Studie belegt die Wirksamkeit von organisiertem Jugendsport in der Schweiz

- EN- DE - FR- IT
 (Image: Pixabay CC0)
(Image: Pixabay CC0)
Lebenslange körperliche Aktivität ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Die Abnahme der durchschnittlichen körperlichen Aktivität mit zunehmendem Alter stellt deshalb ein Problem dar. Im Rahmen der SOPHYA-Studie fanden Forschende heraus, dass vom Sportförderungsprogramm Jugend+Sport (J+S) unterstützter organisierter Sport beim Aufhalten dieser Entwicklung eine wichtige Rolle spielt. Kinder, die an J+S-Aktivitäten teil-nehmen, behalten mit höherer Wahrscheinlichkeit einen aktiven Lebensstil bei, wenn sie älter werden. Die Resultate der Studie wurden gestern in der Peer-Review-Fachzeitschrift Swiss Medical Weekly veröffentlicht.

Regelmässige körperliche Aktivität hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile wie ein reduziertes Risiko chronischer Krankheiten, eine bessere psychische Gesundheit, eine höhere Lebensqualität und verbesserte kognitive Funktionen, was sich auch in einer besseren schulischen Leistung zeigt. Die Förderung und Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität bei jungen Menschen als Mittel zur langfristigen Gesundheitsförderung stellt aus Sicht der öffentlichen Gesundheit daher eine Priorität dar. Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen bewegen sich junge Menschen mit zunehmendem Alter allerdings tendenziell weniger. Die altersbedingte Abnahme der körperlichen Aktivität ist zwar ein natürliches Phänomen, das auch bei Tieren beobachtet wird, gefährdet jedoch das Erreichen der Ziele der Bewegungsund Gesundheitsförderung.

In der Längsschnittstudie SOPHYA, die inhaltlich und finanziell vom Bundesamt für Sport BASPO unterstützt wurde, untersuchten Forschende von Swiss TPH über einen Zeitraum von fünf Jahren die Entwicklung des körperlichen Aktivitätsverhaltens von rund 430 Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 16 Jahren in der ganzen Schweiz. Die Resultate wurden gestern in der Peer-Review-Fachzeitschrift Swiss Medical Weekly veröffentlicht.

Geringere Abnahme der körperlichen Aktivität dank organisiertem Sport

Wie erwartet nahm die körperliche Aktivität der 6- bis 16-Jährigen in der Fünfjahresspanne ab, während ihre sitzend verbrachte Zeit zunahm. «Trotz des wahrscheinlich teilweise biologisch bedingten Rückgangs der körperlichen Aktivität mit zunehmendem Alter konnten wir in unserer Studie Kinder und Jugendliche beobachten, die keinen solchen altersbedingten Rückgang der körperlichen Aktivität aufwiesen, sondern ihr Bewegungsverhalten beibehielten oder ihre körperliche Aktivität steigerten», so Johanna Hänggi, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Swiss TPH und Erstautorin der Publikation.

Die Forschenden fanden heraus, dass eine Teilnahme an Sportaktivitäten des Sportförderungsprogramms J+S das Bewegungsund Sportverhalten von Kindern und Jugendlichen über einen Zeitraum von fünf Jahren stark beeinflusst. Kinder, die an organisierten Sportaktivitäten teilnahmen, behielten ihr Bewegungsverhalten mit zunehmendem Alter eher bei als Kinder, die bei keinen J+S-Sportaktivitäten mitmachten.

Der organisierte Sport in der Schweiz wird seit über 50 Jahren von J+S unterstützt, dem grössten Sportförderungsprogramm des BASPO, das sich an Kinder und junge Menschen im Alter zwischen 5 und 20 Jahren richtet. Das Programm unterstützt rund 85 Sportarten und Disziplinen sowie über 600 000 Teilnehmende jährlich mit rund 100 Millionen Schweizer Franken. Dass Kinder und Jugendliche dank des Programms aktiver sind, ist bereits bekannt. Nun wurden jedoch zum ersten Mal die Auswirkungen von J+S auf das langfristige Bewegungsverhalten untersucht. «Die Studie belegt, dass die Teilnahme an J+S-Kursen und -Lagern einen langfristigen Einfluss auf das Bewegungsverhalten von jungen Menschen hat und sich unsere Investition lohnt», erklärt Pierre-André Weber, Chef J+S im BASPO.

Bedeutung von Langzeit-Kohortenstudien

Die Längsschnittstudie war in die bevölkerungsbasierte Kohortenstudie SOPHYA eingebettet, die erste Langzeitstudie in der Schweiz, mit der das körperliche Aktivitätsverhalten von Kindern und Jugendlichen objektiv gemessen wurde. Sie wurde von Swiss TPH in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Lausanne (ISSUL) und der Universität der italienischen Schweiz (USI) durchgeführt. Indem das Bewegungsverhalten von rund 2300 Kindern und Jugendlichen aus der ganzen Schweiz zwischen 2014 und 2019/20 ausgewertet wurde, konnten repräsentative Schlüsse über die langfristige Entwicklung dieses Verhaltens gezogen werden.

«Repräsentative Langzeitstudien sind unerlässlich für das Analysieren des langfristigen Nutzens von Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, wie mit dieser Studie aufgezeigt wird», sagt Nicole Probst-Hensch, Forschungsleiterin der SOPHYA-Studie und leitende Autorin der Publikation. «Letztlich liefern sie Entscheidungsträgerinnen und -trägern wichtige Daten für die Umsetzung von Strategien zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung und die Auswertung deren Auswirkungen.»

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle aktuellen Nachrichten aus der Forschung und über unsere Projekte, Kurse und Veranstaltungen.