Dissertation «Die Theorien in der Kulturproduktion» als Open Access Publikaton erschienen

Guy Schweglers Dissertation, die sich mit den Effekten der kulturund sozialwissenschaftlichen Theorien in gesellschaftlichen Prozessen befasst, ist als Open Access Publikation erschienen.

Guy Schweglers Dissertation nimmt als Ausgangspunkt, dass das Wissens der Kulturund Sozialwissenschaften in den letzten 50 Jahren eine enorme Verbreitung erfahren hat. Eine Verwissenschaftlichung der Gesellschaften muss daher immer auch im Hinblick auf den Einfluss dieser Disziplinen betrachtet werden. Dabei haben nicht nur ihre Ergebnisse Verbreitung erfahren, sondern insbesondere auch die theoretischen Konzepte. Diese Theorien beschreiben das Soziale nicht nur, sondern wirken «performativ»: Sie liefern Blaupausen für die Akteur*innen, um die Realitäten, Eigenschaften, Wertigkeiten und Koordinationsweisen auszurichten. Die Verwendung der Konzepte durch gesellschaftliche Akteur*innen wird im Buch innerhalb eines bestimmten gesellschaftlichen Teilbereichs betrachtet: der Kulturproduktion. Dort wird aufgezeigt, wie die Theorien die Prozesse der Produktion und die Qualitäten der Produkte verändern.

Mit seiner Arbeit verfolgte Schwegler zwei Ziele: Erstens steht die Analyse eines zentralen Merkmals der zeitgenössischen Kulturproduktion im Zentrum. Denn eine Verbreitung der kulturund sozialwissenschaftlichen Denkweisen ausserhalb der Wissenschaft erfolgt insbesondere in diesem gesellschaftlichen Bereich und dessen Ausbildungsinstitutionen. Die Analyse des Merkmals ermöglicht zudem die Rolle zu verstehen, welche die Kulturproduktion in gegenwärtigen Gesellschaften einnimmt. Als zweites und damit zusammenhängendes Ziel wird in der Arbeit ein Untersuchungsrahmen für soziologische Forschungen zur Kulturproduktion präsentiert. Das bedeutet, dass nicht nur ein Phänomen in diesem Bereich analysiert wird, sondern auch die entsprechenden Strategien zur Untersuchung detailliert vorgestellt werden.

Das soeben erschienene Buch beginnt mit Hinweisen zur Bedeutung von Kulturproduktion in gegenwärtigen Gesellschaften und stellt diese «Kulturalisierung» des Sozialen in den Zusammenhang mit dem zuvor genannten Trend der Verwissenschaftlichung. Anschliessend wird die zentrale theoretische Perspektive der Arbeit eingeführt, die Performativität der Kulturund Sozialwissenschaften. Da sich die Arbeit speziell auf die Anwendung von Theorien im Rahmen der Kulturproduktion konzentriert, folgt eine Vorstellung verschiedener Analysekonzepte für diesen gesellschaftlichen Bereich. Vor der Darstellung der Ergebnisse werden auch die methodologischen Implikationen der Arbeit diskutiert und das daraus abgeleitete, eigene empirische Vorgehen dargestellt.

Die Ergebnisse der Analyse werden mittels drei sogenannter Situationen zusammengefasst: Die erste Situation ist diejenige der Vermittlung der Theorien. Dabei wird gezeigt, wie die kulturund sozialwissenschaftlichen Konzepte in die Kulturwelten gelangen konnten. Die zweite Situation präsentiert die Detailprozesse der Verwendung der Theorien und die Entfaltung performativer Effekte. Die dritte Situation betrifft die Prozesse, die im Zusammenhang mit der Ausführung kulturund sozialwissenschaftlicher Theorien in weiteren gesellschaftlichen Kontexten stehen. Das Fazit der Arbeit verweist darauf, wie kulturund sozialwissenschaftliche Theorien mittels neuer Qualitäten eine Grundlage für die Bedeutung von Kulturproduktion in gegenwärtigen Gesellschaften ermöglichen.

Das Buch «Die Theorien in der Kulturproduktion. Aspekte der Performativität von Kulturund Sozialwissenschaften» ist in der Reihe «Soziologie der Konventionen» beim Springer Verlag erschienen. Die Publikation ist Open Access und kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Diese Publikationsweise wurde unter anderem durch das Prorektorat Forschung der Universität Luzern ermöglicht. Weiter können fortgeschrittene Bachelor-Studierende und Master-Student*innen, die sich für performativen Effekte von Theorien in der Kulturproduktion interessieren, im Frühlingssemester ein Seminar zu dem Thema bei Guy Schwegler besuchen.