
Sempach. - In den 1960er Jahren war der Gänsegeier aus Westeuropa praktisch verschwunden und kam nur noch in Spanien vor. Dank einem Wiederansiedlungsprojekt in Frankreich in den 1980er Jahren nahm der Bestand dort zu, so dass aktuell wieder über 3000 Paare in Frankreich brüten.
Zwar wurden schon immer Gänsegeier bei uns beobachtet, auch aus Spanien und dem Balkan. Das französische Wiederansiedlungsprojekt hat aber zu deutlich mehr Beobachtungen bei uns geführt. Mittlerweile dürften einige Hundert Gänsegeier den Sommer in unseren Bergen verbringen. Da es sich aber hauptsächlich um Jungvögel handelt, gibt es jedoch keine Bruten in der Schweiz. Auch historisch ist der Gänsegeier bei uns nicht als Brutvogel bekannt.

Trotz dieser faszinierenden Eigenschaften geniessen Geier nicht den besten Ruf. Sie gelten als todbringend und schmutzig. Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein: Durch die rasche Kadaverwertung sorgen Geier dafür, dass verwesendes Fleisch schnell beseitigt wird und sich krankheitserregende Mikroorganismen nicht ausbreiten. Sie können damit eine wichtige ökologische Funktion erfüllen.
Der Rückgang verschiedener Geierarten in Afrika und Asien, etwa durch Abschüsse und Vergiftungen, ist daher besorgniserregend. Umso mehr sollten wir uns bei dieser Erfolgsgeschichte des Naturschutzes darüber freuen, dass nach der erfolgreichen Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen nun auch der Gänsegeier regelmässig bei uns zu beobachten ist.