Das Start-up-Ökosystem der Schweiz stärken

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Das Start-up-Ökosystem der Schweiz stärken
Die ETH Zürich und UBS haben Anfang März einen ersten gemeinsamen Investorenanlass für Jungunternehmen veranstaltet. Die Spin-offs der Hochschule kamen so mit potenziellen Geldgebern ins Gespräch und konnten ihre Geschäftsideen und Technologien vorstellen.

Im vergangenen Jahr wurden an der ETH Zürich 43 Spin-offs gegründet, so viele wie noch nie. Die meisten finanzieren sich in der Startphase aus eigenen Mitteln oder mit Fördergeldern. Grössere Finanzierungsrunden mit Risikokapitalgebern, die es den Jungunternehmen ermöglichen zu wachsen, gelingen jedoch oft erst mit ausländischem Kapital.

Das soll sich bald ändern: Um ETH-Spin-offs den Zugang zu hiesigen Investoren zu erleichtern und sie dadurch in der Schweiz zu halten, veranstaltete die ETH Zürich zusammen mit der Schweizer Grossbank UBS vergangene Woche einen ersten gemeinsamen Investorenanlass. Über 200 potenzielle Geldgeber erhielten einen Einblick in die unternehmerischen Aktivitäten an der ETH Zürich. Bei zahlreichen Vorträgen, Panels und einer Ausstellung hatten Sie die Gelegenheit, sich mit rund 50 ETH-Spin-offs zu vernetzen.

«Unsere Spin-offs sollen für ihr Wachstum schneller Investoren finden, damit sie in der Schweiz Arbeitsplätze schaffen und zu einer nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Wirtschaft beitragen können», sagte ETH-Präsident Joel Mesot, der die Gäste gemeinsam mit Anton Simonet, Regional Vice President UBS Switzerland, im Audimax der ETH begrüsste. Simonet ergänzte: «Mit dem Anlass wollen wir das Netzwerk zwischen Universitäten, Start-ups und Investoren stärken und damit das Unternehmertum in der Schweiz fördern.» Die Veranstaltung, die von nun an einmal im Jahr stattfinden soll, ist ein Teil der Partnerschaft, welche die beiden Organisationen im August 2022 lancierten.

Start-up-Ökosystem in der Schweiz stärken

Viele Spin-offs der ETH Zürich zeichnen sich dadurch aus, dass sie neue Technologien aus dem Labor auf den Markt bringen. Sie gehören damit zur Gruppe der sogenannten Deeptech-Start-ups. Ihre Produkte und Dienstleistungen beruhen vor allem auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischen Innovationen.

Bart Clarysse, Professor für Unternehmertum an der ETH Zürich, betonte in seinem Einführungsreferat, dass Deeptech-Start-ups bei Investoren aktuell hoch im Kurs stehen. Der Grund dafür sei, dass sie mit ihren Technologien neue Industrien schaffen und ganze Branchen verändern könnten. Dieses disruptive Potenzial habe aber seinen Preis, denn Deep-Tech Start-ups benötigten in der Regel mehr Kapital und Zeit für den Markteintritt als herkömmliche Jungunternehmen.

Was es sonst noch alles braucht, damit Deeptech-Start-ups erfolgreich sind, war das Thema eines Panels an dem auch Vanessa Wood teilnahm. Die ETH-Vizepräsidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen betonte unter anderem, wie wichtig ein funktionierendes Ökosystem sei, in dem Hochschulen, Investoren sowie staatliche und private Förderer zusammenarbeiten, um Gründerinnen und Gründer zu unterstützen. «Mit dem Investorenanlass wollen wir das Start-up Ökosystem in der Schweiz stärken und ausbauen», sagte Wood.

Etablierte und neue Spin-offs

Welches Potenzial in den Deeptech-Start-ups der ETH steckt, erfuhren die Teilnehmenden am Vormittag anhand von Präsentationen der ETH-Spin-offs Anybotics, Verity und Planted. Die Technologien hinter diesen Start-ups wurden in jahrelanger Forschung an der ETH Zürich entwickelt. Während die vierbeinigen Roboterhunde von Anybotics selbstständig Industrieanlagen inspizieren und die autonomen Drohnen von Verity den Betrieb von Warenlagern verändern, sind die Fleischersatzprodukte von Planted aus den Schweizer Supermärkten nicht mehr wegzudenken. Alle drei Unternehmen gehören mittlerweile zu den Marktführern in ihren jeweiligen Branchen.

Am Nachmittag standen dann Spin-offs im Mittelpunkt, die noch weniger etabliert sind. Über 20 Gründerinnen und Gründer pitchten ihre Ideen in vier thematischen Sessions und stellten sich den Fragen der Investoren. Weitere 30 Jungunternehmen präsentierten ihre Produkte in einer Ausstellung, die die Haupthalle des ETH-Hauptgebäudes füllte. Die Start-ups nutzten die Gelegenheit, um wertvolle Kontakte zu potenziellen Investoren zu knüpfen.

So auch Paul Baade, Gründer des ETH-Spin-offs eightinks. Baade und sein Team entwickeln die nächste Generation von günstigen und leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterien. «Wir haben verschiedene Risikokapitalgeber kennengelernt, die auf unterschiedliche Phasen und Reifegrade von Start-ups spezialisiert sind und verstehen jetzt besser, worauf sie jeweils besonders achten. Zudem konnten wir mit einigen Investoren über ihre Erfahrungen und Ansichten zu anderen Firmen aus dem Batteriebereich sprechen», sagt Baade.


Eine dieser Investorinnen war Victoria Lietha von Swisscom Ventures, die Baades Eindruck bestätigte: «Der Anlass ist eine einmalige Gelegenheit, um mit zahlreichen Gründerinnen und Gründern ins Gespräch zu kommen. Mit Deeptech als einem unserer Investment Cluster sind ETH-Spin-offs natürlich sehr interessant und wir haben einiges gesehen, das in unser Suchprofil passt. Da bleiben wir sicher dran.»

Partnerschaft zur Förderung von Innovation und Unternehmertum

Die ETH Zürich und UBS lancierten 2022 eine strategische Partnerschaft. Während 10 Jahren investiert UBS bis zu 20 Millionen Franken in zwei gemeinsame Initiativen zur Förderung von Unternehmertum und Innovation sowie zur Steigerung des Interesses an MINT-Fächern. Zudem unterstützt UBS mit einer Donation von bis zu 20 Millionen Franken den Bau eines neuen ETH-Gebäudes auf dem Campus Hönggerberg.
Christoph Elhardt