Marcel Benoist-Preis 2023 für den Bereich Pflanzenkommunikation

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 (Image: Pixabay CC0)
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Die Marcel Benoist Stiftung verleiht den Marcel Benoist-Preis 2023 an Ted Turlings der Universität Neuenburg «für seine herausragenden Beiträge in den Bereichen der chemischen Ökologie und der Interaktion zwischen Pflanzen und Insekten». Dem Biologen Ted Turlings gelang Anfang der 1990er Jahre eine wegweisende Entdeckung: Pflanzen senden Gerüche aus und locken so Fressfeinde von Schädlingen an, die sie angreifen. Turlings Arbeit führte zu grundlegenden Fortschritten im Verständnis der Interaktionen zwischen Pflanzen und Insekten. Sie hat nicht zuletzt neue Ansätze in der biologischen - pestizidfreien - Schädlingsbekämpfung hervorgebracht, einem zentralen Punkt der nachhaltigen Landwirtschaft.

Der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist 2023 geht an den Biologen Ted Turlings der Universität Neuenburg. Seine Forschungsarbeiten haben komplexe biologische Phänomene in der Pflanzen-Tier-Kommunikation aufgeklärt und die Umweltwissenschaften weltweit geprägt. Sie eröffneten neue Wege in der nachhaltigen Landwirtschaft, im Rahmen der biologischen, pestizidfreien Schädlingsbekämpfung. Mit seinen innovativen Ansätzen trug Turlings wesentlich zum Verständnis der Rolle bei, welche chemische Signale in der Kommunikation zwischen verschiedenen Arten spielen, der sogenannten chemischen Ökologie.

Wenn Pflanzen über Gerüche kommunizieren

Ted Turlings’ Forschung entwickelte sich aus einer grundlegenden Entdeckung, die er 1990 machte: Pflanzen können sich gegen Schädlinge verteidigen, indem sie flüchtige Verbindungen - Geruchsstoffe - produzieren und so deren Fressfeinde anlocken. Dabei ist es ein Stoff aus dem Speichel der Schädlinge selbst, der die Produktion der Duftmoleküle bei den Pflanzen auslöst. Die Arbeit von Turlings’ Team reicht von der Grundlagenforschung bis hin zur angewandten Forschung. Sie hat neue Wege für eine Reduktion des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft eröffnet. Der Ansatz, auf die natürlichen Feinde von Schädlingen zurückzugreifen, wird als «biologische Schädlingsbekämpfung» bezeichnet. Diese ist ein entscheidendes Element nachhaltiger Landwirtschaft, da Schädlinge weltweit bis zu vierzig Prozent der Ernten vernichten.

So könnten beispielsweise die von Pflanzen produzierten Abwehrgeruchsstoffe gemessen werden, um Schädlingsbefall bereits zu erkennen, bevor Schäden an der Kultur auftreten. Damit liessen sich Pflanzenschutzmittel viel gezielter einsetzen. Ted Turlings erforscht auch Pflanzensorten, die besonders viele Duftverbindungen produzieren, welche Nützlinge anlocken oder Schädlinge abwehren. Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Synthetisierung von Pflanzenduftmolekülen, welche Fressfeinde von Schädlingen anlocken, bevor diese die Kulturen Überhaupt befallen können. In Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Forschungsinstituten und Nichtregierungsorganisationen wie dem Centre for Agricultural Bioscience International (CABI) erforscht das Team um Ted Turlings eine Reihe solcher Möglichkeiten.

«Dieser Preis ist für mich eine grosse Ehre», so Ted Turlings. «Er ist eine Anerkennung für die langjährige Arbeit, die ich mit meinen äusserst kompetenten Mitarbeitenden leisten durfte, und für die Art unserer Forschung. Die Nahrungsmittelproduktion trägt heute erheblich zum Klimawandel und zu Umweltproblemen bei. Doch wir haben die Mittel, es besser zu machen, und die Wissenschaft spielt dabei eine wichtige Rolle».

Wie Pflanzen Insekten anlocken, um sich zu verteidigen

Dank der Arbeit von Ted Turlings konnte im Detail aufgeklärt werden, welche Mechanismen ablaufen, wenn eine Raupe ein Maisblatt frisst. Eine Verbindung im Speichel des Insekts, Volicitin genannt, ruft bei Rezeptoren auf dem Blatt eine Reaktion hervor. In der Folge beginnt die Pflanze, flüchtige Moleküle - aromatische Verbindungen und Terpenoide - zu produzieren. Diese locken Schlupfwespen an, die ihre Eier in den Raupen ablegen. Die Wespenlarven fressen den Schädling schliesslich von innen. Auf diese Weise schützt sich die Pflanze selbst, indem sie einen Feind ihres Feindes zu Hilfe ruft.

«Ich bin hocherfreut, dass Ted Turlings ausgezeichnet wurde, er ist ein herausragender Wissenschaftler», sagt Didier Queloz, Präsident der Marcel Benoist Stiftung. «Seine Forschung hat spektakuläre Ergebnisse erbracht, die das Potenzial für tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesellschaft und insbesondere auf die nachhaltige Landwirtschaft haben». Der Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist wird Ted Turlings am 30. Oktober 2023 in Bern Übergeben, in einer gemeinsamen Zeremonie mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Latsis.