Firmen zwischen Produktion und Förderung

(© Image: Flickr)
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Wie schaffen Firmen den Spagat zwischen Wertschöpfung aus der Arbeit und Wertschätzung des Personals? Und was können Sozialarbeitende und Unternehmer voneinander lernen?

Für leistungsbeeinträchtigte Menschen gibt es in der Schweizer Wirtschaft nicht genügend Arbeitsplätze. Deshalb wurden diese Menschen bisher in ergänzende Massnahmen wie geschützte Werkstätten vermittelt. Weil diese Arbeitsplätze viel kosten, sollen die Betroffenen verstärkt in den Arbeitsmarkt reintegriert werden. Dies stellt sich aber als schwierig dar, weil diesen Menschen Skepsis seitens der Unternehmen entgegenschlägt. Als Folge übernehmen sie diese Vorurteile als zusätzlich behindernde Selbst-Stigmatisierung. Hier die Menschen abzuholen und schlummernde Fähigkeiten auszugraben, stärkt die Mitarbeitenden in ihrem Selbstbewusstsein und bringt Spass beim Arbeiten.

Normale Arbeit mit sozialem Ziel

Sozialfirmen versuchen die Hindernisse unterschiedlich zu überwinden: Sie bieten sich der Wirtschaft als Partner für Nischendienstleistungen und -produktion an und schaffen dadurch «normale» Arbeit. «In der Sozialfirma erhalten sie normale Arbeit und einen normalen Lohn. Das ist mindestens so wichtig wie das Zutrauen und die Wertschätzung», erklärt Roland Z’Rotz, Vorsitzender und Geschäftsführer der Öko-Reinigungsservice GmbH. So sind Sozialfirmen für Menschen geeignet, die mit einer Vollintegration in die Wirtschaft überfordert, aber mit einer Beschäftigung in einer geschützten Werkstatt unterfordert sind. Sie verfolgen sowohl ein soziales, als auch ein wirtschaftliches Ziel.

Erfolgserlebnisse führen weiter

«Die Arbeitsagogik empfindet das Spannungsfeld zwischen Produktionsdruck und Förderung nicht mehr als Hindernis, sondern als Mehrwert», stellt Ferdinand Röösli, Forscher an der FHNW, fest. Er nimmt einen Wandel wahr. Zentral sei die Wertschätzung: «Wichtig ist ein Arbeitsklima des Zutrauens. Durch Erfolgserlebnisse werden Entwicklungen möglich, die aus der prekären Lebenssituation herausführen, in der sich viele Menschen mit Beeinträchtigung befinden.» Auch Stefan Adam, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW betont: «Es reicht nicht, das Fürsorge-Prinzip Leistung-Gegenleistung nach wirtschaftlichen Grundsätzen umzusetzen. Eine Sozialfirma fördert ihre Mitarbeitenden gezielt.»