Bisher ging die Forschung davon aus, dass sich Nachtfalter für die Paarung auf Duftstoffe verlassen. Nun wurde bei der sogenannten Dot-underwing-Motte entdeckt, dass diese im Dunkeln mit einer funkelnden Lichtshow beindruckt. Ob die Motte mit ihren atemberaubenden Spezialeffekten den Geschmack der Weibchen trifft, wollen Forschende der University of Western Australia und des Adolphe Merkle Instituts der Universität Freiburg weiter erforschen.
Nachtaktive Tiere verlassen sich normalerweise mehr auf andere Sinne als auf das Sehen, insbesondere wenn es um wichtige Angelegenheiten wie die Paarung geht. Irisierende Farben, die sich je nach Betrachtungswinkel ändern, finden sich daher bei tagaktiven Schmetterlingen und Kolibris.
Die Studie ’A Dynamic Optical Signal in a Nocturnal Moth’ (Ein dynamisches optisches Signal eines Nachfalters) weist nun als erste solche Effekte bei einer nachtaktiven Spezies nach, weiss Dr. Bodo Wilts. Der Gruppenleiter beim Adolphe Merkle Institut (AMI) erklärt zudem, dass die Studie um Hauptautorin Dr. Jennifer Kelley auf einer zufälligen Entdeckung bei der Dot-underwing-Motte (Eudocima materna) im Western Australian Museum in Perth beruhe. Eigentlich wollte sich Kelley beim Besuch des Naturhistorischen Museums die Insektensammlung gar nicht anschauen, doch im Vorbeilaufen bemerkte sie eine Farbänderung, die sie neugierig machen sollte. Ein Glücksfall für die Forschung.
Clevere Tools aus dem Werkzeugkasten der Natur
Sein funkelndes Erscheinen verdankt dieser Nachfalter einer intelligenten Reflexionsbeschichtung. Die Forschenden aus Biologie und Physik konnten zeigen, dass spezielle Schuppen in den Flügeln die optischen Effekte erzeugen. Die Natur bedient sich hier biologischer Nanomaterialien, die optische Effekte erzeugen, bei welchen gewöhnliche Pigmente in Brillanz und Richtungsabhängigkeit nicht mithalten können.
Direkt von oben betrachtet verhalten sich die Schuppen auf den Flügeln der Motte wie gefärbte Spiegel und verleihen ihr ein schillerndes Aussehen. Einige Motten schlagen schnell ihre Flügel, bevor sie sich dem Weibchen nähern. Falls dies auch auf die Dot-underwing-Motte zutrifft, könnte das blinkende Muster auf den Flügeln des Männchens sehr anziehend auf das Weibchen wirken. Der nächste Schritt des Forschungsteams besteht darin, die Balzrituale des Nachtfalters zu studieren.
Wichtige Erkenntnisse für das Verständnis der visuellen Evolution
Als Menschen neigen wir dazu anzunehmen, dass andere Tiere die Welt auf die gleiche Art wahrnehmen, wie wir es gewohnt sind. Die visuellen Systeme der Tiere - dazu gehört auch die Nachtsicht - übertreffen unsere eigenen in vielen Fällen jedoch bei weitem. Diese Tatsache wirft Fragen auf, wie tierische visuelle Signale für das Senden und Empfangen im Dunkeln optimiert werden. Zukünftige Studien zur visuellen Signalgebung im Dunkeln werden ein besseres Verständnis der Evolution des Sehens ermöglichen. Die neuen Erkenntnisse können auch für die Entwicklung innovativer optischer Technologien inspirierend sein.
Die Ergebnisse wurden in der führenden Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.
Nachtfalter beeindruckt mit bisher unbekannten Spezialeffekten
- DE - FR
Advert