Fachhochschulstudiengänge für Frauen und Männer attraktiv gestalten

Fachhochschulst­udiengänge für Frauen und Männer attraktiv gestalten

Vier Fachhochschulen haben in einem gemeinsamen Projekt untersucht, wie Genderaspekte in den Fachbereichen Kunst und Design, Pädagogik, Soziale Arbeit und Wirtschaft erfolgreich integriert und umgesetzt werden können. Nun ist der Schlussbericht mit Empfehlungen zur gendergerechten Lehre an Fachhochschulen erschienen.

Die Segregation nach Geschlecht hält sich bei der fachlichen Orientierung heute noch hartnäckig. In der Berufsausbildung werden viele Zweige entweder von Frauen oder Männern dominiert. Auch an den Hochschulen bleiben die Unterschiede beträchtlich. Ziel des Projektes war es, Kriterien für geschlechtergerechte Lehre in spezifischen Ausbildungs- oder Weiterbildungseinheiten der Fachbereiche Kunst, Pädagogik, Soziale Arbeit und Wirtschaft zu entwickeln. Damit soll in den verschiedenen Fachkulturen den Lernbedürfnissen beider Geschlechter Rechnung getragen werden. Das Projekt wurde zwischen Juni 2009 und August 2010 durchgeführt und vom Bundesprogramm Chancengleichheit für Frauen und Männer an schweizerischen Fachhochschulen mitfinanziert. Die Projektleitung lag in den Händen der Fachstelle Gender Studies und des Instituts für Nachhaltige Entwicklung der ZHAW.

Männer im Industrial Design - Frauen in der Sozialen Arbeit

An der Untersuchung beteiligten sich die Studienvertiefung Industrial Design an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), die Weiterbildungsstudiengänge Bildungsmanagement und Bildungsinnovation an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH), der Studiengang Soziale Arbeit an der Fachhochschule Ostschweiz (FHO) sowie der Studiengang International Management der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Die vier Fachbereiche unterscheiden sich stark bezüglich ihrer Fachkulturen und Frauen- bzw. Männeranteile unter den Studierenden und Dozierenden.

Analyse und Aktionsforschung

Leitende Personen und Dozierende aus den vier genannten Fachbereichen haben Empfehlungen für die Didaktik, die Curriculagestaltung und den Auftritt gegen aussen entwickelt. Sie taten dies im Rahmen einer Aktionsforschung und haben dabei selbst bestimmt, wie Gendergerechtigkeit in den einzelnen Studiengängen zu definieren ist.

Struktur und Mentalitäten ändern

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Einsicht, dass Frauen in männerdominierten respektive Männer in frauendominierten Fachbereichen nicht speziell fit gemacht werden müssen für die jeweilige Disziplin. Es ist vielmehr an der Struktur und an den Mentalitäten innerhalb der Fachdisziplinen sowie an den Inhalten der Curricula anzusetzen, damit Frauen und Männer sich gleichermassen angesprochen fühlen von einem Studium.

Die Analysen machen deutlich, dass bei jüngeren Studiengängen neue Chancen für eine gender- (und diversity)gerechte Curriculagestaltung entstehen und bewusst ergriffen werden. Paritätische Geschlechterverhältnisse im Studiengang International Management an der School of Management und Law der ZHAW und in den Weiterbildungsstudiengängen Bildungsmanagement und Bildungsinnovation an der Pädagogischen Hochschule Zürich weisen auf einen selbstverständlicheren Umgang mit dem Thema hin, während die frauendominierte Soziale Arbeit und der eher männerdominierte Studiengang Industrial Design stärker in ihren traditionellen Fachkulturen verhaftet sind.

Mit dem Projekt kann nun ein Panorama zur Integration geschlechtergerechter Kriterien in vier sehr unterschiedlichen fachkulturellen Umfeldern an Fachhochschulen aufgezeigt werden, denn geschlechtergerecht bedeutet in jedem Kontext etwas anderes. Der vorliegende Bericht gibt Empfehlungen ab für die Didaktik, die Curriculagestaltung und den Auftritt gegen aussen.

Der Schlussbericht "Genderkompetenz in der Lehre an Fachhochschulen. Wege zur Umsetzung in den Fachbereichen Kunst, Pädagogik, Soziale Arbeit und Wirtschaft" kann bestellt oder bei der Fachstelle Genderstudies herunter geladen werden.

Schlussbericht (PDF, 1.6 MB)