Arbeitsbedingter Stress und die daraus folgenden Konsequenzen nehmen zu, wie unter anderem der «Job-Stress-Index 2022» der Gesundheitsförderung Schweiz zeigt. Konsequenzen sind mentale und körperliche Beschwerden, die sich wiederum in Form von häufigeren Fehlern, Absenzen oder Jobwechselabsichten negativ auf den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen auswirken können. Dies bewegt immer mehr Unternehmen, das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Ein möglicher Ansatz: Humor. Hier setzt die Studie von Marina Pletscher an. Die wissenschaftliche Assistentin und Doktorandin am Center für Human Resource Management (CEHRM) hat untersucht, welchen Einfluss Humor am Arbeitsplatz und die Ähnlichkeit der Humorstile von Vorgesetzten und Mitarbeitenden auf die Qualität ihrer Beziehung hat. Die Studie bildet den zweiten von drei Teilen ihrer kumulativen Dissertation und basiert auf einem Datensatz, der im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Forschungsprojekts «Biases in Talent Identification» (2020-2024) erhoben wurde. Projektverantwortlicher war Bruno Staffelbach, Professor für Betriebswirtschaftslehre.
Integration in die Arbeitskultur
Aus der Studie geht hervor: Humor kann von Führungskräften als Managementinstrument genutzt werden, um Arbeitsbeziehungen zu verbessern und Bindungen zu stärken. Ebenfalls ratsam sei es, Mitarbeitende in ihrem humorvollen Verhalten zu stärken.Marina Pletscher resümiert: «Eine Prise guter Humor verbessert jede menschliche Interaktion.» Am Arbeitsplatz sei dies nicht anders: «Mit ein wenig Spass hellt sich die Stimmung im Team auf und die Motivation steigt.» Allerdings soll darauf geachtet werden, «dass der Humor angemessen eingesetzt wird, damit gemeinsam gelacht werden kann». Unterstützen kann dabei die Differenzierung verschiedener Humorstile und das Bewusstsein, dass sich diese sowohl positiv wie auch negativ auswirken können.
Ähnlichkeiten von Vorteil
In der Literatur wird zwischen vier Humorstilen unterschieden: affiliativer (also kooperativ und sozial orientiert), selbstaufwertender, selbstabwertender und aggressiver Humor. Während die ersten beiden Humorstile in der Forschung generell als stimmungshebend eingeordnet werden, gelten die letzten beiden als stimmungssenkend. Aggressiver Humor liegt vor, wenn sich Vorgesetzte zum Beispiel abwertend über Mitarbeitende lustig machen und dabei deren Gefühle missachten. Selbstabwertender Humor kann sich hingegen auch förderlich auf das Arbeitsklima auswirken, sofern dieser moderat eingesetzt wird. Dies, da dadurch soziale Distanz und Statusunterschiede tendenziell verringert werden. Schädlich wirken kann dieser Humorstil jedoch bei Übermässigem Gebrauch: wenn dieser beispielsweise als Mangel an Selbstwertgefühl der Vorgesetzten wahrgenommen wird oder Mitarbeitende dadurch weniger glaubwürdig erscheinen.Die Resultate der Studie bestätigen die Hypothese von Marina Pletscher, demnach Ähnlichkeiten in affiliativem, selbstaufwertenden und selbstabwertendem Humor die Qualität der Beziehung von Vorgesetzten und Mitarbeitenden positiv beeinflusst. Bei aggressivem Humor geht die Wirkung in die umgekehrte Richtung und verschlechtert das Verhältnis zueinander, dies allerdings sowohl bei Ähnlichkeiten als auch bei Unterschieden. Dieser Befund dürfte Vorgesetzte ermutigen, der jeweiligen Situation angepasste, nicht-aggressive Humorstile zu fördern, um zur Reduktion von arbeitsbedingtem Stress beizutragen. Wenn zudem Ähnlichkeiten im Humorstil vorliegen, ist dies umso wirkungsvoller. Generell handelt es sich bei Humorstilen nicht um Persönlichkeitsmerkmale, sondern um Verhaltensmuster, wie Marina Pletscher ausführt. Daher können diese bewusst verändert oder weiterentwickelt werden - Vorgesetzte können zum Beispiel ihr humorvolles Verhalten anpassen, um dieses für die Teambeziehung vorteilhafter zu gestalten.
Der Aufsatz «When Humour Works: Impact of Humour Style Similarity on Supervisor-Subordinate Relationship» von Marina Pletscher wurde in der Online-Fachzeitschrift «Central European Business Review» publiziert. Die Daten ihrer Studie basieren auf einer 2022 durchgeführten quantitativen Online-Umfrage, an der rund 300 Angestellte teilgenommen haben. Die Resultate stützen Befunde aus anderen Studien, wie Marina Pletscher festhält.
Open-Access-Aufruf der Studie