Mit ihrem breiten Erfahrungsspektrum und ihrer Passion für Materialwissenschaften setzt Sonja Neuhaus neue Akzente. Seit dem 1. Dezember ist sie neu gewählte Professorin für Oberflächenfunktionalisierung an der Fachhochschule Nordwestschweiz und blickt gespannt auf kommende Herausforderungen.
Werkstoffe faszinieren Sonja Neuhaus seit sie in der Kantonsschule in Aarau ihre Begeisterung für Chemie, Physik und Mathematik entdecke. Einerseits begeistert sie die Vielseitigkeit des interdisziplinären Themengebiets, andererseits aber auch das riesige Spektrum, das die Materialwissenschaften abdecken: «Materialien sind einfach überall, von der Zahnbürste bis zum Fensterglas. Ich wollte die Materialien, die uns umgeben, besser verstehen.» Diese Neugierde treibt sie bis heute an.
Nach ihrem Studium an der ETH Zürich und der EPF Lausanne wechselte Sonja Neuhaus ans Paul Scherrer Institut, wo sie zum Thema Funktionalisierung von Polymeroberflächen doktorierte.
Faszination Glas
Im Anschluss an ihre Doktorarbeit entschloss sich Sonja Neuhaus zu einem Wechsel in die Industrie. «Es reizte mich, Resultate aus der angewandten Forschung in der Umsetzung zu begleiten», sagt sie. Bei Glas Trösch AG arbeitete Sie in einem jungen Team als Projektleiterin für neue Beschichtungsverfahren von Architekturglas. Sie erinnert sich an eine spannende Zeit, die ihren Blick prägt: «Glas ist ein faszinierender Werkstoff. Die Glasverarbeitung und Glasbeschichtung lässt es zu, Eigenschaften sehr präzise einzustellen. Bei Fensterglas ändert sich je nach Beschichtung auch die Farbe, und ich achte bei Gebäuden auch heute noch darauf, ob etwa eine Scheibe sich farblich leicht von den anderen abhebt.»2013 erfuhr Sonja Neuhaus, dass an die Hochschule für Technik FHNW am Institut für nanotechnische Kunststoffanwendungen eine Stelle ausgeschrieben war. Sonja Neuhaus reizte daran, dass sie die eine Brücke zwischen der Grundlagenforschung und der Anwendung in der Industrie schlug. «Die Forschung an der FHNW hat einen starken Anwendungsbezug und lebt vom Kontakt mit der Industrie. Ausserdem motiviert es mich sehr, wenn meine Arbeit einen konkreten Nutzen hat, ein konkretes Ziel verfolgt.»
Drei Jahre nach ihrem Start übernahm Sonja Neuhaus die Leitung der Gruppe für Oberflächenfunktionalisierung am Institut und baute diese kontinuierlich von zwei auf heute sechs Personen aus. Die Führung ihres Teams macht ihr Spass: «Es ist spannend, die jungen Forschenden bei ihrer Weiterentwicklung zu begleiten. Ich erlebe sie als begeisterungsfähig, offen, reflektiert und sie gestalten mit.»
Vom Labor in die Organisation
Aktuell verbringt sie nicht mehr viel Zeit im Labor, sondern ist mit Führungsaufgaben, strategischen Themen, Schreibtischarbeit wie Anträge und Berichte schreiben oder Präsentationen vorbereiten, Meetings und Projektleitung ausgelastet. «Es geht unterdessen weniger darum, selbst tief in eine Forschungsprojekt einzutauchen, es ist eher ein Konsolidieren, neue Themen Recherchieren und die Diskussion mit möglichen Partnern. Aber wenn ich zwischendurch doch mal wieder ins Labor gehen und etwas ausprobieren kann, macht das schon sehr viel Spass», sagt sie.Mit ihrem neuen Titel stehen Neuhaus spannende Aufgaben bevor. An der Hochschule für Technik und Umwelt, die im Januar ihren Betrieb aufnimmt, wird sie eine zentrale Rolle in der Entwicklung eines neuen Studienangebots einnehmen.
Ausserdem möchte sie ein Rollenvorbild für Frauen in Wissenschaft und Industrie sein. ,,Im Studium der Materialwissenschaften liegt der Frauenanteil zwar bei 35 bis 40 Prozent, doch mit zunehmender Karrierehöhe wird er deutlich geringer. An dieser so genannten «Leaky Pipeline» müssen wir den Hebel ansetzen."
Freizeit zwischen Familie und Krimis
In ihrer Freizeit verbringt sie gerne Zeit mit ihrer Familie und ihrem Hund. Zum Entspannen musiziert sie oder taucht in die düsteren Welten schwedischer Krimiserien ein - ein überraschender Kontrast zu ihrem hellen Enthusiasmus für Wissenschaft und Lehre.Kunststofftechnik
Nachhaltige Produktund Verfahrensinnovationen in der Kunststofftechnik mit besonderem Fokus auf Hochleistungspolymere und Verbundwerkstoffe. Das Institut für Kunststofftechnik der Hochschule für Technik und Umwelt FHNW bietet eine ganzheitliche Lösung für die Produktentwicklung im Kunststoffbereich.Institut für Kunststofftechnik