Empa analysiert Topf voller spätrömischer Münzen

Andrea Wahl von der Archäologie Baselland bereitet den Münztopf sorgfältig für d
Andrea Wahl von der Archäologie Baselland bereitet den Münztopf sorgfältig für die Blockbergung vor. Foto: Archäologie Baselland.

Vergangenes Jahr leistete die Empa der Archäologie Baselland wertvolle Hilfe: Ein Schatz mit 1’290 Münzen aus dem 4.Jahrhundert n. Chr. war gefunden worden. Der umsichtige Hobby-Archäologe hatte die Fundstelle abgedeckt und zunächst unberührt gelassen. Dank des Zentrums für Röntgenanalytik der Empa konnte der Erdblock samt des vergrabenen Keramiktopfs mit den Münzen berührungslos durchsucht und vorab analysiert werden.

Am 6. September 2021 prospektierte der archäologische Späher Daniel Lüdin unweit des Schlosses Wildenstein ein Waldstück mit seinem Metalldetektor. Ein starkes Signal des Geräts veranlasste ihn zu einer Schürfung. Nachdem er mehrere römische Münzen und Keramikfragmente geborgen hatte, zeigte sich das ganze Ausmass seiner Entdeckung: Zum Vorschein kam ein Münzschatz, der in einem Topf vergraben worden war. Daniel Lüdin agierte äusserst Überlegt. Er deckte den Fund wieder zu und informierte die Archäologie Baselland. Dank diesem professionellen Vorgehen konnte ein Grabungsteam der Archäologie Baselland den Topf - fachgerecht fixiert - in einem Block bergen.

Die Blockbergung von Funden dieser Art hat den Vorteil, dass die Münzen unter Laborbedingungen dokumentiert und freigelegt werden können. Im vorliegenden Fall wurde zudem vorgängig die Zusammensetzung des Fundes mittels einer Computertomographie an der Empa in Dübendorf untersucht. Die Empa besitzt eine genügend starke Röntgenapparatur, die den Inhalt in Millimeterschichten zu durchdringen vermochte. Bereits auf diesen Bildern zeichnete sich eine freie Zone zwischen zwei Münzportionen ab. Bei der anschliessenden Freilegung im Labor erwies sich diese als einfaches Stück Rindsleder, welches die Münzen in zwei Teile trennte. Über Sinn und Zweck dieser Unterteilung lässt sich nur spekulieren. Waren hier etwa zwei unterschiedliche Besitzer zu Gange? Mit Sicherheit sagen lässt sich derzeit nur, dass die Münzen in kurzer Zeit zusammengetragen und der Topf auf einmal befüllt wurde.

Die Münzen bestehen aus einer Kupferlegierung mit einem sehr geringen Silberanteil. Demzufolge handelt es sich um eine grosse Menge von Kleingeld mit bescheidener Kaufkraft. Der Wert aller Münzen dürfte etwa einem Goldsolidus mit einem Gewicht von 4.5 g entsprochen haben, was rund zwei Monatsverdiensten eines damaligen Soldaten gleichkommt. Sämtliche der 1’290 Münzen wurden in der Regierungszeit Kaiser Constantins des Grossen (306’337 n. Chr.) geprägt. Die jüngsten Exemplare stammen aus den Jahren 332’335 n. Chr. Die späte Römerzeit (3. und 4.Jahrhundert) kennt zahlreiche «Schatzfundhorizonte»: In unruhigen Zeiten - ausgelöst durch Bürgerkriege, Einfälle benachbarter Volksgruppen oder Wirtschaftskrisen - vergruben viele Menschen ihre Wertsachen in der Erde, um sie vor fremdem Zugriff zu schützen. Für die Verbergungszeit des Topfes von Bubendorf gibt es aber bislang im ganzen römischen Reich kaum vergleichbare Horte. Diese Jahre zeichnen sich eher durch ihre politische Stabilität und eine gewisse wirtschaftliche Erholung aus. Das macht den Fund einerseits sehr besonders, gibt andererseits aber weitere Rätsel auf. Aus welchen Gründen wurden die Münzen vergraben und weshalb wurden sie nicht wieder gehoben? Nebst persönlichen, nicht mehr nachvollziehbaren Motiven könnte der Fundort Indizien für eine Erklärung liefern: Dieser liegt im Grenzbereich zwischen drei römischen Gutshöfen. Wer weiss, vielleicht wurden die Münzen hier in einer Art Grenzheiligtum verwahrt oder den Göttern geopfert.