Jugendliche orientieren sich an traditionellen Werten

Jugendliche orientieren sich an traditionellen Werten

Die Studie «Schweizer Wohlstand zwischen Vergangenheit und Zukunft» zeigt: Bezüglich Wohlstand blicken Studierende mit Optimismus in die Zukunft. Als zukünftige Leistungsträger der Schweizer Wirtschaft zeigen sie sich angepasst und wollen das Erfolgsmodell der Schweiz nicht ändern. Dieser Wertekonservatismus führt bei der älteren Generation zur kritischen Frage, ob die Innovationsfähigkeit der Schweiz gesichert ist.

Die Studie zeigt auf, wie die Nachwuchsgeneration mit den wichtigsten Facetten der Entwicklungsgeschichte des schweizerischen Wohlstands vertraut ist und inwieweit sie die Wertesysteme des heutigen Establishments teilt. Insbesondere zur Definition von Wohlstand, zu den Ursachen von Wohlstand und zu den Brancheneinflüssen wurden Fragen gestellt. Befragt wurden zukünftige Leistungsträger (Studierende) und aktuelle Leistungsträger (Experten und Manager aus unterschiedlichen Branchen). Unter letzteren u. a. Gerhard Schwarz, Direktor von Avenir Suisse und alt Bundesrat Adolf Ogi.


Optimismus und Zufriedenheit

Der persönliche Wohlstand setzt sich für 70 Prozent der Studierenden aus materiellen Faktoren wie ver-fügbares Einkommen und immateriellen Faktoren, wie Glück, Zufriedenheit und einer intakten Work-Life-Balance zusammen. Die Studierenden stehen der Wohlstandsentwicklung für sich persönlich und für die Schweiz zuversichtlich gegenüber. Bei der Branchenbetrachtung fällt auf, dass die Studierenden keine wirkliche Verschiebung der Branchenschwerpunkte in der Schweizer Wirtschaft erwarten. Sie empfehlen, bis auf den Branchenzweig der nachhaltigen Technologien, weitgehend in denselben Branchen aktiv zu bleiben, die sie auch in der Vergangenheit am bedeutendsten für den Schweizer Wohlstand sahen: Fi-nanzbranche sowie Pharma und Chemie. Die Experten sind der Meinung, dass die Zukunft zusätzlich stark vom Gesundheitsbereich geprägt sein wird und betonen die Bedeutung der Schweizer KMU.


Erfolgsmodell Schweiz

Die Studierenden zeigen sich angepasst und haben wenig Bedarf an grundlegenden wirtschaftlichen Änderungen. Zudem erachten sie die Leistungen grosser Konzerne als entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz. 37 Prozent der Befragten beurteilen eine berufliche Karriere in einem Grossunternehmen als wohlstandsfördernd. Daneben kann sich rund ein Drittel vorstellen, selbst Unter-nehmer zu werden. Sowohl Experten wie Studierende sind sich einig, dass hervorragende Ausbildung und Innovationen die entscheidenden Faktoren sind, um den Wohlstand der Schweiz zu sichern und auszubauen. Innovationsgeist sowie die Bereitschaft zum Unternehmertum stehen im Gegensatz zu den als typisch genannten Eigenschaften von Schweizerinnen und Schweizern wie Zuverlässigkeit, Diskretion und Fleiss. Sowohl Innovation wie der Schritt in die Selbständigkeit erfordern andere Eigenschaften wie z.B. Risikobereitschaft, die bei den typisch schweizerischen Eigenschaften auf den Schlussrang verwiesen wurde.


Kontroverse seitens der Experten

Prima vista beurteilt die Gruppe der Experten die Ergebnisse aus der Studierenden-Befragung als er-freulich, da sich die Nachfolgegeneration mit dem aktuellen Niveau und mit der aktuellen Konstellation der schweizerischen Wirtschaft sehr zufrieden zeigt. «Die Leistungen und Werte des Establishments werden nicht - wie z.B. damals von der 68er Generation - radikal in Frage gestellt, sondern grossmehrheitlich anerkannt und als weiterentwicklungswürdig eingestuft», so Heinz Knecht, Co-Initiator der Studie und Dozent an der ZHAW School of Management and Law. Seconda vista erlauben die Ergebnisse eine etwas kritischere Reflektion, die zum Schluss führt, dass bei der Nachfolgegeneration ein Wertekonservatismus vorzuherrschen scheint, der in diesem Ausmass überrascht und die kritische Frage erlaubt: Müssen wir um die Innovationsbereitschaft und -fähigkeit der Schweizer Wirtschaft bangen, weil der Hang zum Bewahren den gebotenen Mut zum nötigen Erneuern gefährdet? Diese und andere Fragen werden am 3. November an einer öffentlichen Podiumsdiskussion in Winterthur kontrovers diskutiert.


Details zur Studie

Die Studie «Schweizer Wohlstand zwischen Vergangenheit und Zukunft» steht in Zusammenhang mit dem im Frühling 2011 erschienenen Buch «Wirtschaftswunder Schweiz - Ursprung und Zukunft eines Erfolgsmodells», das den Wurzeln des Schweizer Wohlstands nachgeht. Der Direktor von Avenir Suisse und ehemalige Wirtschaftschef der NZZ, Gerhard Schwarz, sowie der amerikanisch-schweizerische Un-ternehmer R. James Breiding erzählen darin, wie Schweizer Unternehmen in zahlreichen Branchen weltweit Spitzenpositionen erobert haben. Parallel zum Buch wird mit der vorliegenden Studie die Haltung der Nachwuchsgeneration gegenüber dem Wohlstand der Schweiz abgefragt. Neben 1777 Studierenden der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Universität Lugano und der HES-SO Fachhochschule Westschweiz haben sich namhafte Experten¹ an der Studie beteiligt, die von der Bank Linth freundlicherweise finanziell unterstützt wurde. Die Erhebung fand im Zeitraum zwischen November 2010 und März 2011 statt.

Die Studie kann gratis bezogen werden unter www.zmm.zhaw.ch/studie-zum­-schweizer­-wohlstand