Tau-PET: Ein Fenster in die Zukunft von Alzheimer-Patienten

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Tau-PET: Ein Fenster in die Zukunft von Alzheimer-Patienten

Ein Team der Universität Genf und des Universitätsspitals Genf (HUG) zeigt, wie wichtig bildgebende Verfahren sind, um das Vorhandensein des Tau-Proteins im Gehirn zu erkennen und so den kognitiven Verfall aufgrund der Alzheimer-Krankheit vorherzusagen.

Die Alzheimer-Krankheit ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen und führt zu einem fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses und der Selbstständigkeit. Sie ist durch die Ansammlung neurotoxischer Proteine, Amyloid-Plaque und Tau-Protein, im Gehirn gekennzeichnet. Da sich die Krankheit über Jahrzehnte hinweg im Verborgenen entwickelt, ist eine sehr frühe Diagnose von entscheidender Bedeutung, um so früh wie möglich in den Krankheitsprozess eingreifen zu können. Ein Team der Universität Genf (UNIGE) und des Universitätsspitals Genf (HUG) hat nachgewiesen, dass Tau-PET - ein sehr neues bildgebendes Verfahren zur Darstellung des Tau-Proteins - den kognitiven Verfall von Patienten besser vorhersagen kann als die üblicherweise verwendeten bildgebenden Verfahren. Diese Ergebnisse, die in der Zeitschrift Alzheimer’s & Dementia: The Journal of the Alzheimer’s Association zu lesen sind, sprechen für eine rasche Einführung dieser Untersuchung in die klinische Routine, um den Patienten frühzeitig individuelle Lösungen anbieten zu können.

Eines der wichtigsten Instrumente zur Diagnose der Alzheimer-Krankheit ist derzeit die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), ein bildgebendes Verfahren, bei dem durch die Injektion von Tracern spezifische pathologische Prozesse im Gehirn sichtbar gemacht werden können. "Bei der PET wird den Patienten ein schwach radioaktiver Tracer injiziert, der innerhalb weniger Stunden aus dem Körper verschwindet. Diese Elemente sind so konzipiert, dass sie sich an die menschlichen Moleküle, die man aufspüren möchte, binden, um sie mit dem PET-Scan auf sehr empfindliche Weise sichtbar zu machen", erklärt Valentina Garibotto, assoziierte Professorin am Departement für Radiologie und medizinische Informatik der medizinischen Fakultät der Universität Genf und Chefärztin der Abteilung für Nuklearmedizin und molekulare Bildgebung des Universitätsspitals Genf, die diese Forschung leitete.

"Spezifische Tracer für Amyloid gibt es schon seit einiger Zeit, ebenso wie zur Verfolgung des Glukosestoffwechsels, der die Fähigkeit des Gehirns anzeigt, seine Energieressourcen richtig zu nutzen. Die Alzheimer-Krankheit ist jedoch komplex und diese beiden Techniken reichen nicht aus, um alle Antworten zu liefern".

Vergleichen Sie die Bildgebungstechniken

Flortaucipir ist ein an das Tau-Protein bindender Radiotracer, der von einem Pharmaunternehmen entwickelt und im Jahr 2020 von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassen wurde. Er ermöglicht es, seine Anreicherung im Gehirn und vor allem seine Verteilung zu beobachten und seine Rolle bei der klinischen Manifestation der Krankheit genau zu bewerten. Die Wissenschaftler der Universität Genf und des Universitätsspitals Genf (HUG) wollten herausfinden, welche Bildgebungsmodalität - Amyloid-PET, Glukosestoffwechsel-PET oder das neue Tau-PET - eine bessere Vorhersage des künftigen kognitiven Verfalls aufgrund der Alzheimer-Krankheit ermöglicht. Rund 90 Freiwillige wurden aus den Patienten des Gedächtniszentrums des Universitätsspitals Genf (HUG) rekrutiert.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die verschiedenen PET-Tests zwar alle mit dem Auftreten kognitiver Störungen in Verbindung gebracht wurden und somit ihre Rolle als starke Indikatoren für die Alzheimer-Krankheit bestätigten, dass Tau-PET aber am besten geeignet war, die Geschwindigkeit des kognitiven Verfalls vorherzusagen, auch wenn zunächst keine ausgeprägten Symptome vorlagen", fasst Cecilia Boccalini, Doktorandin in Garibottos Team und Erstautorin der Studie, die Ergebnisse zusammen.

Individuelle Variationen erkennen

Amyloid-Plaques gehen nicht unbedingt mit kognitiven Einbußen oder Gedächtnisverlust einher. Das Vorhandensein von Tau geht jedoch immer mit klinischen Symptomen einher. Sein Vorhandensein oder Fehlen ist der wichtigste Faktor dafür, ob der Zustand einer Person stabil bleibt oder sich schnell verschlechtert. Die Darstellung von Tau in bildgebenden Verfahren war jedoch aufgrund der geringeren Konzentration und der komplexen Struktur schwieriger zu entwickeln.

"Dieser Durchbruch ist entscheidend für eine bessere Behandlung der Alzheimer-Krankheit. In jüngster Zeit haben Medikamente, die auf das Amyloid abzielen, positive Ergebnisse gezeigt. Neue Therapien, die auf das Tau-Protein abzielen, scheinen ebenfalls vielversprechend zu sein. Wenn es uns gelingt, die Krankheit so früh wie möglich zu erkennen, bevor das Gehirn zu stark geschädigt ist, und dank neuer Behandlungsmethoden, hoffen wir wirklich, in der Zukunft und für die Lebensqualität der Patienten einen Unterschied machen zu können", betont Valentina Garibotto. "Ebenso beginnen wir damit, die Verteilung von Tau zu kartieren, um zu verstehen, wie seine Lokalisierung in den verschiedenen Hirnregionen die Symptome beeinflusst." Tatsächlich erweisen sich die Ursachen und die verschiedenen Stadien der Krankheit als weit weniger einheitlich als bisher angenommen, und die individuelle Anfälligkeit für dieselben Phänomene muss noch besser verstanden werden.

Diese Ergebnisse sprechen also stark für die Aufnahme des Tau-PET in die klinische Routineuntersuchung, um die individuelle Prognose zu beurteilen und für jeden Kranken die am besten geeignete Behandlungsstrategie auszuwählen.