In der Schweiz wird es wärmer und im Sommer trockener werden. Von diesen Veränderungen sind auch Extremereignisse betroffen, so sind zum Beispiel häufigere und längere Hitzewellen und längere sommerliche Trockenperioden zu erwarten. Dies bestätigen die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse Schweizer Klimaforschenden.
Wie wird sich das Klima in der Schweiz in den nächsten 100 Jahren entwickeln? Eine Frage, die viele Schweizer und Schweizerinnen beschäftigt. Forschende haben Szenarien für die zukünftige Entwicklung von Temperatur und Niederschlag in der Schweiz erarbeitet.
Die Szenarien stützen sich auf verfeinerte Klimasimulationen und neue statistische Verfahren. Erstmals stehen auch detaillierte Szenariodaten in digitaler Form zur Verfügung. Diese sollen die Erforschung von Folgen des Klimawandels vorantreiben, und ermöglichen Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft Zugriff auf umfassende Informationen über die Klimaentwicklung im 21. Jahrhundert in der Schweiz.
Das Ergebnis: Die mittleren Temperaturen werden sehr wahrscheinlich in allen Regionen der Schweiz und während allen Jahreszeiten ansteigen. Sogar wenn der globale Treibhausgas-Ausstoss bis 2050 gegenüber 2000 halbiert werden könnte, wird sich das Schweizer Klima voraussichtlich bis Ende des Jahrhunderts gegenüber der Periode zwischen 1980 und 2009 um 1,2-1,8°C erwärmen. Spätestens ab Mitte des 21. Jahrhunderts ist im Sommer in der gesamten Schweiz mit einem Rückgang der Niederschläge zu rechnen. In der Südschweiz werden die Winterniederschläge voraussichtlich zunehmen. Durch die Abnahme der Sommerniederschläge nimmt auch das Risiko längerer Trockenperioden zu. Wärmeperioden und Hitzewellen werden häufiger und intensiver auftreten und zudem länger anhalten. Gleichzeitig wird der Winterniederschlag aufgrund der steigenden Temperaturen vermehrt als Regen fallen, wodurch sich das Überschwemmungsrisiko vor allem in niedrigen Lagen vergrössern wird. Die neuen Szenarien sind konsistent mit der Klimaentwicklung der letzten Jahrzehnte.
Klimaszenarien liefern einheitliche Planungsgrundlage
Die ausführlichen Ergebnisse sind im Bericht "Swiss Climate Change Scenarios CH2011" (deutsch: Szenarien zur Klimaänderung in der Schweiz CH2011) nachzulesen. Eine englische, deutsche, französische und italienische Zusammenfassung des Berichts steht auf der Website www.ch2011.ch zur Verfügung. Dort können auch Klimaszenarien in digitaler Form bezogen werden. Es stehen zum Beispiel die Szenario-Daten für Temperatur und Niederschlag der kommenden Jahrzehnte in täglicher Auflösung an Messstandorten von MeteoSchweiz zur Verfügung.
Die neuen Daten sollen in zahlreichen Folgestudien benutzt werden, um die Folgen des Klimawandels auf die Wirtschaft und Umwelt der Schweiz besser abzuschätzen. Für den Bund, der aktuell eine Strategie zur Anpassung an die Klimaänderung erstellt, bilden diese Klimaszenarien eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Zudem können Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaftsektoren wie Land-, Bau-, Energie- und Wasserwirtschaft, Gesundheit, Tourismus, Raumplanung, Versicherung etc. einfach und kostenlos auf die für sie relevanten Daten zugreifen. Die Klimaszenarien CH2011 ermöglichen damit schweizweit eine einheitliche Planung der verschiedenen Wirtschaftssektoren.
Das Know-how hinter den Klimaszenarien
Die CH2011-Klimaszenarien gründen auf einer neuen Generation von globalen und regionalen Klimamodellen. Zudem verwendeten die Forschungspartner neue statistische Methoden, um die Entwicklung von Temperatur und Niederschlag in den drei Schweizer Regionen Nordostschweiz, Westschweiz und Südschweiz abzuschätzen und die Unsicherheit der Klimaprojektionen zu quantifizieren. Verschiedene Emissionsszenarien, welche den künftigen Ausstoss von Treibhausgasen prognostizieren, sind die Basis für die Klimamodelle. Für die vorliegenden Klimaszenarien wurden erstmals drei unterschiedliche Emissionsszenarien gewählt, die ein breites Spektrum an möglichen Wirtschaftsentwicklungen abdecken, darunter auch ein sogenanntes Mitigations-Szenario welches umfangreiche Massnahmen gegen den Klimawandel berücksichtigt.