Bei Stress verändert sich die Herzfrequenz und die Hautleitfähigkeit. «Diese körperlichen Signale können wir zwar messen», sagt Martin Biallas vom iHomeLab der Hochschule Luzern, «aber nicht jeder nimmt den Stress wahr.» Wer jedoch nicht spürt, dass er gestresst ist, unternimmt auch nichts dagegen. Auf die Dauer staut sich Stress im Körper an und beeinträchtigt die Leistung. Bei Lastwagenfahrern zum Beispiel kann dies fatal sein. Im Projekt «Trans.Safe» untersuchte Biallas mit einem internationalen Team, welchen Beitrag technische Hilfsmittel leisten können, um einerseits Lastwagenfahrern und andererseits Mitarbeitenden einer Verkehrsleitzentrale beim Stressabbau zu helfen. In beiden Berufen ist Erfahrung ein grosser Vorteil, und so soll das Projekt dazu beitragen, dass erfahrene Mitarbeiter nicht stressbedingt vorzeitig aus dem Beruf ausscheiden.
Einfach zugängliche Daten und Tipps
In einem Simulator experimentierten die Forschenden mit Sensoren, die physiologische und Umweltdaten erfassen. Sie sind an ein Smartphone gekoppelt. So können die Instrumente «quasi eine Zweitmeinung zum Stressniveau abgeben, das der Fahrer wahrnimmt», sagt Martin Biallas. Diese Daten müssen für die Mitarbeitenden zugänglich sein, und zwar derart, dass sie nicht von der Arbeit ablenken, etwa durch eine im Armaturenbrett integrierte Anzeige. Diese liefert auch gleich auf die Situation zugeschnittene Empfehlungen wie Assistenzsysteme im Lastwagen zuzuschalten oder in Pausen gezielte Übungen durchzuführen. Bei Mitarbeitenden einer Leitstelle könnte das System auch darauf aufmerksam machen, dass es Zeit ist, Unterstützung anzufordern - ein Moment, den man leicht verpasst, wenn die ganze Konzentration darauf ausgerichtet ist, Lösungen für eine Verkehrsstörung zu finden. Denn dann «geht es zu wie in einem Bienenstock», beschreibt ein Mitarbeiter diese Situation.
Stress und Datenschutz
«Technisch ist es nicht kompliziert, Stress-Symptome zu messen. Jeder Hobbysportler weiss, was sich mit Sensoren alles erfassen lässt. Die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu steigern, war allerdings eine Herausforderung», sagt Martin Biallas. Die Kombination mit praktischen Tipps zum Stressabbau liess sich relativ einfach einrichten. Das Trans.Safe-Team befasste sich jedoch auch mit Fragen des Datenschutzes. Es könnte zum Beispiel sein, dass ein Arbeitgeber die Daten zur Überwachung einsetzt - was auf jeden Fall verhindert werden sollte. Martin Biallas hält deshalb fest: «Wir haben in unserem Prototypen sichergestellt, dass die Informationen von den Mitarbeitenden jederzeit gelöscht und nur von ihnen selber eingesehen werden können. Schliesslich soll Trans.Safe den Mitarbeitenden eine Hilfestellung bieten und nicht zu ihrer Überwachung dienen.»
Internationales Team
Das Team des Projektes trans.safe war international zusammengesetzt. Partner waren die Telecom Italia, Youse GmbH, Deutschland, VAG Verkehrsaktiengesellschaft Nürnberg, MAN Truck & Bus AG mit Sitz in München, die Scuola Superiore Sant’ Anna, Italien, konplan systemhaus ag, Schweiz, Design LED Products Ltd, Schottland und das iHomeLab der Hochschule Luzern.