Um das Bewusstsein für die Bedeutung der Ozeane zu schärfen, wird der Verein Sailowtech Low-Tech-Techniken für die Datensammlung auf See entwickeln und diese dann auf einer Segelbootexpedition um den Nordatlantik testen. Mehrere Labore der Schule sind an dem Abenteuer beteiligt.
Willkommen in EPFL-sur-Mer! Es gab schon die Schreie der Möwen, die immer zahlreicher auf den Dächern des Campus nisten und ihm einen Hauch von "Atlantikküste" verleihen. Jetzt gibt es Sailowtech. Diese studentische Vereinigung will den Ozean in die Vorlesungssäle und Studiengänge bringen und so zeigen, dass die Schweiz zwar keinen direkten Zugang zum großen blauen Meer hat, sich aber sehr wohl für die marinen Ökosysteme interessiert.
Das Projekt wurde von einer kleinen Gruppe von Studentinnen und Studenten erdacht, die sich für das Segeln, die Wissenschaft und Umweltfragen begeistern. Heute vereint es rund 40 Personen aus verschiedenen Bereichen, Disziplinen und Fakultäten - Maschinenbau, Umweltwissenschaften, Biowissenschaften - und ist nun Teil der MAKE-Projekte der Hochschule.
"Wir wollen den Ozean und alle damit zusammenhängenden Probleme ins Herz der EPFL bringen und so der praktischen Wissenschaft und dem Abenteuer in unserem Studium wieder einen vollen Platz einräumen", beschreibt Andréa Montant, Studentin der Biowissenschaften und eine der Initiatorinnen des Projekts, dessen Kommunikation sie betreut.
Sailowtech bietet einen anderen Blick auf diese riesigen aquatischen Ökosysteme, die zwei Drittel der Erdoberfläche bedecken. Vorbei ist es mit der Vorstellung, dass alles, was man dort hineinwirft, wie von Zauberhand verschwindet und die Meere und Ozeane zu den großen Müllhalden der Menschheit macht. Das Bewusstsein für die Schlüsselrolle, die sie sowohl für die Klimamechanik und die Temperaturregulierung als auch für die biologische Vielfalt und die Gesundheit der Lebewesen auf der Erde spielen, setzt sich immer mehr durch. Und diese angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure wollen ihn begleiten, indem sie einen wissenschaftlichen Ansatz vorschlagen, bei dem Umweltbelange und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen und der den Grundsätzen der Lowtech-Philosophie folgt.
Wissenschaftliche Genügsamkeit
Das Projekt besteht aus drei Hauptkomponenten. Erstens soll die sogenannte "frugale" Wissenschaft gefördert werden, indem einfache, kostengünstige, leicht zu reparierende und ressourcenschonende Instrumente für die Datenerhebung und Probenahme auf See entwickelt und unterstützt werden. Studenten und Studentinnen werden die Möglichkeit haben, diese Errungenschaften in ihr Studium zu integrieren, indem sie ihr Semesterprojekt durchführen, von EPFL-Laboren betreut werden und durch die Analyse der gesammelten Daten an den gemeinsamen Bemühungen, den Ozean zu verstehen, teilnehmen. Dieser Teil von Sailowtech ist Teil des MAKE-Projekts.
Der zweite Teil besteht darin, zu zeigen, dass dieser Low-Tech-Ansatz relevant ist, ohne an Strenge und Effizienz zu verlieren. Zu diesem Zweck wird das in den Labors der Schule entwickelte Material - insbesondere das der Umweltmikrobiologie (EML), der intelligenten Sensoren für extreme Umgebungen (SENSE) und des zentralen Umweltlabors (GR-CEL) - ab Herbst während einer Expedition direkt mit den Unwägbarkeiten und Elementen des Geländes konfrontiert. Die Expedition mit dem Namen Atlantea findet an Bord der Carlina statt, einem 13,5 Meter langen Segelboot, das Platz für sechs Personen bietet. Ein Jahr lang wird die kleine Crew, deren Mitglieder sich abwechseln werden, den Nordatlantik durchkreuzen und dabei fast 20.000 Kilometer von der afrikanischen Küste bis zur Karibik und dann den amerikanischen Kontinent hinauf bis nach Grönland zurücklegen. Während der Reise werden sich die jungen Wissenschaftler vor allem mit der Untersuchung von Plankton beschäftigen.
Es besteht aus Milliarden von Mikroalgen (Phytoplankton) und Mikrotieren (Zooplankton), die für das bloße Auge unsichtbar sind, aber auf der Oberfläche der Meere und Ozeane wimmeln. Es ist ein wesentlicher, aber dennoch unbekannter Akteur im Kohlenstoffkreislauf - und damit in der Klimaregulierung -, aber auch in der Sauerstoffproduktion und der Erhaltung der Artenvielfalt.
Verstehen, um zu bewahren
Der dritte Teil schließlich zielt auf die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit ab. In jeder Phase sind Stände, Konferenzen, Besuche von Schulklassen, Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken, pädagogische Workshops usw. vorgesehen. Darüber hinaus werden alle Daten des Projekts als Open Source angeboten, um die Zugänglichkeit und den Austausch von Wissen zu fördern. "Denn man bewahrt nur, was man versteht", kommentiert Andréa Montant. Ein weiterer wichtiger Aspekt für das Team ist die "Verpflichtung zum Staunen", d. h. die Schönheit, den Reichtum und das Geheimnis dieser Lebensräume zu vermitteln, insbesondere durch den Einsatz von künstlerischen und pädagogischen Mitteln.
Sailowtech wird von mehreren Organisationen und Vereinen* unterstützt und beraten und sucht auch nach Geldmitteln. Aus diesem Grund wurde eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, die man auf der Website des Vereins unterstützen kann: https://sailowtech.ch/ . Dort findet man auch zahlreiche Informationen über die verschiedenen Bereiche des Projekts, die Meereswissenschaft, das Schiff und das Team. Eine gute Gelegenheit, um mit ihr ein wenig voraus zu reisen...
*Unterstützt von: EPFL, Ocean Trotter, Plankton planet, LUC voile, Escale formation technique (EFT), GenoRobotics. We Explore, Low Tech Lab, Under The Pole, Plastic Odyssey, Sail The world, Fondation Tara Océan, Astrolabe Expeditions, Reseacle, TriMousse, Ré’Alizés, Fondation Pacifique.
Die Bildungsinitiative MAKE:
Der Teil des Sailowtech-Projekts, der sich mit dem Beitrag zur Meeresforschung und der Realisierung von umweltfreundlicheren Technologien befasst, ist eines der interdisziplinären Projekte, die von der EPFL im Rahmen der Bildungsinitiative MAKE unterstützt werden.
Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um interdisziplinäre Projekte umzusetzen, die einzeln oder im Team durchgeführt werden. Diese sehr praktische und konkrete Immersion ermöglicht es, das Lernen zu verstärken, Know-how zu entwickeln, an Autonomie zu gewinnen, Zusammenarbeit und Kommunikation zu erlernen, transversale Kompetenzen und Projektmanagement zu erwerben und gleichzeitig das im Laufe des Studiums erworbene Wissen zu mobilisieren und anzuwenden.
All dies sind unverzichtbare Zutaten sowohl für ihren akademischen Erfolg als auch für ihren Einstieg ins Berufsleben.