Evolutionsmediziner und Epidemiologen der Universität Zürich sind an der bisher umfangreichsten weltweiten Studie zum Body-Mass-Index beteiligt. (Bild: ©pichetw / Fotolia.com)
Während der letzten 40 Jahre hat die Weltbevölkerung an Gewicht zugelegt: Um 1,5 Kilogramm pro Dekade hat sich das Durchschnittsgewicht seit 1975 erhöht. Dies bedeutet eine Zunahme des Body-Mass-Indexes (BMI) - Körpergewicht geteilt durch Körpergrösse im Quadrat - von 21,7 kg/m2 auf 24,2 kg/m2. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt ein BMI unter 18,5 kg/m2 als Untergewicht, bis 25 kg/m2 als Normalgewicht, zwischen 25 bis 29,9 kg/m2 als Übergewicht und ab 30 kg/m2 als Fettleibigkeit. Unter den einkommensstarken Ländern haben Japanerinnen und Japaner den tiefsten BMI, den höchsten BMI verzeichnen Männer und Frauen aus den USA, wie die in der Fachzeitschrift «Lancet» erschienene Studie belegt. Evolutionsmediziner und Epidemiologen der Universität Zürich haben sich gemeinsam mit über 700 anderen Forschenden weltweit an dieser Metastudie beteiligt. Dabei wurden 1’700 Studien zum BMI der Bevölkerung ausgewertet und die erstmals konsistent gemessenen Daten für eine Zeitspanne von 40 Jahren weltweit untersucht.
Stabilisierung der Adipositas scheint unerreichbar
Rund um den Globus sind zurzeit 2,3 Prozent aller Männer und 5 Prozent aller Frauen stark fettleibig bzw. stark adipös - ihr BMI ist höher als 35 kg/m2. Dadurch vergrössert sich ihr individuelles Risiko für Diabetes, Krebs, eine Nierenoder Herzkreislauf-Erkrankung signifikant. Setzt sich der Trend zur Gewichtszunahme fort, werden im Jahr 2025 weltweit 18 Prozent der Männer und 21 Prozent der Frauen adipös sein. Das von der WHO deklarierte Ziel einer globalen Stabilisierung der Adipositas im Jahre 2025 auf dem Niveau von 2010 ist laut Studienautoren unrealistisch.
Schweizerinnen mit dem tiefsten BMI in Europa
Europaweit ragen die Schweizer Frauen heraus: Sie haben - gemeinsam mit bosnischen Männern - den tiefsten mittleren BMI (23,7 kg/m2). Grundsätzlich verlief die Entwicklung des Übergewichts in der Schweiz weniger schnell als in anderen Weltregionen: «Es hat sich in den letzten Jahren sogar verlangsamt», wie Studienmitautor Frank Rühli vom Institut für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich erklärt. Gemeinsam mit Kaspar Staub, ebenfalls Mitautor, erforscht er die Körpermasse von stellungspflichtigen Männern der Schweizer Armee. Ihre in die aktuelle Studie eingeflossenen Daten zeigen: Der durchschnittliche BMI stieg bei 19-jährigen Männern von 1975 bis 2014 von rund 21,5 kg/m2 auf rund 23 kg/m2 und blieb seit fünf Jahren stabil. «Wie sich das Körpergewicht verändert, ist ein wichtiges Forschungsgebiet der Evolutionären Medizin. Anhand unserer Daten können wir die menschliche Variabilität aufzeigen, was für gesundheitspolitische Massnahmen hilfreich ist», sagt Frank Rühli.
Untergewicht nach wie vor globales Problem
Seit 2011 sind weltweit mehr Personen übergewichtig als untergewichtig. Weltweit hat sich seit 1975 das Untergewicht verringert: von 14 Prozent auf 9 Prozent bei den Männern und bei den Frauen von 15 Prozent auf 10 Prozent. Dennoch ist Untergewicht ein grosses globales Problem, insbesondere in Zentralund Ostafrika. In Ländern wie Indien und Bangladesh etwa sind beinahe ein Viertel der erwachsenen Männer und Frauen untergewichtig.
Literatur:
Di Cesare M, Bentham J, [...], Rühli F, Staub K, Gutzwiller F, Fäh D, [...], et al. (NCD Risk Factor Collaboration) (2016). The weight of the world - trends in adult body mass index in 200 countries since 1975: pooled analysis of 1,698 population-based measurement studies with 19.2 million participants. The Lancet, published online April 1st, 2016