kontakt mit der Realität stand. Denn vor dem Studium stand ein Praktikum, das Selina in einem Vermessungsbüro absolvierte. Die Erfahrungen bestätigten sie in ihrer Wahl. «Das Umfeld und der Job waren megaspannend.» Ihr gefielen die abwechslungsreichen Tätigkeiten beim Vermessen eines Geländes. Spannend war auch es danach: Die Vermessungsdaten wurden im Computer ausgewertet und daraus Karten und Modelle erstellt. Am Ende des Praktikums war Selina klar: «Doch, Geomatik ist das Richtige für mich.»

Hartnäckigkeit zahlte sich aus

Auch der steile Einstieg zum Beginn des Studiums schreckte Selina nicht ab. «Am Anfang war es nicht einfach. Fast alle anderen hatten eine Lehre als Geomatiker*in abgeschlossen. Sie kannten schon vieles. Ich wusste nicht mit welchen Geräten man was und wie misst oder wie man die Daten auswertet.»

Selina musste viel investieren, um den Rückstand aufzuholen. Aber sie biss sich durch. Dabei halfen ihr auch die Dozierenden und die anderen Studierenden. «Ich konnte immer auf die Hilfe der anderen zählen.» Gerade während der Übungen zur Vermessung im Freien sei der Teamspirit immer gross gewesen. Die Aufgaben wurden gemeinsam gemeistert und am Abend grilliert und gespielt.

Selinas Einsatz lohnte sich. Kurz vor Ende ihres Studiums sah sie ein Stelleninserat von swisstopo. Dort, beim Bundesamt für Landestopografie, werden die Karten der Schweiz gepflegt. Obwohl Selina die Stelle erst ein halbes Jahr später als ausgeschrieben würde antreten können, bewarb sie sich und erhielt eine Zusage. In ihrer Bachelorarbeit konnte sie sich dann gleich ihrer neuen Aufgabe im Job widmen: der Entwicklung einer Nutzungshilfe für die swisstopo-App.

Keine Bachelor-Arbeit für die Schublade

Die App bringt die Landeskarte der Schweiz auf das Handy. Nutzer*innen können auf verschiedene Karten und Funktionen zugreifen, zum Beispiel für die Planung von Wandertouren. Selinas Bachelorarbeit bildet die Grundlage für die Hilfsinhalte in der App. «Dafür ist es nützlich zu wissen, wie Karten entstehen.» Aber auch ihre grafischen Fähigkeiten als Mediamatikerin halfen ihr, die App mit Bildern besser zu erklären. «Besonders cool ist, dass es keine Arbeit für die Schublade war. Die Ergebnisse sehen jetzt die 2.5 Millionen Benutzer*innen der App.»

Selina kontrolliert die Vorschau der neuen Version der swisstopo-App, Foto: FHNW Seit der ersten Karte der Schweiz von 1865 geniesst die Schweiz einen Ruf für besonders präzise und ästhetische Karten. Selina will diese Tradition mit der swisstopo-App fortsetzen: «Die Karten sind für mich Kunstwerke. Mit der App hat swisstopo eine super Plattform, mit der sie praktisch genutzt werden können und man sieht, dass diese mit viel Arbeit und Herzblut erstellt werden.»

Selinas Team arbeitet daran, die App zu verbessern. Sie organisiert Updates, die neues Kartenmaterial in die App bringen und bearbeitet Rückmeldungen der User*innen. Bei über 2.5 Millionen App-Downloads kommt da einiges zusammen. «Die Nutzer*innen schätzen das Angebot sehr. Das spornt noch mehr an, die Karten und die App bekannter zu machen.» Zukünftige Versionen der App sollen neben dem bisherigen Fokus auf Outdoor-Aktivitäten auch mehr Funktionen für die Navigation in Städten bieten.

Dass ihr Beruf sich nun doch wieder meistens im Büro abspielt, stört Selina nicht. Denn einen Teil der Arbeit kann sie nach draussen verlegen: Ihre Wanderund Rennvelo-Touren plant sie mit der swisstopo-App. «So kann ich die App gleich testen und Verbesserungsideen entwickeln.»

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