Er hat an der ETH Zürich Theoretische Physik studiert, war acht Jahre lang Bundeskanzler der Schweizer Eidgenossenschaft und kennt die Schweizer Politik wie kaum ein anderer: Ab Oktober kehrt Walter Thurnherr als Professor of Practice am Departement für Geistes-, Sozialund Staatswissenschaften an seine Alma Mater zurück. Er wird ETH-Studierenden mehr über die Schweizer Politik beibringen, und er wird den Aufbau einer School of Public Policy an der ETH Zürich unterstützen.
«Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Diplomatie und Politik und seinem Netzwerk ist Walter Thurnherr die ideale Person, um uns beim Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und nationaler sowie internationaler Politik und Verwaltung zu unterstützen.»
«Die ETH Zürich will die Zusammenarbeit zwischen ihren Forschenden und politischen Entscheidungsträgern fördern und damit einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der Diplomatie und Politik und seinem Netzwerk ist Walter Thurnherr die ideale Person, um uns beim Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und nationaler sowie internationaler Politik und Verwaltung zu unterstützen», sagt Vanessa Wood, die Vizepräsidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen.
Ein intimer Kenner der Bundespolitik
Walter Thurnherr blickt auf eine lange Karriere in der Schweizer Bundesverwaltung zurück: Nach Stationen als Diplomat in Moskau, Bern und New York war er Generalsekretär des Aussen-, und des Volkswirtschaftsdepartements, sowie des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation. 2015 folgte die Wahl zum Bundeskanzler der Schweiz - ein Amt, das Thurnherr bis Ende 2023 ausübte.«Als Bundeskanzler war es mir ein Anliegen, das gegenseitige Verständnis zwischen Wissenschaft und Politik zu verbessern. Insbesondere dieses Engagement möchte ich an der ETH fortsetzen», sagt der Aargauer.
Thurnherr passt mit seinem Werdegang perfekt auf das Profil eines Professors of Practice. Diese 2022 geschaffene Funktion steht Führungskräften aus der Industrie, dem Gesundheitsbereich oder der öffentlichen Verwaltung offen, welche aufgrund ihrer ausgewiesenen Expertise und ihrer umfassenden Erfahrung das praxisorientierte Studienangebot und den Wissenstransfer an der ETH Zürich erweitern können.
«Als Bundeskanzler war es mir ein Anliegen, das gegenseitige Verständnis zwischen Wissenschaft und Politik zu verbessern. Insbesondere dieses Engagement möchte ich an der ETH fortsetzen.»
School of Public Policy
Schon heute stellen Forschende der ETH Zürich ihr Know-how regelmässig in den Dienst der Schweizer Politik und Verwaltung. Um diesen Austausch zu unterstützen, hat die ETH 2022 eine Anlaufstelle für Science-Policy-Engagement gegründet und entsprechende Leitlinien veröffentlicht. Mit Walter Thurnherr sollen diese Aktivitäten weiter ausgebaut werden.Dafür soll an der ETH Zürich bis 2025 eine School of Public Policy entstehen, an deren Aufbau Thurnherr massgeblich beteiligt sein wird. Dieses neue interdepartementale Zentrum soll die politikrelevante Forschung an der Hochschule bündeln, den Austausch mit politischen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen intensivieren und zur Ausund Weiterbildung im Bereich Politikanalyse beitragen. Damit leistet die ETH Zürich einen Beitrag zur bestmöglichen Politikgestaltung in der Schweiz.
Dazu alt Bundeskanzler Thurnherr: «Wir brauchen mehr informelle und institutionelle Gefässe, die sicherstellen, dass die Politik über jene wissenschaftlichen Grundlagen verfügt, die sie braucht, um Gesetze zu machen». Auf der anderen Seite müssten Forschende respektieren, dass Politikerinnen und Politiker eine Güterabwägung vornehmen und dass die Bevölkerung am Schluss per Mehrheitsentscheid entscheidet, so Thurnherr. «Ich bin davon Überzeugt, dass dieser demokratische Prozess zur politischen Stabilität beiträgt», sagt er.
Praxisnahe Lehre zur Schweizer Politik
Thurnherr wird sich an der ETH Zürich auch in der Lehre engagieren. In praxisnahen Lehrveranstaltungen wird er Studierenden die Grundzüge des Schweizer Politsystems näherbringen. «Ich will jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermitteln, wie in Bundesbern regiert wird», sagt er.Dieses Angebot wird bestehende Lehrveranstaltungen am Departement für Geistes-, Sozialund Staatswissenschaften ergänzen, die stärker auf sozialund politikwissenschaftliche Debatten und Methoden fokussieren.
