
Replik der Schweizerischen Vogelwarte auf die Antwort des Staatsrats des Kantons Wallis auf das Postulat 5.0244: ,,Beschränkung der Jagd auf Birkhuhn und Schneehuhn".
Sempach. - Der Staatsrat des Kantons Wallis empfiehlt dem Parlament, ein Postulat abzulehnen, das den Staatsrat auffordert, die Frage zu prüfen, ob die Jagd auf die beiden Raufusshühner noch zeitgemäss sei und ob nicht eine Reduktion der Abschussquoten angebracht wäre. In seiner Antwort zitiert der Staatsrat wissenschaftliche Studien, an denen die Schweizerische Vogelwarte Sempach beteiligt war.
Bedauerlicherweise lässt die Antwort des Staatsrats eine Schlüsselstudie unbeachtet, welche die Schweizerische Vogelwarte und das Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL 2016 publizierten. In der Studie wurden die jährlichen Zählungen des Alpenschneehuhns durch Wildhüter an 40 Orten in den Schweizer Alpen von 1995-2012 analysiert.
Die Studie belegt die Bestandseinbussen des Alpenschneehuhns in den Schweizer Alpen in den letzten zwanzig Jahren. Bei genauerem Hinsehen werden massive Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen festgestellt. In den Gebieten im Kanton Wallis sind die Bestände des Alpenschneehuhns um 50% eingebrochen, was die stärkste in der Studie gefundene Abnahme darstellt. Dieser Rückgang wird durch erste Resultate aus dem Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016 gestützt, der 2018 erscheinen wird.
In der Antwort des Staatsrats zeigt sich die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere des Kantons Wallis ,,bereit angepasst zu reagieren, sobald relevante Bestandesrückgänge festgestellt würden." Der vorliegende Wissensstand zeigt, dass dies beim Alpenschneehuhn bereits jetzt der Fall ist.
In der Antwort des Staatsrats fehlen zudem wissenschaftliche Belege, dass die Situation des Birkhuhns im Wallis langfristig stabil sei. Die Art wird durch die Zunahme des Wintersports bedroht. Die Erhebungen für den Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016 zeigen auffällige Unterschiede zwischen den Kantonen, aber auch zwischen unterschiedlichen Regionen im Wallis. Die Jagd ist daher zumindest auf lokaler Ebene für den Rückgang des Birkhuhns mitverantwortlich.
Quelle
Furrer, R., M. Schaub, A. Bossert, R. Isler, H. Jenny, T. Jonas, C. Marti & L. Jenni (2016): Variable decline of Alpine Rock Ptarmigan (Lagopus muta helvetica) in Switzerland between regions and sites. J. Ornithol. 157: 787-796.
Knaus, P., S. Antoniazza, S. Wechsler, J. Guélat, M. Kéry, N. Strebel & T. Sattler (in Vorb.): Schweizer Brutvogelatlas 2013-2016. Verbreitung und Bestandsentwicklung der Vögel in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Schweizerische Vogelwarte, Sempach.