Speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit 10 bis 250 Beschäftigten und vor allem für Kleinstunternehmen mit 1 bis unter 10 Beschäftigten fehlten aktuelle Zahlen zum Einsatz von Business-Software. Auch gab es bisher kaum Daten zur Einstellung gegenüber dem Cloud Computing und zum Stand des Mobile Computing. Diese Lücke schliesst die Business-Software-Studie 2011 auf Basis einer Befragung von mehr als 1‘000 Schweizer Unternehmen. Konzipiert und durchgeführt wurde die Studie vom Kompetenzschwerpunkt E-Business des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Zusammenarbeit mit sechs Forschungspartnern aus der ICT-Industrie.
Die Softwareunterstützung in klassischen betriebswirtschaftlichen Prozessbereichen wie Finanzbuchhaltung, Personalwesen oder Auftragsabwicklung erreichte in Schweizer KMU schon vor einigen Jahren ein sehr hohes Niveau. Im Vergleich dazu kann in der aktuellen Business-Software-Studie 2011 kein nennenswerter Anstieg in der Softwareabdeckung mehr erkannt werden. Die Schweizer KMU nähern sich hier offensichtlich auf hohem Niveau einer Sättigung. Investitionen dienen folglich überwiegend der Erneuerung, Erweiterung oder Ablösung bereits bestehender Software.
Die Studie bestätigt die Heterogenität des Schweizer Business-Software-Marktes. Die Vielzahl der Anbieter und ihrer Produkte ist kaum überschaubar. Die am weitesten verbreiteten Softwareprodukte stammen von den in der Schweiz seit Jahren etablierten Softwareherstellern. Im Bereich der Finanzbuchhaltung kommt ABACUS in den KMU auf einen Anteil von rund 20 Prozent. Bei den Kleinstunternehmen sind Produkte aus dem Hause Sage mit zusammen knapp 20 Prozent führend. Auf den weiteren Plätzen folgen SAP und Microsoft Dynamics, wobei SAP bei den grösseren Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten einen Vorsprung gegenüber Microsoft Dynamics verzeichnen kann. Bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten kommen neben Sage und ABACUS auch Banana, WinBiz, BusPro und Crésus (das hauptsächlich in der Romandie genutzt wird) auf beachtliche Marktanteile. Auffallend ist der relativ hohe Anteil an Unternehmen, die ausschliesslich Microsoft-Office-Produkte (andere Office-Produkte werden kaum genannt) oder Eigenentwicklungen zur Unterstützung der Finanzbuchhaltung einsetzen. Im Bereich der Auftragsabwicklung dominieren bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten die Microsoft-Office-Anwendungen. Bei den KMU, vor allem den grösseren ab 100 Beschäftigten, erreichen SAP, ABACUS und Microsoft Dynamics die höchsten Marktanteile. Sie liegen um die 10 Prozent.
An dieser Marktaufteilung wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht viel ändern, denn fast alle befragten Unternehmen (90 Prozent) sind mit der aktuell eingesetzten Business-Software zufrieden oder sehr zufrieden. Erkennbar wird an diesen Ergebnissen auch, dass Business-Software-Produkte die Bedürfnisse der KMU erfüllen. Damit einhergehend ist festzustellen, dass die Schweizer KMU in den kommenden zwei Jahren ihre Ausgaben für die Beschaffung von Business-Software reduzieren wollen: Es sind gut 10 Prozent weniger Ausgaben budgetiert als im Jahr 2010.
Cloud Computing: Licht am Ende des Tunnels
Um Cloud-Computing-Dienste nutzen zu können, müssen Unternehmen bereit sein, Rechnersysteme ausserhalb des Unternehmens zu nutzen oder Daten ausserhalb des Unternehmens zu speichern. Ein Blick auf die aktuelle Situation macht deutlich, dass Schweizer KMU noch zurückhaltend gegenüber Cloud Computing sind. Mehr als 80 Prozent der untersuchten Kleinstunternehmen und KMU betreiben ihre Business-Software ausschliesslich auf internen Rechnersystemen. Immerhin wären künftig knapp 40 Prozent der KMU bereit, betriebliche Software zu nutzen, die auf Rechnersystemen im Internet betrieben wird. Für die Zukunft kündigen die Ergebnisse also ein gewisses Potenzial an. Aber mit einem Ansturm auf Cloud Computing kann – zumindest im Bereich von Business-Software – in naher Zukunft nicht gerechnet werden.
Mobiler Zugriff auf Geschäftsdaten schon relativ weit verbreitet
Mit der zunehmenden Verbreitung mobiler Endgeräte wie Notebooks, Tablets oder Smartphones rückte das Thema «Mobile Computing» in das Blickfeld der Business-Software-Anbieter. Bereits heute hat ein grosser Teil der Schweizer Unternehmen mobilen Zugriff auf die Daten und Funktionen der Business-Software. Wie gross dieser Teil ist, hängt entscheidend von der Grösse des Unternehmens ab. Von den grössten untersuchten Unternehmen mit 100 bis 250 Beschäftigten sagen nur noch 14 Prozent aus, dass sie keinen mobilen Zugriff haben. Deutliche Unterschiede zeigen sich auch im Branchenvergleich: Vor allem informationsintensive Branchen nutzen den mobilen Zugang in besonderem Masse.
Informationen zur Durchführung Studie
Die Business-Software-Studie 2011 wurde vom Kompetenzschwerpunkt E-Business des Instituts für Wirtschaftsinformatik IWI der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW konzipiert und durchgeführt. Sie bezieht Unternehmen und andere Schweizer Organisationen mit 1 bis 250 Beschäftigten, gemessen in Vollzeitäquivalenten (full-time equivalent, FTE), der Wirtschaftssektoren zwei (Industrie) und drei (Dienstleistungen) ein. Die Antworten werden nach Unternehmensgrösse und Branche gewichtet.
Die Grundgesamtheit umfasst rund 254‘000 (1–9 FTE) und 42‘000 (10–250 FTE) Unternehmen und andere Organisationen (Quelle: Bundesamt für Statistik BFS, Betriebszählung 2008). Auf Basis einer nach Unternehmensgrösse und Branche geschichteten Stichprobe führte die DemoSCOPE AG, Adligenswil von Mitte März bis Mitte Mai 2011 1‘024 auswertbare telefonische s durch. Zielpersonen waren Führungskräfte, insbesondere IT-Verantwortliche und Geschäftsführer. Die Befragung erfolgte anhand eines standardisierten Fragebogens in deutscher, französischer und italienischer Sprache mit überwiegend geschlossenen Fragen.
Die Business-Software-Studie 2011 wird von folgenden Forschungspartnern unterstützt: Abacus Research AG, BusPro AG, Sage Schweiz AG, SAP (Schweiz) AG, SolvAxis SA, Swisscom (Schweiz) AG
Autoren der Studie
Uwe Leimstoll und Michael H. Quade M.Sc.
Bezugsmöglichkeit
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist erhältlich unter: www.fhnw.ch/iwi/bss