Bern, 04.05.2018 - Die Spitalund Pflegeheiminfektionen werden stärker bekämpft. Seit 2016 werden die Überwachungs-, Präventionsund Bekämpfungsmassnahmen dank der Strategie NOSO landesweit koordiniert. So liess sich das Ausmass des Problems in den Spitälern ermitteln, wo fast sechs Prozent der Patientinnen und Patienten eine solche Infektion erleiden. Zudem wurden Programme zur Sensibilisierung des Pflegepersonals erarbeitet, insbesondere in Bezug auf die Händehygiene und die Prävention von Postoperative Wundinfektionen. Anlässlich der Veröffentlichung des ersten Jahresberichts zur Strategie haben das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und seine Partner Bilanz gezogen.
Zu Spitalund Pflegeheiminfektionen, auch healthcare-assoziierte Infektionen (HAI) genannt, kommt es in ganz unterschiedlichen Situationen. Das Legen eines Venenoder Blasenkatheters, das Einsetzen einer Prothese sowie eine künstliche Beatmung können zu einer Infektion führen. Ausserdem kann der einfache Kontakt zwischen dem Pflegepersonal und den Patientinnen und Patienten bei scheinbar harmlosen Pflegemassnahmen die Übertragung von potenziell gefährlichen Keimen verursachen. Die Strategie NOSO setzt somit auf zahlreichen Ebenen an und richtet sich an die verschiedenen Akteure: Spitäler, Pflegeheime, Ärzteschaft, Pflegepersonal, Patientinnen und Patienten, Heimbewohnerinnen und Heimbewohner.
5,9 Prozent der Hospitalisierten erleiden eine Spitalinfektion
Im Bereich der Überwachung wurde mit der Punktprävalenz-Erhebung der Expertengruppe Swissnoso ein erster wichtiger Meilenstein gelegt. Die in 96 Schweizer Spitälern bei 13’000 Patientinnen und Patienten durchgeführte Erhebung kommt zum Schluss, dass 5,9 Prozent der hospitalisierten Personen eine Spitalinfektion erleiden. Diese Art der Erhebung soll in den kommenden Jahren wiederholt werden, damit die erzielten Fortschritte gemessen werden können.
Auch wenn sich nicht alle healthcare-assoziierten Infektionen verhindern lassen, gibt es doch bedeutendes Verbesserungspotenzial. Swissnoso stellte fest, dass 35-55 Prozent der Spitalinfektionen - je nach Typ - vermieden werden könnten. Das grösste Verbesserungspotenzial besteht bei den Infektionen durch Venenoder Blasenkatheter.
Blasenkatheter werden beispielsweise oft routinemässig und nicht aus medizinischer Notwendigkeit gelegt. Verzichtet man in solchen Fällen auf einen Katheter, verringert man das Risiko einer Harnwegsinfektion einfach und effizient. Die Stiftung Patientensicherheit führt in Zusammenarbeit mit Swissnoso ein Pilotprogramm durch, das sich im Rahmen der nationalen Qualitätsstrategie mit dieser Frage befasste. Das Programm mit dem Namen progress! soll den Spitälern ermöglichen, die Zahl der jährlich 350’000 gelegten Blasenkatheter zu senken.
Händehygiene unter der Lupe
Sehr viele HAI werden durch Keime an den Händen des Spitalpersonals verursacht. Um die guten Praktiken zu fördern, entwickelte Swissnoso das Tool CleanHands für alle Schweizer Spitäler. 100 von ihnen verwenden es bereits. Diese mobile Anwendung ermöglicht es, ein Pflegeteam bei seinen Interaktionen mit den Patientinnen und Patienten zu verfolgen, die Handgriffe der Berufsleute zu bewerten und ihnen unmittelbar nach der Beurteilung ein Feedback zu geben, damit sie sich der zu verbessernden Punkte bewusst werden.
Überwachung und Prävention der Postoperative Wundinfektionen
Postoperative Wundinfektionen bilden ein weiteres Handlungsfeld, denn sie sind der häufigste Typ von Spitalinfektionen. Seit 2009 werden mehrere Operationstypen unter der Führung des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken landesweit überwacht. So können sich die Spitäler miteinander vergleichen und feststellen, in welchen Bereichen sie sich verbessern müssen.
Zur Ergänzung dieser Überwachung entwickelte Swissnoso ein Modul zur Prävention der Postoperative Wundinfektionen. Es beruht auf drei konkreten Massnahmen: Haarentfernung, präoperative Hautdesinfektion und Antibiotikaprophylaxe. Dieses Modul wird 2018 allen Spitälern mit eigener Chirurgieabteilung angeboten.
Massnahmen in Pflegeheimen
Healthcare-assoziierte Infektionen treten nicht nur in Spitälern auf; auch die Pflegeheime sind davon betroffen. Die Massnahmen in diesem Bereich stehen jedoch noch am Anfang. Überwachungsdaten fehlen bisher, und die Machbarkeit einer Prävalenzstudie zur Ermittlung des Ausmasses des Phänomens wird derzeit geprüft. Präventionsund Bekämpfungsmassnahmen werden hier in den nächsten Jahren im Rahmen der Strategie NOSO umgesetzt.
Strategie NOSO: verstärkte Bekämpfung der Infektionen in Spitälern und Pflegeheimen
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