Am 13. Oktober startet in Bern die Wanderausstellung «Handyfilme - Jugendkultur in Bild und Ton». Interaktive Exponate reflektieren den Einsatz von Handyfilmen im Alltag von Jugendlichen und vermitteln einem breiten Publikum verschiedene Perspektiven auf dieses Medium. Grundlagen bilden dabei die Ergebnisse eines Projekts der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste. Dieses zeigt auf, wie wichtig Handyfilme für die Pflege von sozialen Beziehungen sind.
Handyfilme sind aus dem Leben vieler Jugendlicher nicht wegzudenken. Sie nutzen das neue Medium auf sehr unterschiedliche und kreative Art, um sich mit ihrem Alltag auseinanderzusetzen. Bei welcher Gelegenheit zücken Vierzehnbis Zwanzigjährige ihre Smartphones? Welche Filme entstehen dabei und welchen Stellenwert haben sie? Wie sind sie innerhalb der Jugendund Medienkultur einzuordnen? Antworten auf diese Fragen gibt die neue Wanderausstellung «Handyfilme - Jugendkultur in Bild und Ton», die am 13. Oktober im Berner GenerationenHaus startet und bis Mitte 2016 in weiteren Städten der Deutschschweiz zu sehen sein wird.
Interaktive Szenographien veranschaulichen, dass Handyfilme weit mehr darstellen als nur «Sex & Crime», wie die Erwachsenen oft zu Unrecht meinen. Die Jugendlichen haben vielmehr einfach Spass am Dokumentieren von Alltagszenen in Bild und Ton. Sie machen Konzertmitschnitte oder filmen sich bei der Arbeit, kopieren und parodieren, stellen Szenen aus populären Serien nach oder tanzen zu Songs, die gerade in sind. Die Palette reicht von einfachen Momentaufnahmen bis zu kreativen und experimentellen Inszenierungen.
Den Alltag filmisch wahrnehmen
Diese Vielfalt des Ausdrucks zeigte ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste auf, deren wissenschaftliche Ergebnisse die Wanderausstellung vermittelt. Die vom Schweizer Nationalfonds geförderte Studie untersuchte zwischen 2012 und 2014, wie Deutschschweizer Jugendliche ihren Alltag filmisch wahrnehmen und konstruieren. Neben zahlreichen’s wurden unzählige Filme analysiert, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind.
Vielfach geht es darum, einen speziellen Moment und eine tolle Atmosphäre festzuhalten und den anderen zu zeigen «schaut, ich war dabei!». «Das Filmen mit dem Handy spielt somit eine grosse Rolle in der Pflege von sozialen Beziehungen», erklärt Christian Ritter vom Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich. Er hat zusammen mit Dr. Ute Holfelder die Ausstellung konzipiert. «Die Jugendlichen sichern sich die soziale Anerkennung ihrer Gruppe. Zudem schweisst das gemeinsame Herstellen und das gemeinsame Anschauen der Filme zusammen.» Anders als oft angenommen, werden die Filme jedoch kaum über Social Media geteilt oder auf Videosharing-Plattformen geladen.
Begleitprogramm für Fachpersonen
Die Ausstellung eignet sich insbesondere für Schulklassen und Jugendliche der Sekundarstufen. Die Ergebnisse dieser Studie wollten die Forschenden nicht nur Jugendlichen und Eltern zugänglich machen, sondern auch Lehrerinnen und Lehrern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Jugendarbeit und der Sozialpädagogik, die mit diesem Phänomen zu tun haben. An jedem Standort werden zusammen mit regionalen Partnern aus der Jugendförderung ein Begleitprogramm, Weiterbildungskurse für Fachleute sowie Handyfilm-Workshops für Jugendliche angeboten. In diesem Zusammenhang wird neben der praxisbezogenen Technik auch die Doppeldeutigkeit des Handyfilmes als Mittel zur Selbstermächtigung und als Instrument der Selbstkontrolle diskutiert.