Jedes dritte Schweizer Unternehmen leistet im Ausland Korruptionszahlungen
Mehr als die Hälfte der Schweizer Unternehmen sind in ihrem Auslandsgeschäft mit Forderungen nach Korruptionszahlungen konfrontiert, und jedes dritte leistet tatsächlich Korruptionszahlungen. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der Fachhochschule Graubünden und von Transparency Schweiz bei Unternehmen in einem fortgeschrittenen Internationalisierungsstadium. Viele Schweizer Unternehmen dürften weiterhin über ungenügende Antikorruptionsmassnahmen verfügen, was durch die bloss vereinzelte Strafverfolgung zusätzlich befördert werden dürfte.In der heute veröffentlichten Studie wurden 539 auslandsaktive Schweizer Unternehmen aller Grössen und Branchen befragt. Die Resultate zeigen, dass rund 52 Prozent dieser Unternehmen im Auslandsgeschäft mit Forderungen nach informellen Zahlungen konfrontiert sind und rund 63 Prozent davon derartigen Forderungen tatsächlich nachkommen. Das bedeutet, dass ein Drittel der Schweizer Unternehmen ausserhalb der Schweiz Korruptionszahlungen leisten. Hinzu kommen rund sieben Prozent, bei denen (lokale) Dritte, die für das Schweizer Unternehmen tätig sind, korrupt handeln.
Schweizer Unternehmen haben während den letzten Jahren ihre Massnahmen zur Korruptionsprävention ausgebaut. Gleichwohl scheinen sie aktuell gleich häufig oder sogar öfter Korruptionshandlungen zu begehen als vor rund zehn Jahren. Wesentliche Gründe für diese Situation dürften sein, dass je nach Unternehmen die Antikorruptionsmassnahmen weiterhin ungenügend sind, die Sensibilisierung für die Thematik zu gering ist und/oder ein zu grosser Risikoappetit besteht. Letzterer dürfte durch die bloss spärliche Strafverfolgung von fehlbaren Unternehmen zusätzlich befördert werden.
Für die Studie wurden Schweizer Unternehmen in einem fortgeschrittenen Internationalisierungsstadium befragt, die einen Teil ihres Umsatzes auch in Ländern ausserhalb von Mittelund Nordeuropa, Australien, Neuseeland, Japan, Singapur oder Nordamerika (USA und Kanada) erzielen. Das Forschungsteam bediente sich hierfür moderner Methoden der empirischen Sozialforschung, die eine bessere Ausleuchtung des Dunkelfeldes ermöglichten.
Studie «Auslandskorruption bei Schweizer Unternehmen - neue Erkenntnisse zu Risiken und Gegenstrategien»: fhgr.ch/auslandskorruption
Fachhochschule Graubünden
Als agile Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset gestaltet sie nachhaltig die Zukunft mit. Studium und Forschung sind interdisziplinär und orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2300 Studierenden bildet sie zu hochqualifizierten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten aus. Die Hochschule bietet Studienund Weiterbildungsangebote in Architektur, Bauingenieurwesen, Computational and Data Science, Digital Supply Chain Management, Information Science, Management, Mobile Robotics, Multimedia Production, Photonics sowie Tourismus an. In ihrer Forschung fokussiert sie auf die Themen Angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und Unternehmerisches Handeln, und agiert auch partizipativ in Reallaboren. Die Mitwirkung aller Hochschulangehörigen trägt zur Weiterentwicklung der Fachhochschule und deren Qualität bei. fhgr.ch
Transparency International Schweiz
Transparency International Schweiz («Transparency Schweiz») ist die Schweizer Sektion von Transparency International, der weltweit führenden Nichtregierungsorganisation im Kampf gegen die Korruption. Transparency Schweiz engagiert sich für die Prävention und Bekämpfung von Korruption und Geldwäscherei in der Schweiz und in den Geschäftsbeziehungen von Schweizer Akteuren mit dem Ausland. Transparency Schweiz leistet Sensibilisierungsund Advocacy-Arbeit, erarbeitet Berichte und Arbeitsinstrumente, fördert den Austausch unter spezifischen Interessengruppen, arbeitet mit anderen Institutionen zusammen und nimmt Stellung zu aktuellen Vorkommnissen. transparency.ch