Vielfalt vielfältig angehen: Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Fliessgewässer-Mosaik

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Rhone im Pfynwald. (Foto: Michel Roggo)
Rhone im Pfynwald. (Foto: Michel Roggo)
25. April 2023, Revitalisierungsund Naturschutzprojekte haben das grosse Potential, wichtige Funktionen unserer Fliessgewässer für kommende Generationen wiederherzustellen und zu erhalten. Forschende von vier Forschungsinstituten des ETH-Bereichs haben in Zusammenarbeit mit dem BAFU untersucht, wie sich Sedimenttransport und Vernetzung auf die Hochwassersicherheit und die Fliessgewässerökologie auswirken. Die wissenschaftlichen Resultate aus dem Forschungsprojekt «Lebensraum Gewässer» haben sie nun für ein vielfältiges Publikum aufgearbeitet.

Von ganz nass bis zu ganz trocken - naturnahe Flusslandschaften bilden ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen, das von Überdurchschnittlich vielen Arten bewohnt wird. Genauso vielfältig sind die Interessen, die bei wasserbaulichen Eingriffen wie Hochwasserschutzoder Revitalisierungsprojekten in unserer dicht genutzten Landschaft aufeinandertreffen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt «Lebensraum Gewässer - Sedimentdynamik und Vernetzung» im Rahmen des Forschungsprogramms «Wasserbau und Ökologie» verbindet deswegen ingenieurtechnische und ökologische Perspektiven bei der Erforschung vielfältiger Flusslandschaften. Die Resultate wurden nun in mehreren Produkten für ein vielfältiges Publikum aufbereitet.

Ein Band der Reihe «Umwelt-Wissen» des Bundesamtes für Umwelt BAFU fasst die wichtigsten Forschungsergebnisse anschaulich zusammen. Ergänzt werden diese mit Beiträgen zur Umsetzung von Fachleuten aus der Praxis. Ein Informationsflyer für eine breite Leserschaft und die Website www.rivermanagement.ch mit einer interaktiven Karte erlauben einen einfachen Zugang zu den vielfältigen Themen. Fünf Kurzfilme ergänzen das Angebot und veranschaulichen die dynamischen Prozesse in Fliessgewässern.

Wichtig war den Forschenden, alle im Gewässermanagement engagierten Personen zu erreichen. Insbesondere Akteurinnen und Akteure ohne spezifischen fachlichen Hintergrund, zum Beispiel in kleineren Gemeinden, sind nicht zwingend an den neusten Forschungsdetails interessiert. Vielmehr benötigen sie eine Einordnung von Sachverhalten sowie eine Sensibilisierung für die Schlüsselprozesse, die es zu schützen gibt. «Auf Anraten unserer Praxisbegleitgruppe haben wir uns im Projekt daher entschieden, erstmalig auch Produkte für ein breiteres Publikum zu erarbeiten», führt die Projektleiterin und Ökologin Christine Weber vom Wasserforschungsinsitut Eawag aus.

Wasser und Land vernetzen

Insgesamt 13 Teilprojekte wurden im Rahmen des Projekts «Lebensraum Gewässer» realisiert. Ein Teilprojekt unter der Leitung von Chris Robinson von der Eawag widmete sich der Vernetzung von Wasserund Landökosystemen, die in naturnahen Gewässern eng miteinander verbunden sind. Eawag-Doktorandin Carmen Kowarik untersuchte, wie menschliche Eingriffe das Nahrungsnetz zwischen Land und Wasser beeinflussen. Aquatische Insekten, die ihr Larvenstadium im Wasser verbringen, sind eine wichtige Nahrungsquelle für Eidechsen, Vögel oder Fledermäsue, da sie verglichen mit terrestrischen Insekten besonders nahrhaft sind und wertvolle ungesättigte Fettsäuren enthalten. Carmen Kowarik wies mit ihrer Arbeit nach, dass in beeinträchtigten Gewässern jedoch kaum noch Steinfliegen schlüpfen. Spinnen, die dort in Ufernähe am Boden leben und sich normalerweise von den frisch geschlüpften Steinfliegen ernähren, weisen daher signifikant weniger ungesättigte Fettsäuren auf.