Meeresspiegel steigt stark an

Wikicommons, Chris Leipelt
Wikicommons, Chris Leipelt

Die Gletscher, Permafrostböden und Ozeane weltweit vera’ndern sich mit dem Klimawandel im Lauf dieses Jahrhunderts markant. Dies zeigt der neue Bericht des Weltklimarates (IPCC), an dem Thomas Frölicher und Carolina Adler von der Universität Bern als Leitautoren beteiligt waren. So steigt der Meeresspiegel stärker als bisher angenommen, Hitzewellen im Meer werden häufiger und der Grossteil der Gletschermasse in Europa verschwindet.

Der Meeresspiegel wird bis 2100 um 43 bis 84 Zentimeter steigen und Gebiete unter Wasser setzen, in denen heute Hunderte von Millionen Menschen leben. Gletscher weltweit verlieren zwischen 2015 und 2100 18 bis 36 Prozent ihrer Masse, jene in Europa gar über 80 Prozent. Bei weiterhin hohen Treibhausgas-Emissionen könnten bis 2100 49 bis 89 Prozent der wenig tiefen Permafrostbo’den auftauen und damit an Stabilita’t einbu’ssen. Dies zeigt der IPCC-Bericht zu Ozean und Kryosphäre (Eis, Permafrost), der am 25. September 2019 veröffentlicht wurde.

Hochgebirgslandschaften in Gefahr

’Die Ha’nge in den Alpen und anderswo werden durch die immer wa?rmeren Permafrostbo’den instabil und setzen in den Polarregionen Kohlenstoff-Reservoire frei, die dort seit Tausenden von Jahren ruhten’, sagt Konrad Steffen, Direktor der Eidgeno-ssischen Forschungsanstalt WSL und Autor des IPCC-Berichtes. Dadurch gelangen bis Ende 2100 Dutzende oder gar Hunderte von Gigatonnen als Kohlendioxid oder Methan in die Atmospha’re und heizen das Klima weiter auf. ’Durch eine starke Reduktion der Treibhausgas-Emissionen ko’nnen wir wesentliche Teile der ikonischen Hochgebirgslandschaften erhalten’, sagt Autorin Carolina Adler von der Mountain Research Initiative, die an der Universität Bern angesiedelt ist.

’Dazu mu’ssen wir bei der Entwicklung der Gebirgsregionen die Anpassung an den Klimawandel stets beru‘cksichtigen und die lokale Bevo’lkerung miteinbeziehen.’ Autor Andreas Fischlin von der ETH Zu’rich und Vizepra-sident der zweiten Arbeitsgruppe des Weltklimarats erga’nzt: ’U‘berall auf der Welt a’ndert sich das Hochgebirge besonders stark: Gletscher schmelzen und Pflanzen und Tiere aus dem Unterland besiedeln ho’here Lagen oder a?ndern ihr Verhalten, wobei der Lebensraum der Hochgebirgsspezialisten schwindet.’

Noch nie dagewesenes Klima

Bezu’glich der Ozeane spricht der Weltklimarat von einem neuen, seit präindustriellen Zeiten noch nie dagewesenem Klima. Marine Hitzewellen werden bei weiterhin hohen Treibhausgas-Emissionen bis 2100 50-mal ha‘ufiger. Die Ozeane werden saurer, enthalten immer weniger Sauerstoff und die Prima’rproduktion nimmt ab. ’Wir sehen bereits jetzt markante Vera‘nderungen in den Ozeanen, von der Oberfla’che bis in grosse Tiefen, von den Polen bis in die Tropen. Dieser Wandel wird die Verteilung und die Fu’lle des Lebens u’berall in unseren Meeren beeinflussen’, sagt Thomas Fro?licher, IPCC-Autor von der Universita’t Bern.

’Das Schmelzen der Eisschilde an den Polen beschleunigt den Anstieg des Meeresspiegels’, sagt Autor Nicolas Gruber von der ETH-Zu’rich. Gerade der Anteil des schmelzendes Eises in der Antarktis wurde bisher unterscha’tzt. Mit dem steigenden Meeresspiegel nehmen in diesem Jahrhundert Risiken wie Fluten oder Ku‘stenerosion deutlich zu. Alleine die Scha’den durch U’berschwemmungen werden ja?hrlich auf das 100- bis 1000-fache ansteigen.

Treibhausgas-Emissionen ’dringend und ambitioniert’ senken

’Das offene Meer, die Arktis oder die Antarktis scheinen vielen weit weg zu sein. Aber die Bevo‘lkerung weltweit, inklusive wir Menschen in der Schweiz, ha’ngt von diesen Systemen ab - fu’r Wetter und Klima, für Nahrung und Wasser, für Energie, Handel, Transport, Erholung und Tourismus, Gesundheit und Wohlergehen, Kultur und Identität’, sagt Thomas Fro’licher. Die Autorinnen und Autoren des IPCC-Berichtes formulieren viele politische, gesellschaftliche und technische Handlungsmo-glichkeiten und verweisen deutlich auf die Dringlichkeit: Fu’r eine nachhaltige Entwicklung mu’ssten die Treibhausgas-Emissionen ’dringend und ambitioniert’ gesenkt und die Folgen des Klimawandels auf die lebenserhaltenden Ozeane und die Kryospha’re gemindert werden, etwa durch den Ausbau des Ku?stenschutzes durch Bauten oder Bepflanzungen.

Quelle: Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT)