Krankenpflege in Deutschland - gestern und heute

Schwestern-Speisezimmer an der Charité um 1900 (Bild:
          Berliner Medizin
Schwestern-Speisezimmer an der Charité um 1900 (Bild: Berliner Medizinhistorisches Museum der Charité)

Die neue Sonderausstellung des Medizinhistorischen Museums der Universität Zürich thematisiert die Krankenpflege in Deutschland. Sie zeigt deren lange und verzweigte Entwicklung: Von der Pflege des 19. Jahrhunderts, der Kriegskrankenpflege und der Krankenpflege in den beiden deutschen Staaten bis hin zum stationären Alltag heute. Die Ausstellung «WHO CARES? Geschichte und Alltag der Krankenpflege in Deutschland» dauert vom 30. März bis 2. September 2012.

Die aktuelle Ausstellung veranschaulicht, wie sich der Beruf der Krankenpflege in Deutschland herausbildete und professionalisierte. Ab etwa 1800 entsteht die Pflege als Beruf. Die Pflege ist zuerst eng mit der Kirche verknüpft und wird beispielsweise durch Ordensschwestern ausgeübt. Neben diese religiöse Verankerung tritt die Pflege im Rahmen der freiwilligen Kriegskrankenpflege und als weltlicher Beruf. Auch politisch-historische Ereignisse wie die Weltkriege, der Nationalsozialismus und schliesslich die deutsche Teilung beeinflussten die Entwicklung der deutschen Krankenpflege stark.

Auch Historie der Pflege ist wichtig

Im historischen Teil der Ausstellung sehen Besucherinnen und Besucher Objekte und Fotos aus der stationären Pflege des 19. Jahrhunderts, der Kriegskrankenpflege und wie sich die Krankenpflege in der DDR und BRD entwickelt hat. Das Besondere der Ausstellung ist, dass sie die Geschichte mit dem Alltag der Pflegenden heute kontrastiert. In der konventionellen Medizingeschichte steht das medizinische Wissen im Vordergrund. Doch Flurin Condrau, Direktor des Medizinhistorischen Instituts und Museums, erklärt: «Die Pflege gehört zur täglichen medizinischen Praxis und soll deshalb auch historisch untersucht werden. Durch die Geschichte der Pflege können wir die Praxis in den Spitälern besser verstehen.»

Stationärer Alltag

Der zweite Teil der Ausstellung veranschaulicht den Alltag von Pflegenden. Besucherinnen und Besucher werden auf die Krankenstation geführt und sehen in verschiedenen Abteilungen die Vielfalt der Aufgaben und Herausforderungen des Berufs. So zum Beispiel die Körperpflege und Ernährung, aber auch medizinische Arbeiten wie ein Verbandswechsel oder die Verabreichung von Medikamenten. In der Ausstellung werden auch jene Faktoren zum Thema gemacht, die die Arbeit der Pflegenden erschweren: Zeitmangel und die ständige Konfrontation mit Grenzerfahrungen.

Begleitprogramm: mit Blick auf die Schweiz

Wichtiger Bestandteil der Ausstellung ist das Begleitprogramm. Es greift vielfältige Themen wie Interprofessionalität in Medizinalberufen, Krankenpflege im Nationalsozialismus, Männer und ihr Umgang mit Gesundheit oder das Thema «Ekel» in der Pflege und der Medizin allgemein auf. Die Ausstellung zeigt Themen, die für die Geschichte und Gegenwart der Pflege in der Schweiz wichtig sind - Migration, Grenzerfahrungen, Zeitdruck. Es gibt aber Unterschiede zur Pflegesituation in der Schweiz, die in den öffentlichen Führungen und durch das Begleitprogramm thematisiert werden.

Die Ausstellung «WHO CARES?» ist als Wanderausstellung konzipiert und stammt aus dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité. In Zürich wird sie das erste Mal ausserhalb Berlins gezeigt.