«Ich esse unglaublich gerne Kuchen. Als Lebensmittelwissenschaftler muss ich schliesslich regelmässig Desserts testen, um zu schauen, ob sie immer noch gut sind», sagt Fabian Unteregger mit einem Augenzwinkern, als er sich zum Gespräch im Zürcher Traditionscafé Sprüngli einfindet. Für den erfolgreichen Comedian, ETH-Alumnus und Doktor der Medizin ist regelmässige Bewegung wichtiger, als sich konsequent gesund zu ernähren.
Unteregger verbrachte seine ersten Lebensjahre in Bottmingen, einer Gemeinde angrenzend an die Stadt Basel. Als sein Vater, ein Ökonom, eine neue Stelle annahm, zog die Familie nach Zürich. Dort fand er nicht nur einen neuen Freundeskreis, sondern wechselte flugs auch seinen Dialekt von Baseldeutsch zu Zürichdeutsch. Ein Talent, das ihm später beruflich von Nutzen sein wird. Denn bekannt geworden ist Unteregger mit seinen Parodien von Schweizer Persönlichkeiten. Ob Zürichdeutsch bei Nationalrat Christoph Mörgeli, Baseldeutsch bei Tennisstar Roger Federer oder Walliserdeutsch bei Bundesrätin Viola Amherd: Der Komiker imitiert nicht nur den charakteristischen Sprachstil, sondern auch die Dialekte seiner Figuren. Heute hat er eigene Bühnenprogramme, zahlreiche Fernsehauftritte und ein eigenes Radioformat. Doch Comedy ist nur eine Facette seines Überaus vielfältigen Lebens.
Von der ETH zum Marketing
Als Kantonsschüler faszinierten ihn Chemie und Biologie und es wurde ihm klar, dass er etwas Naturwissenschaftliches studieren wollte. Sein Weg führte ihn an die ETH Zürich, wo er 1997 ein Studium der Lebensmittelwissenschaften begann. «Ich wollte etwas studieren, das relevant ist für die Leute, und das Thema Ernährung betrifft uns alle», sagt der heute 46-Jährige. An der ETH habe er auch seine Freude an Mathematik entdeckt. Und er mochte Fächer, bei denen er eine konkrete Anwendung sah. Kein Wunder begeisterte ihn die Glaceforschung des mittlerweile emeritierten ETH-Professors Erich Windhab, dessen Erkenntnisse direkt Eingang in die Industrie fanden.Auch die Interdisziplinarität und die Vielseitigkeit des Studiengangs gefielen ihm, insbesondere, dass er sich ein breites Fachwissen in Betriebsund Volkswirtschaftslehre aneignen konnte. «Mein Ziel war nie, in einem Lebensmittelbetrieb zu arbeiten», betont Unteregger, «deshalb suchte ich nach dem Studium einen Job in einem Bereich, der für jedes Unternehmen wichtig ist - im Marketing.» Gefunden hat er dann eine Anstellung als Produktmanager bei einem US-Multi.
Anfrage vom Fernsehen
Fast wäre aus dem vielseitig talentierten jungen Mann aber noch ein Lehrer geworden: Mit dem didaktischen Ausweis der ETH in der Tasche bewarb er sich als Biologielehrer an der Kantonsschule Wiedikon, an der er selbst einmal Schüler war. Weil auf seinem didaktischen Ausweis «Lebensmittelwissenschaften» und nicht «Biologie» stand, musste die Schule Biologie-Absolventinnen und -Absolventen vorziehen. Das war nach seinen Aussagen im Nachhinein etwas vom Besten, was ihm passieren konnte: Die Welt der Bühne tat sich ihm auf. Neben seinem Job als Produktmanager begann er mit Theatersport, einem schnellen Wettkampf mit Mitteln der Improvisation, und sammelte mit rund 100 Shows viel Bühnenroutine. Dann zeigte sich wieder das Unternehmer-Gen, das Unteregger in seinem ganzen Werdegang zu begleiten scheint: «Nach dem Improvisieren im Team realisierte ich, dass ich marketingtechnisch gesehen ein standardisiertes Produkt brauche - etwas Planbares, das man wiedererkennt. So kam ich zur Solo-Comedy.» Er kündigte seinen Job. Kurz darauf zeigte das Schweizer Fernsehen Interesse, und noch vor der ersten Ausgabe der Satiresendung war Unteregger Teil des Teams «Giacobbo/Müller». Eine steile Karriere als Comedian begann. Mittlerweile ist Comedy seine Haupttätigkeit und Unteregger sein eigener Unternehmer.Unteregger wirkt offen, wortgewandt, witzig und schlagfertig - aber auch feinfühlig und sicher nicht laut. Passt das zu seinen öffentlichen Auftritten? Er sei tatsächlich kein Mensch, der sich unbedingt präsentieren müsse, aber schon an der ETH sei seinen Mitstudierenden klar gewesen, dass er die Schlussrede halten soll. «Ich beobachte Menschen, analysiere und sehe schnell, welche Motive die Personen haben.» Und wie um sein feines Sensorium für Menschen und Stimmungen zu bekräftigen, analysiert er blitzschnell die Gesprächssituation am Nebentisch im Café. Wenn er einen Raum betrete und merke, dass in einer Gruppe eine angespannte Stimmung herrsche, setze er Humor auch bewusst als Werkzeug und als Eisbrecher ein.
Humor und Sprache als Türöffner
So wie den Humor setzt Unteregger auch die Sprache als Mittel zum Zweck ein: Sprachen sind seine Türöffner, um Menschen zu erreichen. Sprachen zu lernen gibt ihm aber auch ein Gefühl der Unabhängigkeit und ermöglicht ihm, fremde Kulturkreise kennenzulernen und Vorurteile abzubauen. Aktuell lernt er Arabisch, die achte Sprache nach Deutsch, Italienisch, Schwedisch, Französisch, Englisch, Spanisch und Schweizerdeutsch.Sieben Stunden Schlaf sind ihm heilig, aber sich einfach mal hinzusetzen und nichts zu tun, ist für Fabian Unteregger, der auch noch Helikopterpilot ist und Klavier, Schlagzeug, E-Bass und Ukulele spielt, schier unmöglich. So erstaunt es fast nicht, dass er nach dem ETH-Studium noch ein Medizinstudium an der Universität Zürich abgeschlossen und an der Universität Basel doktoriert hat. Parallel zu seinem Hauptjob Comedian arbeitete er während der Pandemie in einer Notfallstation inklusive Nachtund Wochenendschichten. Dabei habe er unglaublich viel gesehen und gelernt. Als Arzt am Kantonsspital Winterthur hat er zudem Ultraschall-Erfahrung gesammelt und die Prüfung für den Fähigkeitsausweis Sonografie abgelegt. Spannend fand er jeweils den Einblick in den Spitalbetrieb, den er während seiner medizinischen Tätigkeiten gewonnen hatte. Der Unternehmer in ihm habe dann auch Überlegt, wo Führungsmängel bestehen und wie man diese in der Industrie lösen würde: «Da sind Welten dazwischen!»
Unterstützung für Start-ups
Seit der Tätigkeit in der Notfallstation arbeitet Fabian Unteregger aus zeitlichen Gründen nicht mehr als Arzt. Seine Rolle in der Medizin ist nun eine andere: «Ich will aufzeigen, wo Innovation steckt.» Noch während seines Medizinstudiums gründete er den Verband Swiss Healthcare Startups. Mit dieser Plattform will er Unternehmen und Start-ups zusammenbringen. Unternehmen können von der Denkund Arbeitsweise der Start-ups profitieren, denn sie arbeiten oft unter Druck und entwickeln mit Risiko ein neues Produkt. Unteregger beeindrucken die Technologien und Lösungen der Start-ups. Die Frage, ob er selbst eines gründen würde, hat sich ihm aber nie gestellt: «Ich habe das grosse Privileg, seit 14 Jahren mein eigener Chef zu sein. Darum sehe ich meine Rolle darin, Start-ups zu begleiten und zu unterstützen.»Sein Engagement neben seinem Beruf als Comedian beschränkt sich aber nicht nur auf junge Talente und Unternehmen: Er möchte auch seiner Alma Mater, der ETH Zürich, etwas zurückgeben, für deren Ausbildung er sehr dankbar ist. Zum einen als Gönner. Zum anderen aber auch als Co-Founder des ETH Circle, einem internationalen Netzwerk aus Botschafterinnen und Botschaftern der Hochschule, wo er seine Erfahrung aus seiner Arbeit mit Start-ups und aus der schnelllebigen Unterhaltungsbranche teilen kann. Ein besonderes Anliegen ist ihm, die Aussenwirkung der ETH zu stärken. «Die ETH ist ein einzigartiges Powerhouse - das muss auch international sichtbar sein.»
Wenn er heute den Studierenden einen Tipp auf den Weg geben könnte, welcher wäre das? «Mache das, worin du gut bist und dich von den anderen unterscheidest. Das Wichtigste aber ist, dass du Freude und Leidenschaft dabei verspürst. Das Leben ist so viel einfacher, wenn du für etwas brennst.»