Paläolithische Diäten sind nicht ohne Risiko

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(© Image: Unsplash)
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Eine Studie der Universität Genf weist auf ein toxisches Risiko von eiweißreichen Diäten hin, die zu schweren neurologischen Störungen führen können.

Sehr proteinreiche Diäten, auch ’paläolithische Diäten’ genannt, sind in Mode gekommen.
mithilfe von Mausmodellen haben Wissenschaftler der Universität Genf ihre Auswirkungen untersucht. Sie sind wirksam bei der Gewichtsregulierung und der Stabilisierung von Diabetes, erweisen sich jedoch nicht als risikofrei. Zu viel Eiweiß erhöht die Ammoniumproduktion stark und die Leber, die für den Abbau von Ammonium zuständig ist, ist überfordert. Überschüssiges Ammonium kann in schweren Fällen zu neurologischen Störungen bis hin zum Koma führen. Diese Ergebnisse, die im Journal of Biological Chemistry zu finden sind, mahnen zur Vorsicht bei der Einführung solcher Diäten.

Typ-2-Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die immer häufiger auftritt. In der Schweiz leiden schätzungsweise mehr als 400.000 Menschen an dieser Krankheit. Aufgrund der Kombination aus sitzender Lebensweise und übermäßiger Ernährung kann die geschädigte Bauchspeicheldrüse den Blutzuckerspiegel kaum noch regulieren. Mit den derzeitigen Behandlungsmethoden können die Betroffenen zwar das Fortschreiten der Krankheit kontrollieren, sie jedoch nicht heilen. Ein großer Teil der Behandlung besteht darin, Gewicht zu verlieren.

Diäten, die reich an tierischen und/oder pflanzlichen Proteinen sind, sogenannte paläolithische Diäten, können zur Stabilisierung von Typ-2-Diabetes und zur Gewichtsregulierung eingesetzt werden’, erklärt Pierre Maechler, ordentlicher Professor an der Abteilung für Zellphysiologie und Stoffwechsel der Medizinischen Fakultät der Universität Genf, der die Arbeit leitete. Diese Diäten orientieren sich an der fleischbasierten Ernährung, die in prähistorischen Zeiten vorherrschte. Aber welche Auswirkungen haben sie auf den Körper? Sind sie wirklich harmlos? Das wollten wir herausfinden.

"Eine Ernährungsumstellung für ein paar Tage reicht aus, um größere Folgen zu beobachten."

Die Leber unter Druck

Ammonium ist ein normales Abfallprodukt des Proteinabbaus, das zum größten Teil in der Leber in Form von ungiftigem Harnstoff durch ein Enzym, die Glutamatdehydrogenase oder GDH, abgebaut wird. Bei einer Proteinüberladung wird das Enzym GDH unter Druck gesetzt. Um die Auswirkungen von eiweißreichen Diäten zu untersuchen, fütterte das Team von Pierre Maechler gesunde Mäuse und Mäuse ohne das Enzym GDH in der Leber mit eiweißhaltigen Nahrungsmitteln, die die sogenannte paläolithische Diät nachahmten.

Die Wissenschaftler beobachteten, dass die Leber bei gesunden Mäusen, obwohl der Proteinüberschuss die Ammoniumproduktion erhöht, diesen Überschuss durch die Wirkung des Enzyms GDH bewältigen kann, das das Ammonium entgiftet, bevor es Schaden anrichten kann. Bei Mäusen, denen das GDH-Enzym fehlt, kann die Leber den Überschuss an giftigem Ammonium aus Proteinen nicht loswerden. Es braucht keine Wochen oder Monate, eine Ernährungsumstellung für ein paar Tage reicht aus, um größere Folgen zu beobachten’, erklärt Karolina Luczkowska, ehemalige Doktorandin an der Abteilung für Zellphysiologie und Stoffwechsel der Medizinischen Fakultät der Universität Genf und Erstautorin der Studie.

Vorsicht ist geboten

Diese Ergebnisse legen nahe, dass bei einer Fehlfunktion des GDH-Enzyms eiweißreiche Diäten zu einem schädlichen Ammoniumüberschuss führen. Ammonium, das nicht über die Leber abgebaut wird, kann zu schweren, insbesondere neurologischen Störungen führen. Auf der Grundlage eines Bluttests könnte man die GDH-Aktivität bewerten und verhindern, dass der Stoffwechsel von Personen, bei denen das GDH-Enzym dies nicht zulässt, mit Proteinen überlastet wird. ’ Es ist also wichtig, sich gut zu informieren, bevor man eine eiweißreiche Diät macht’, schloss Pierre Maechler.

17. Jul. 2024