Der Eingangsbereich des Gebäudes Pérolles 21 ist ein Ort für Lieferungen, Durchgang für Studierende, Dozierende sowie das technische und Verwaltungspersonal in der Nähe von Cafeterien, Treppen, Fluchtwegen und weiteren Infrastrukturen. Rund 50 Personen haben sich gestern an diesem neuralgischen Ort eingerichtet, laute Musik gehört, Mobiliar des Gebäudes nach Gutdünken verschoben, Teppiche ausgebreitet, Kaffee und Essen serviert, den Ort mit Fahnen und Parolen ausgestattet, Ankündigungen per Megafon gemacht und im ganzen Gebäude Flugblätter verteilt.
Das Rektorat wurde von einem von der Unifr weder bekannten noch anerkannten Kollektiv namens ’Coordination Estudiantine Palestine (CEP) Université de Fribourg’ um 12:31 Uhr über die Forderungen des Kollektivs in Kenntnis gesetzt. Den Medienschaffenden wurde dieselbe Information bereits im Verlaufe am frühen Vormittag zugeschickt mit 11:30 Uhr als Sperrfrist. Eine Bewilligungsanfrage wurde seitens der Organisator_innen nicht gestellt.
Dialog mit Vertreter_innen der Universitätsleitung
Die Leitungsorgane der Unifr stehen mit der Polizei im Austausch. Diese war den ganzen Nachmittag präsent, wofür ihr die Unifr herzlich danken möchte. Vertreter des Rektorats und der Polizei haben mit den Besetzer_innen während des Nachmittags diskutiert. Eine abendliche Sitzung im Beisein der Rektorin wurde unter Bedingung eines Abzugs organisiert und das Gebäude Pérolles 21 konnte kurz nach 22:00 Uhr ordnungsgemäss geschlossen werden. Diese stundenlangen Austausche haben dabei seitens der Rektoratsdelegierten einiges Erstaunen ausgelöst, namentlich die Tatsache, dass:- keinerlei Wille erkennbar war, mit dem Rektorat vorgängig in Verbindung zu treten. Sämtliche Forderungen erreichten das Rektorat nach der medial inszenierten Gebäudebesetzung;
- durchwegs eine Geringschätzung für Instrumente zum Ausdruck kam, die den Studierenden zur Verfügung stehen namentlich über die Allgemeine Studierendenschaft der Universität Freiburg (AGEF);
- demokratische Mittel abgelehnt, als zu langsam und für die Sache nicht geeignet beschrieben wurden;
- ein Vorschlag der Rektorin, die Universität für wissenschaftliche Diskussionen zu nutzen, auf taube Ohren stiess und der Campus als Ort für politische Forderungen verstanden wird;
- keine andere Form - auch nach mehrmaligem Nachhaken - als jene der Gebäudebesetzung (’Occupation’) Überhaupt in Betracht gezogen wurde und wird.
Die Schweizer Hochschulen stehen ein für die Freiheit von Forschung und Lehre. Dazu gehören ein offener wissenschaftlicher Diskurs und ein respektvoller Meinungsaustausch. Angesichts der jüngsten Entwicklungen hält das Rektorat drei zentrale Punkte fest:
- Erstens bildet der Versuch einer Instrumentalisierung von akademischen Institutionen keine Voraussetzung für einen konstruktiven Dialog.
- Zweitens ist die Aufrechterhaltung des akademischen Diskurses von entscheidender Bedeutung. Hochschulen können den Ausschluss von Personen oder Institutionen, die Teil der akademischen Gemeinschaft sind, nicht tolerieren.
- Drittens sind die Hochschulen keine politischen Akteure. Hochschulen erfüllen den Auftrag, akademische Leistungen in Forschung und Lehre zu erbringen.
Das Rektorat ist gerne bereit zusammen mit der AGEF, den Dialog mit den Demonstrierenden weiterzuführen. Die Unifr ist jedoch nicht bereit, zu pauschalisieren und bestimmte Gesellschaftsgruppen, Nationalitäten und Religionen politisch einzuordnen.
Zunehmend irritierte Universitätsgemeinschaft
Die Leitungsorgane der Unifr werden ihr Möglichstes tun, um einen ordentlichen Universitätsbetrieb mit all seinen Aspekten (Forschung, Lehre und Betrieb) aufrecht zu erhalten. Bald beginnt die Prüfungsphase und den Studierenden sollen optimale Bedingen geboten werden, sich auf diese Phase vorbereiten zu können.Die Unifr hat in jüngster Zeit, aber auch schon seit vielen Jahren, zahlreiche Veranstaltungen über den Nahen Osten durchgeführt und beherbergt. Gerade auch deswegen zeigen sich Angehörige der Universitätsgemeinschaft zusehends irritiert über die Vorgehensweise und die einseitigen Inhalte der CEP.
Das Rektorat möchte, dass der Freiburger Campus ein Ort des zivilisierten Austauschs bleibt, an dem sich niemand diskriminiert oder eingeschüchtert fühlt. Die Kultur des konstruktiven Austauschs, des Meinungspluralismus und der Konfrontation mit anderen Ansichten und Ideen sind zentrale Elemente der universitären Kultur Freiburgs, die das Rektorat verteidigt. Es lädt die Besetzer_innen ein, diese ebenfalls zu leben. Diese Regeln des respektvollen Zusammenlebens garantieren die grösstmögliche akademische Freiheit. Das Rektorat nimmt deshalb mit Besorgnis zur Kenntnis, dass eine zunehmend grosse Zahl von Menschen vor Ort keinen Bezug zur Institution hat und die Plattform für politische Anliegen missbraucht.