ETH stellt Laborgeräte für Corona-Tests zur Verfügung

Corona-Tests spielen eine Schlüsselrolle, um infizierte Personen zu erkennen und die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen. Für die schnellere Umsetzung der Tests hat das Department für Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich dem Kanton Thurgau Laborgeräte zur Verfügung gestellt.

Ein Corona-Test beginnt mit einem sogenannten Abstrich: Dabei werden mit einem Teststäbchen Abstriche aus dem Mund-, Nasenoder Rachenraum entnommen. Die so gewonnenen Proben werden dann in den dafür qualifizierten Labors und Firmen molekularbiologisch untersucht. Mit einer sogenannten quantitativen Polymerase-Ketten-Reaktion (qPCR) wird geprüft, ob der Abstrich Erbgut des Coronavirus enthält. Dafür verwendet man ein Laborgerät, dass genetisches Erbmaterial in mehreren Zyklen vervielfältigen kann. Durch den Einsatz fluoreszierender Stoffe werden die vervielfältigten Kopien farblich markiert. Dadurch erkennt man, ob die Proben Gensequenzen des Coronavirus SARS-CoV-2 l enthalten oder nicht. Ist das der Fall, dann ist die Probe positiv und die Testperson infiziert.

Produktion von Teststäbchen

Im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus in der Schweiz und der Zunahme der Lungenkrankheit COVID-19 Lage steigt der Bedarf für Teststäbchen schweizweit. Um die Produktion der benötigten Teststäbchen zu unterstützen und möglichen Engpässen vorzukehren, hat die ETH Zürich am Freitag entsprechende, durch die eingeschränkte Forschung stillstehende Laborgeräte einer qualifizierten Produktionsfirma in Allschwil (TG) ausgeliehen.

Zuvor hatte der Kanton Thurgau beim Genetic Diversity Centre (GDC) des Departements Umweltsystemwissenschaften angefragt, ob er einen sogenannten «Lightcycler 480» mit entsprechender Infrastruktur ausleihen und zur Produktion von Teststäbchen einsetzen dürfe. Innert weniger Stunden haben sowohl das GDC als auch Detlef Günther, ETH-Vizepräsident Forschung, die Unterstützung zugesagt. «Im Moment ist es das Wichtigste, dass wir rasch und unkompliziert helfen, wenn Not am Mann, und so unseren Teil zur Eindämmung der Corona-Pandemie beitragen», sagt Detlef Günther, «dazu gehört auch, dass wir die Forschungsinfrastruktur, die wir selber derzeit herunterfahren mussten, während der Corona-Krise jenen zur Verfügung stellen, die sie dringend benötigen.»

Normalerweise steht der Lightcycler im GDC des ETH-Departements Umweltsystemwissenschaften. Bereits seit 2009 steht das GDC als Technologieund Dienstleistungsplattform allen akademischen Institutionen schweizweit für genetische und genomische Projekte zur Verfügung (Anmerkung: das Genom umfasst das Erbgut eines Lebewesens oder eines Virus). Unter anderem betreibt, das GDC ein User-Labor mit einem modernen Maschinenpark, den man für molekulare Forschungsarbeiten benutzen kann.

Kooperation mit dem Kanton Thurgau

Die Ausleihe wurde zusammen mit dem Führungsstab des Kanton Thurgaus sehr schnell umgesetzt. Ein organisierter Transport des Forschungsgeräts wurde innerhalb weniger Stunden am 20. März von Zürich nach Allschwil realisiert. «Für uns ist diese Hilfe selbstverständlich. Es gibt einen unbürokratischen Leihschein und das Gerät wird an die ETH zurückkehren. Bis dahin hoffen wir, dass es gute und unterstützende Arbeit leistet, um die Corona-Pandemie einzuschränken.» sagt Aria Minder, technische Direktorin des GDC.

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und Direktkontakte unter Forschenden zu reduzieren, ist die ETH Zürich seit dem 20. März 2020 daran, die Forschung in allen Laboren herunterzufahren und wo immer möglich auch einzustellen. Beantragte Ausnahmegenehmigungen für Labors und Infrastruktur, die für Forschung zu COVID-19 genutzt werden, werden gerade erteilt.

Plattform zur Unterstützung der Spitäler

In der Zwischenzeit wurde im Auftrag der Task-Force COVID-19 des ETH-Bereichs die Plattform «Academic Resources for COVID» geschaffen, auf der Forschende ihre Geräte und Ressourcen anbieten könne, um die wachsende Nachfrage von Spitälern und Diagnostiklabors nach Ausrüstung, Wirkstoffen und Reagenzien, Know-how oder Personal optimal zu erfüllen. Die Plattform ist unter taskforce.sp.ethz.ch zu finden.

Professoren, Laborleiter und Forschende, die Spitäler und Labors unterstützen können, finden auf der Plattform eine aktuelle Liste mit den Anfragen der Gesundheitsinstitutionen. Über ein einfaches Online-Formular können sie ihre Ressourcen anbieten. Die Abstimmung ihrer Angebote mit dem Bedarf der Spitäler und Labors übernimmt das Labor Spiez, das Schweizerische Institut für den Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren.

Wenn das Labor Spiez den Auftrag erteilt, treten Forschende und Gesundheitspartner direkt miteinander in Kontakt. Die Spitäler und Labors ihrerseits melden ihren Unterstützungsbedarf dem Gesundheitsdienst der Armee und dem Labor Spiez - und von da werden die Informationen auf der Plattform gespeist (vgl. Grafik).

Florian Meyer